Eines der herausragendsten Features der Canon EOS R5 ist der neue DualPixel-Autofokus. Dieser deckt fast den gesamten Sucherbereich ab, erkennt Tiere und Menschen und bei diesen sogar noch die Augen, auf die er dann bevorzugt fokussiert. Einige statische Bilder habe ich ja bereits früher in meinem Blog gezeigt.
Gerne wollte ich aber das Ganze auch einmal in Action ausprobieren. Da meine bevorzugten Motive, wie ja hier auf meiner Website leicht ersichtlich ist, Säugetiere, Landschaften und Städte sind, habe ich bisher wenig Erfahrung mit der BIF (Birds-In-Flight) Fotografie.
Bei einem Spaziergang an einem See hörte ich nun plötzlich eine Ente heranfliegen. Zufällig hatte ich an der R5 gerade das Sigma 60-600mm DG OS HSM. Ich nutzte die Gunst des Augenblicks und stellte noch schnell die R5 auf Zeitvorwahl mit einer Belichtungszeit von 1/1600 um.
Leider befand sich die Kamera nicht im Serienbildmodus, so dass mir nur wenige Fotos gelangen. Ich habe danach die Serienbildeinstellung (Elektronischer Verschluss, 20 Bilder/s, Modus TV und Belichtungszeit von 1/2000s) direkt auf die Voreinstellung C3 gelegt, damit mir so etwas nicht noch einmal passiert 🙂 . Das folgende Foto finde ich für meine Verhältnisse aber dennoch ganz passabel:
Der AF verfolgte die Ente exakt und erkannte auch das Auge sicher. OK, das hätten erfahrene Birder wahrscheinlich auch mit einer DSLR genauso gut hinbekommen, da die Flugrichtung der Ente gerade war und man das Autofokusfeld beim Mitziehen auch hätte manuell auf den Kopf plazieren können. Und besonders schnell musste der Autofokus im Einzelbildmodus der Kamera ja auch nicht sein.
Nach Angabe von Canon soll der AF der EOS R5 aber selbst bei der höchsten Serienbildgeschwindigkeit von 20 Bildern/s mit elektronischem Verschluss in der Lage sein, Objekte sicher zu verfolgen.
Das wollte ich natürlich nun selbst ausprobieren. Als Übungsobjekt diente mir diesmal eine Libelle, die ich in der Nähe entdeckte. Ich habe sie wieder mit meinem Sigma 60-600mm DG OS HSM, adaptiert mit dem Canon RF-EOS R Adapter bei 600mm Brennweite, Blende 7,1, 1/2000s Belichtungszeit und ISO 1250 mit höchster Serienbildgeschwindigkeit fotografiert.
Die Aufnahme erfolgte gegen Mittag bei strahlendem harten Sonnenlicht und soll nur die technischen Möglichkeiten - frei von einem künstlerischen Aspekt - demonstrieren. Nachfolgend ein unbeschnittenes Bild aus der Serie:
Und hier ein 100% Crop der Libelle aus dem obigen Bild:
Bei der Serie mit 20 Bildern/s waren bis auf 1-2 Aufnahmen ALLE Einzelbilder 100% im Fokus. Während der Aufnahme sah man die Autofokusmarkierung auf der relativ kleinen Libelle kleben, obwohl ich das Ganze aus der Hand fotografierte und doch deutlich hin- und herwackelte. Nachfolgend ein animiertes verkleinertes und leicht gecroptes GIF der Serie:
Neugierige können sich die Sequenz auch gerne in höherer Auflösung (full HD) ansehen (Achtung: 57 MB GIF)
Insgesamt bin ich von der Leistung des Autofokus der Canon EOR R5 doch stark beeindruckt. Und auch das adaptierte Sigma 60-600 schlägt sich sehr gut an ihr. Insbesondere das Preis / Leistungsverhältnis des Objektivs ist unschlagbar. Im Vergleich zum fast doppelt so teuren Original Canon RF 100-500 F4.5-7.1L IS USM hat es einen noch größeren Brennweitenbereich und bei 100mm mehr Brennweite noch eine um 1/3 Blendenstufe höhere Lichtstärke. Der einzige echte Nachteil ist allerdings das Gewicht von 2,7kg (Canon RF 100-500 nur 1.530g).
Ziemlich beeindruckend die Verfolgung der Libelle. Da fragt man sich, warum Nikon das nicht hinbekommt. Die R5 ist von 2020, wenn ich mich nicht irre. Die Nikon Z8 von 2023. Bei der Motivverfolgung (alle, Tier und Mensch) schaffe ich es kaum, eine Libelle mal mit der 135er Festbrennweite einzufangen. Auch was die neue R2 Mark II angeht mit „Aktionspriorität“. Sowas vermisse ich bei der Z8.
Danke und herzliche Grüße aus Karlsruhe
Micha
Ja, der Autofokus der R5 ist schon gut, aber der der neuen R5 Mark II legt da noch einmal deutlich „eine Schüppe drauf“