24. Februar 2023

An unse­rem vor­letz­ten Tag in Kyō­to war das Wet­ter lei­der sehr schlecht. Wir haben daher erst ein­mal etwas län­ger geschla­fen und sind nach einem lecke­ren Früh­stück unter Regen­schir­men zum San­jū­san­gen-do Schrein gelau­fen. Innen in dem mehr als 100m lan­gen Gebäu­de ste­hen 1000 gro­ße Sta­tu­en mit ver­schie­de­nen Gott­hei­ten. Das Gan­ze ist sehr beein­dru­ckend. Lei­der durf­te man im Tem­pel aber nicht fotografieren..

Der Tem­pel ist aus der Geschich­te berühmt für sei­ne als Tōs­hi­ya (通し矢, wörtl. „Pfei­le, die das Ziel tref­fen“) bekann­ten Wett­kämp­fe im Bogen­schie­ßen mit dem japa­ni­schen Lang­bo­gen. Die­se fan­den jähr­lich im Mai auf der 2,5 m brei­ten, nur 5,5 m hohen und 120 m lan­gen West­ve­ran­da auf der Rück­sei­te des Tem­pels statt. Die Schüt­zen schos­sen dabei vom Süd­ende der Veran­da auf ein an der Nord­sei­te als Ziel ange­brach­tes Tuch, dort befand sich auch das Kampf­ge­richt, das die gül­ti­gen Tref­fer anzeigte.

Auch heu­te noch wird unter glei­chem Namen auf dem Tem­pel­ge­län­de jedes Jahr ein bekann­ter Kyū­dō-Wett­kampf ver­an­stal­tet. Aus denk­mal­schüt­ze­ri­schen Grün­den aller­dings im Hof neben der Haupt­hal­le und nur über 60 m Distanz („Ente­ki“).

Eine Demons­tra­ti­on des Tōs­hi­ya in sei­ner ursprüng­li­chen Form fin­det jähr­lich Mit­te Janu­ar statt. Haupt­säch­lich schies­sen in sehr auf­wen­di­gen Kimo­nos geklei­de­te jun­ge Mäd­chen. Die Aus­sen­an­la­ge des Tem­pels war auch sehr schön mit Tei­chen ange­legt, lei­der reg­ne­te es in einem fort. Aber die roten Bal­ken der Anla­ge sind bei jedem Wet­ter fotogen.

Danach ging es wei­ter zum nächs­ten Schrein, um den nächs­ten Stem­pel abzu­ho­len. Der Toyo­ku­ni-Schrein liegt auf dem Weg nach Gion, dem alten Gei­sha-Vier­tel mit schö­nen ursprüng­li­chen Häu­sern und Gas­sen. Für den wei­te­ren Weg stärk­ten wir uns auch wie­der in einem Starbucks.

Gion ist ein Stadt­teil von Kyō­to, in dem Jahr für Jahr die uralte Tra­di­ti­on der Gei­shas fort­ge­führt wird. Er wur­de ursprüng­lich als Zwi­schen­sta­ti­on für Pil­ger gebaut, die den Yasa­ka-Schrein besu­chen. Hier eini­ge Bil­der aus Gion:

Um eine Gei­sha, eine Hüte­rin der tra­di­tio­nel­len japa­ni­schen Küns­te, wer­den zu kön­nen, müs­sen die Anwär­te­rin­nen eine kom­ple­xe und auf­wen­di­ge Aus­bil­dung hin­ter sich brin­gen. Die Aus­bil­dung zur Gei­sha dau­ert 6 Jah­re, 6 Mona­te und 6 Tage. Mäd­chen zwi­schen 15 und 17 Jah­ren kön­nen sich als Mai­ko bewer­ben. Als Bedin­gun­gen für ihre Auf­nah­me, dür­fen die Mäd­chen maxi­mal 1,60 Meter groß sein, müs­sen min­des­tens 43 Kilo­gramm wie­gen und recht stark sein, denn das Gewicht der tra­di­tio­nel­len Klei­dung, sowie der Perü­cken, die die Gei­shas tra­gen, ist beträchtlich. 

Erfüllt ein Mäd­chen die­se Anfor­de­run­gen und wird aus­ge­wählt eine Aus­bil­dung zur Gei­sha antre­ten zu dür­fen, ver­lässt sie ihr Fami­li­en­haus und zieht in ein Wohn­haus der Gei­sha-Gemein­schaft, eine soge­nann­te Oki­ya. Umge­ben von Gleich­ge­sinn­ten, wird eine jun­ge Anwär­te­rin von ihrer Gei­sha-Mut­ter, ihrer Aus­bil­de­rin, in den japa­ni­schen Küns­ten unter­rich­tet und zu einer Gei­sha herangezogen.

In Kyō­to wer­den die Gei­shas Gei­ko genannt. Nach­dem sie lan­ge Zeit Gesang, Musik, Tanz und Kör­per­hal­tung stu­diert haben, zei­gen die­se Künst­le­rin­nen ihr Talent, indem sie Kun­den in die Ocha­ya, die tra­di­tio­nel­len Unter­hal­tungs­ein­rich­tun­gen, beglei­ten.
Es ist jedoch nicht leicht, eine Mai­ko - geschwei­ge denn eine Gei­sha - zu ent­de­cken. Um die Gele­gen­heit zu haben, sie zu sehen, muss man die berühm­ten Ocha­ya, oder Oki­ya, in der Gei­shas leben, fin­den. Und dann muss man wis­sen, wie man zwi­schen Mai­kos und Gei­shas unter­schei­den kann.

Eini­ge Zei­chen sind leicht zu erken­nen: Gei­shas tra­gen eine Perü­cke, wäh­rend Mai­kos ihr ech­tes Haar tra­gen - des­halb kann man bei den Mai­kos im Gegen­satz zu den Gei­shas die natür­li­che Haut­far­be im Nacken sehen. Ins­ge­samt ist der Kimo­no- und Haar­schmuck der Mai­kos auf­fäl­li­ger und far­ben­fro­her. Der Obi (Gür­tel) der Mai­kos ist auch auf der Rück­sei­te viel län­ger als der der Geishas.

An unse­rem letz­ten Abend in Kyō­to ging es noch ein­mal ins „Dais­ho­gun“, das Yaki­ni­ku Restau­rant hin­ter dem Bahn­hof, in dem wir an unse­rem zwei­ten Abend schon ein­mal waren und das uns außer­or­dent­lich gut gefal­len hat­te. Wir gönn­ten uns noch ein­mal Wagyu-Rind und zum Nach­tisch Matcha-Eis Crè­me brûlée. Der Abend war wie­der sehr nett, ein gelun­ge­ner Aus­klang unse­res Besuchs in Kyō­to. Das grü­ne Getränk ist übri­gens Lime-Sour, das sieht zwar gif­tig aus, schmeckt aber sehr gut.