25. Februar 2023
Unser letzter Tag in Kyōto begrüßte uns mit einem strahlend blauen Himmel - warum war das Wetter in den vergangenen Tagen nicht so? Aber der Wettergott hatte unsere Unzufriedenheit wohl gehört und dann doch noch einige Regenwolken geschickt. Nun stand die lange Fahrt (mehr als 400km) zu unserem letzten Ziel der Reise, dem Fuji-San auf dem Programm.
Fahrt zum Fuji-San
Nach dem Frühstück holten wir unser Auto zum Hotel. In Erwartung einer erneuten Überraschung beim Parkpreis (der Wagen stand jetzt wegen des gestrigen Regens zwei Tage dort) hatte ich zwischenzeitlich reichlich 1000 Yen-Scheine gesammelt. Die Automaten nehmen teilweise ausschließlich diese an. Aber diesmal war die Überraschung positiv, der Automat wollte „nur“ 2.400 Yen (ca. 16€) haben und hätte auch Kreditkarten akzeptiert. Was mache ich nun mit den ganzen 1000 Yen Scheinen?
Nach dem Einladen des Gepäcks fuhren wir auf der Strecke zum Fuji zunächst zum Suwa See. Der See liegt in 760m Höhe in der Präfektur Nagano. Die Fahrtroute war sehr schön, die schneebedeckten Bergzüge erinnerten an die Schweiz - wären da nicht die exotischen Straßenschilder.
In Suwa angekommen, haben wir dort bei schönstem Sonnenschein die dortige Burg Takashima und einen Schrein besucht, wo Simone und Luise sich den obligatorischen Tempel-Stempel im Stempel-Tempel abgeholt haben.
Die Stempelbücher der beiden waren bereits gut gefüllt. Hier wehte ein starker Wind und es war sehr kalt. Das Wasser im Burgraben war stellenweise noch eisbedeckt.
Burg Takashima
Die Burg Takashima wurde ursprünglich auf einer Halbinsel errichtet, die in den Suwa-See hineinragte, wobei der See selbst einen Teil der Gräben bildete. Dies bedeutete, dass nur die dem Ufer zugewandte Seite mit starken Wällen versehen werden musste. Die Hauptburg (Honmaru) war durch Brücken mit der zweiten Burg (Ni-no-maru) und der dritten Burg (San-no-Maru) verbunden, wobei die Hauptbastion (Koromo-no-nami kuruwa (衣之波曲輪 )) mit dem Haupttor (Ōtemon) zur Küste hin wies.
Während der Edo-Periode wurde die Burg durch die zunehmende Verlandung des Suwa-Sees von Land umgeben, und die Anlage befindet sich heute inmitten der Stadt Suwa. Heute ist das Gelände ein öffentlicher Park. Nur Nord- und Ostseite des Burggrabens sind erhalten geblieben. Im Jahr 1970 wurden einige der Burgstrukturen rekonstruiert, die jedoch nicht historisch korrekt sind. Takashima Castle wurde 2017 in die Liste der 100 schönsten japanischen Burgen aufgenommen.
Gegen 16:00 Uhr machten wir uns dann weiter auf den Weg zu unserer letzten Station, dem Fuji View Hotel. Zunächst tauchte aber eine unerwartete Schwierigkeit auf:
Wir mussten tanken und fuhren die nächstgelegene Tankstelle an. Dort hatten wir aber Probleme, die Tankklappe am Leihwagen zu öffnen. Die Bedienungsanleitung im Wagen gab es nur in japanischer Sprache. Nach Betätigung aller möglichen Schalter im Wagen (Simone hat dabei sogar die Motorhaube geöffnet) wirkten wir offenbar so hilflos, dass uns ein netter Japaner zu Hilfe kam.
Der Entriegelungshebel fand sich schließlich im Fußraum rechts neben dem Fahrersitz. Auch beim Tanken - man musste an der Zapfsäule mit Scheinen im Voraus bezahlen (gut, dass ich noch so viele 1000 Yen Scheine hatte 😉) war uns der nette Japaner dann auch noch behilflich.
Die Fahrt war sehr abwechslungsreich und erinnerte uns mit ihren Serpentinen und schneebedeckten Berggipfeln immer mehr an die Schweiz.
Gegen 18:00 Uhr kamen wir endlich wohlbehalten im Fuji View Hotel an. Wir hatten diesmal ein Zimmer im japanischen Stil mit Blick auf den Fuji-San gewählt, der sich aber zunächst hinter den Wolken versteckte. Wir waren gespannt, wie es sich auf den japanischen Futon-Betten schläft.
Das Zimmer war traditionell mit Tatami-Matten und Yukatas für alle Gäste eingerichtet. Luise freute sich besonders, dass das Hotel auch einen Onsen hatte, den sie fleißig nutzte. Vor dem großen Fenster hatte unser Zimmer einen kleinen Vorraum mit zwei Stühlen. Das Wetter am Abend war schlecht, der Himmel bedeckt. An den kommenden Tagen sollte der Himmel aber wolkenfrei sein. Da wir erst spät angekommen waren und nun etwas ausruhen wollten, hatten wir uns bei der Ankunft im Hotel zum Abendessen angemeldet. Zu unserer Freude wurde dort ein französisches 6-Gänge Menü angeboten, da konnten wir nicht widerstehen…
Nachdem wir uns in unserem Zimmer etwas eingerichtet hatten, gingen wir dann in das Hotelrestaurant zum Abendessen. Es war ein Samstag und das Hotel war sehr gut besucht. Wir haben nur sehr wenige Ausländer gesehen. Offenbar reisen viele Japaner zu einem Wochenendausflug hierher. Im Hotel werden anscheinend samstags zwei unterschiedliche große Menus angeboten, ein traditionell japanisches und ein aufwendiges französisches „Superior Menu“. Da wir bisher reichlich japanisch gegessen hatten, wollten wir ausprobieren, wie sich Japaner ein französisches 6-Gänge-Menu vorstellen.
Das hat sich ausgesprochen gelohnt! Das Essen war sehr lecker und seinen Preis von umgerechnet etwa 80€ pro Person absolut wert. Endlich hatten wir wieder einmal das gewohnte Arbeitsgerät in ausreichender Menge beim Essen zur Verfügung. Luise ist trotz mehrmonatiger Abstinenz auch wieder ganz gut mit Messer & Gabel zurechtgekommen. Es gab auch wieder Wagyu Rind - delikat!
Zum Essen hatten wir den empfohlenen japanischen Wein bestellt - nunja, den kann man trinken, muss man aber nicht. Naja, ganz so schlimm war er nach dem dritten Glas aber auch nicht mehr. Zum Abschluss gab es noch eine Tasse Kaffee und ein Küchlein.
Nach dem opulenten Abendessen gingen wir müde zurück in unser Zimmer. Während des Abendessens wurde dieses vom Zimmerservice bereits für den Nachtbetrieb umdekoriert. Luise hat sich gleich den Yukata angezogen, um noch den hoteleigenen Onsen zu besuchen.
Müde fielen wir ein einen tiefen und sehr guten Schlaf.