3-D Fotografie, das ist doch ein alter Hut, längst ist der Hype vorbei…
Darum geht es hier aber auch nicht. In meiner bisherigen Fotografie konnte ich die Bilder durch die gewählte Kameraposition in der Regel nur in zwei Dimensionen beeinflussen. Wenn ich ein mögliches Motiv fand, konnte ich näher heran-, weiter weg oder nach links und rechts gehen - soweit es das Gelände und die Situation erlaubte. In der Horizontalen entstehen die meisten Bilder hingegen aus der gewohnten Augenperspektive. Gewohnt heisst aber leider auch oft langweilig.
Bereits eine bodennahe Positionierung oder ein Fotografieren mit über dem Kopf gehaltener Kamera ergibt häufig interessantere Ergebnisse (siehe z.B. hier). Als Flugunfähiges Individuum sind meine horizontalen Freiheitsgrade allerdings durch meine Körpergröße und die Geländegegebenheiten begrenzt. Auf der Suche nach neuen fotografischen Perspektiven wünschte ich mir daher oft „in die Luft gehen“ zu können.
Nur fliegen ist schöner
In diesem Jahr habe ich nun den Schritt in die dritte Dimension gemacht und mir eine foto- / videofähige Drohne zugelegt. Inzwischen habe ich sogar bereits zwei davon 😉 . Ich habe mich dazu zuvor umfangreich mit den technischen und juristischen Faktoren der Drohnenfliegerei beschäftigt und möchte hier über meine bisherigen ersten Erfahrungen gerne berichten.
Schon seit Jahren schiele ich auf die aktuellen Foto- und Video- Drohnenmodelle. Zum einen interessiert mich die technische Komplexität der kleinen Flugobjekte, zum anderen ergeben sich damit natürlich ganz neue fotografische Möglichkeiten.
Bislang waren die verfügbaren Drohnen für meine fotografischen Ansprüche allerdings entweder zu kompliziert, groß und zu teuer oder boten keine mir ausreichende Bildqualität. Mit dem Erscheinen der DJI Mini 2 gab es für mich nun erstmalig eine Drohne, die sehr kompakt und leicht (249 g), günstig (unter 500€) und zumindest im Videobereich (bis 4k/30P) vernünftig einsetzbar schien. Insgesamt ideal, um in die neuen Möglichkeiten hineinzuschnuppern.
DJI Mini 2
Bei einem Angebot bei amazon habe ich daher im April 2021 kurzentschlossen zugeschlagen und ein „rundum Sorglos“ DJI Mini 2 Fly More Combo* Komplettset mit insgesamt 3 Akkus, 3fach Ladegerät, Ersatz-Propellern und einer praktischen Tragetasche, in die alles einsatzbereit hineinpasst, erworben.
Sicher ist sicher…
Ich habe mich übrigens für das Paket inclusive der „Care-Refresh“ Versicherung entschieden, die sozusagen eine Vollkasko Versicherung mit geringer Selbstbeteiligung für die Drohne darstellt. Die Versicherung gilt für 12 Monate und bietet gegen eine geringe Gebühr einen zweimaligen vollständigen Ersatz, falls während des Normalgebrauchs Schäden an der Drohne entstehen. Für einen Drohnen-Anfänger meiner Meinung nach ein sinnvolles und sehr günstiges Angebot (aktueller Aufpreis nur 45€).
Aber vor dem ersten Flug in freier Natur gab es noch zwei Hürden zu nehmen. Durch das geringe Gewicht ist die DJI Mini 2 nach aktueller EU-Gesetzgebung zwar zulassungfrei, man muss sich jedoch
- beim Luftfahrtbundesamt als Drohnenpilot registrieren lassen. Derzeit ist dies kostenfrei möglich. Dazu benötigt man noch
- eine Drohnenhaftpflichtversicherung (habe ich online über die Handy-APP GETSAVE für 3,38€ pro Monat abgeschlossen) und einen Scan des Personalausweises. Nach kurzer Wartezeit bekommt man eine elektronische E-ID (UAS-Betreiber-ID) zugewiesen, die man an der Drohne anbingen muss und schon kann es losgehen.

Als ich sie erstmalig in der Hand hielt dachte ich nur: so ein kleines Spielzeug - und das soll fliegen können? Und ja, es kann und zwar erstaunlich gut.
Ab in die Lüfte
Die ersten Testflüge mit der kleine Drohne haben mich dann begeistert. Die Handhabung ist intuitiv, die Flugzeit mit ca. 30 Minuten pro Akku sehr gut. Ich war erstaunt, mit welcher Geschwindigkeit die kleine Drohne unterwegs war und wie sicher sie auch bei windigen Verhältnissen die Position halten konnte. Die Bedienung ist idiotensicher. Sollte der Akku zu Neige gehen oder der Funkkontakt abreissen, findet die DJI Mini selbsttätig zur Startposition zurück und landet dort. Die Ergebnisse der ersten Test-Videos und -Bilder haben mich sehr positiv überrascht - wobei ich Video-mässig noch der absolute Anfänger bin.
Fotografisch waren natürlich keine Wunder zu erwarten. Die DJI Mini 2 bietet mit einem 1/2,3″ Sensor und 12 Megapixeln Auflösung in etwa die Bildqualität eines Handys, kann aber immerhin schon RAW-Dateien im DNG-Format aufnehmen. Insgesamt waren die Ergebnisse jedoch deutlich besser, als ich zunächst erwartet hatte:

Dank des integrierten Panorama-Modus der DJI Mini 2 lassen sich aber auch einfach höherauflösende Panoramen erstellen, die zumindest bei gutem Licht und etwas Nachbearbeitung durchaus brauchbar sind. Hier als Beispiel ein Panorama aus 9 Bildern der DJI Mini 2, die mit dem 3x3 Panorama-Modus erstellt wurden. Ich habe die DNG Dateien dann in Adobe Lightroom zu einem weitwinkligen Panorama zusammengefasst. Insgesamt hat das Bild schließlich eine Auflösung von immerhin 36 Megapixeln:

Da in diesem Jahr ein Schweiz Urlaub geplant war, habe ich mich nach den aktuellen Richtlinien in der Schweiz umgesehen und festgestellt, dass in unserem geplanten Urlaubsgebiet (Engadin) weitgehend frei mit Drohnen geflogen werden kann. Eine Karte der erlaubten Flugzonen in der Schweiz gibt es hier. Insbesondere die kleinen Drohnen mit einem Gewicht unter 500g unterliegen in der Schweiz aktuell noch nur sehr geringen Restriktionen. Genauere Informationen dazu finden sich auf den Seiten des Schweizer Bundesamtes für Zivilluftfahrt.
Nachtrag:
Ab dem 1. 1. 2023 hat die hat die Schweiz EU-Drohnenregulierung übernommen, so dass dort dieselben Restriktionen gelten wie in Deutschland.
Ich will mehr!
Nach etwas Übung mit der kleinen Drohne und Bearbeitung der ersten Bilder, Panoramen und Videos wollte ich dann aber doch mehr. Gewöhnt an die hohe Fotoauflösung meiner Canon EOS-Kameras, reichte mir insbesondere die Auflösung im Fotobereich nicht mehr.
Außerdem wollte ich auch die Videos, wie ich es von den RAW Aufnahmen meiner Fotokameras gewohnt bin, umfangreicher nachbearbeiten können. Die DJI Mini 2 unterstützt lediglich Video-Aufnahmen in 8bit Farbteife, die ähnlich wie JPEG-Fotos nur einen geringen Dynamikumfang aufweisen und nur wenig Nachbearbeitung erlauben.
Nach ersten Experimenten mit den Video-Formaten meiner Canon EOS R5 wollte ich zumindest Videos in einem Log-Format aufnehmen können, das einen deutlich höheren Dynamikumfang erlaubt. Die Nachbearbeitung erfolgt dann bei mir mit DaVinci Resolve.
DJI Air 2S
Beide Punkte erfüllt die neue DJI Air 2S, die im April 2021 als Nachfolgemodell der Mavic Air 2 vorgestelt wurde. Sie hat eine Kamera, die mit einem immerhin 1″ großen Sensor 20 Megapixel Auflösung mit RAW/DNG Dateien bietet. Das entspricht der durchaus brauchbaren Auflösung höherwertiger Kompaktkameras wie z.B. der Sony RX100 Serie. Auch z.B. die aktuelle EOS R6 bietet keine höhere Auflösung.
Im Video-Bereich kann die Air 2S mit ihrem proprietären D-Log Format in 10 Bit Videos sogar bis zu einer Auflösung von 5,4k/30P oder 4k 60P aufnehmen. Zudem ist die Belichtung (ISO, Verschlusszeit, Weissabgleich) manuell deutlich umfangreicher einstellbar als bei der Mini 2, was die Möglichkeiten nochmals erweitert.

Um dieses größere Drohnenmodell nutzen zu können, ist aktuell jedoch der sogennnte „kleine Drohnenführerschein“ erforderlich, der sich derzeit noch kostenlos online beim Luftfahrt-Bundesamt absolvieren lässt.
Nun, gemacht, getan und Test bestanden!
Nach kurzer Zeit bekam ich per EMail eine Bestätigung in Form einer PDF-Datei, die mitgeführt und bei Bedarf jederzeit vorgezeigt werden muss. Ich habe den Scan auf meinem Handy immer dabei. Dann habe ich wiederum bei amazon die DJI Air 2S Fly More Combo* bestellt und bereits am nächsten Tag erfolgte die Lieferung.
Der Aufbau der Drohne mit dem Klappmechanismus der Ausleger ist im wesentlichen identisch mit der Mini 2. Alles ist nur etwas größer geraten. Im Gegensatz zur kleinen Drohne, verfügt die Air 2S jedoch über auch nach vorne, hinten und oben gerichtete Annäherungssensoren. Diese erlauben es der Drohne, automatisiert Personen oder Objekten zu folgen oder Routen zu fliegen und dabei Hindernissen ausweichen zu können. Dieses Feature ist natürlich insbesondere im Videobereich sinnvoll, aber auch bei der Fotografie ist somit die Gefahr einer Kollision mit einem Hindernis deutlich reduziert.
Das Laden der natürlich größeren Akkus erfolgt nun jedoch über ein beigefügtes proprietäres Ladegerät mit breitem Spezialstecker. Das Laden über ein USB-C Netzteil bei der Mini fand ich jedoch eleganter, da ich dazu auch ein sowieso vorhandenes Netzteil meines Laptops nutzen konnte. Zudem kann der Akku bei der Air 2S nicht mehr direkt in der Drohne geladen werden, er muss dazu immer herausgenommen werden.
Für die DJI Mini 2 hatte ich vorausschauend bereits die vorgeschriebenen E-ID Plaketten in dreifacher Ausführung bestellt, so dass ich eine davon direkt an der Air 2S anbringen konnte. Die Bedienung der Air 2s ist identisch mit der mini 2, der Controller ist derselbe, so dass ich nach dem ersten laden der Akkus sofort loslegen konnte.
Einige Bildbeispiele mit der DJI Air 2S
Bilder sagen mehr als tausend Worte. Um zu sehen, was die neue Drohne fotografisch leisten kann, musste sie an die Luft. Für den ersten Testflug besuchte ich zum Sonnenuntergang den Desenberg mit der gleichnamigen Burgruine bei Warburg:

Auch die Air 2S bietet wie die Mini 2 mehrere unterschiedliche Panoramamodi. Hier ein Panorama aus 9 Einzelaufnahmen, wiederum mit Adobe Lightroom zusammengefasst. Das Original hat eine Auflösung von 59 Megapixeln:

Neben den Panoramen mit 9 Einzelaufnahmen unterstützt DJI auch eingeschränkt die sogenannten Kugelpanoramen mit einer 360° Rundumsicht. Eingeschränkt sind diese insofern, dass die Drohne aufgrund der Position der Kamera unterhalb der Rotoren nur eingeschränkt nach oben geschwenkt werden kann. Somit fehlt immer ein oberer Teil des Panoramas. Die Drohne nimmt in diesem Modus automatisch nacheinander insgesamt 26 Einzelaufnahmen auf, die mit geeigneter Software (ich nutze dazu PTGui) zum Beispiel auch zu einem sogenannten „Little Planet“ Panorama zusammengefasst werden kann:

Zubehör zur DJI Air 2S
Wenn der Lieferumfang der DJI Fly More Combos auch bereits sehr umfangreich ist, gibt es doch noch einiges an Zubehör, das sehr sinnvoll sind. Folgende Zubehörteile haben sich bei mir inzwischen bewährt:
Speicherkarten
Die DJI Air 2S verfügt über einen Micro SD-Steckplatrz, der nach Angaben von DJI Karten bis zu einer Größe von 256GB unterstützt. Zwar soll die Drohne nach einzelnen Aussagen im Internet auch mit größeren Karten zurechtkommen, damit habe ich jedoch persönlich keine Erfahrungen. Die 256GB reichen aber auch in der höchsten Auflösung für mehrere Stunden Video und tausende Fotos.
Wegen der relativ hohen maximalen Schreibrate der Air 2S (150MBit/s) sollte die Micro SD-Karte mindestens der Spezifikation U3 / V30 genügen. Wegen meiner bisherigen positiven Erfahrungen mit dem Hersteller, habe mich wieder für Karten von SanDisk (SanDisk Extreme Pro 256GB MicroSDXC*) entschieden. Diese werden mit einem SD-Adapter geliefert, so dass ich sie direkt im SD-Karten Schacht meines Laptops auslesen kann.
Zwar hat die DJI Air 2S einen integrierten Speicher von 8GB, dieser ist aber nur als Notlösung zu betrachten, falls einmal die Micro-SD-Karte vergessen wurde oder sie voll sein sollte. Zudem ist es sehr umständlich, diesen über den USB-C Anschluss der Air 2S auszulesen. Die Drohne muss dazu eingeschaltet sein.
ND / Polfilter
Ein unverzichtbarer Filter in meiner bisherigen bodengebundenen Landschaftsfotografie ist der Pol-Filter. Ich benutze ihn bei Sonnenschein praktisch immer, um einen blaueren Himmel, satteres Blattgrün und eine bessere Fernsicht zu erreichen. Zudem reduziert er auch Spiegelungen auf Wasseroberflächen oder Glas.
Da ich mich inzwischen auch etwas weiter in die Videotechnik mit Drohnen eingearbeitet hatte, war zudem klar, dass auch noch Graufilter erforderlich sein würden. Das Objektiv der AIS 2S hat eine fixe Offenblende von f/2.8, ein Abblenden ist nicht möglich. Die so erforderlichen kurzen Verschlusszeiten bei hellem Tageslicht führen bei Videos zu deutlich sichtbaren Bildrucklern. Um die Verschlusszeit in den optimalen Bereich (1/2xBildfrequenz, also 1/60s bei 30P) zu bekommen, sind daher ND-Filter notwendig. Zwar liegen 4 ND-Filter (ND4 bis ND32) im Fly More Combo Set bereits bei, ich wollte aber eine Kombination mit einem Polfilter, so dass ich mir zusätzlich noch das kombinierte All Day Pol/ND Kit* von Freewell bestellt habe.

Die Einstellung der gewünschten Drehung des Polfilter ist allerdings etwas umständlich. Naturgemäß muss diese erfolgen, wenn die Drohne noch am Boden ist. Um diese vorzunehmen, kann man entweder direkt den Polfilter waagerecht vor das Auge halten, durch ihn hindurch das gewünschte Motiv ansehen und die gewünschte Rotation einstellen oder ihn an der Drohne befestigen und am Boden unter Betrachtung des Effektes am Handybildschirm in die gewünschte Position drehen.
Im Flug dient das Handy mit der DJI Fly App als Anzeigebildschirm für die Drohnensteuerung und das Live-Video. Das Handy wird dazu oben an der Fernbedienung eingeklemmt und mit einem der mitgelieferten Kabel (Apple Lightning, USB-C und Mini USB Kabel sind dabei) verbunden.
Sonnenblende
Dies funktionierte mit meinem iPhone 12Pro auch auf Anhieb und problemlos, allerdings ist das Bild bei hellem Sonnenschein relativ dunkel und daher schlecht zu sehen. Sinnvoll ist daher eine Abschattungsmaske. Ich habe mir dazu die STARTRC Sun Hood* bestellt, die für mich gut funktioniert.
Tragegurt
Ein weiteres sinnvolles Zubehörteil ist noch ein Umhängegurt für die Fernbedienung. Mir ist unverständlich, dass DJI bei dieser keine Vorkehrungen für das Anbringen eines Haltegurtes getroffen hat. Ich nutze daher dazu den Gurt von Hensych*. So kann man sich die Fernsteuerung sicher umhängen, was die Bedienung sehr vereinfacht.
Propellerhalter
Leider ist bei der DJI Air 2S im Gegensatz zur Mini 2 kein Halter dabei, um die Propeller an der Drohne bei Nichtgebrauch zu fixieren und beim Verstauen in der Tasche zu schützen. Ich habe mir daher die Propellerhalter von PGYTECH* bestellt, die ihren Zweck gut erfüllen.
Autoladegerät
Und, wenn man, wie wir diesmal in der Schweiz, mit dem Auto unterwegs ist, ist auch eine Akku-Lademöglichkeit im Auto sehr sinnvoll. Das Original-Zubehör von DJI ist sehr teuer und lädt nur einen Akku gleichzeitig. Ich habe mir daher ein Nachbau Autoladegerät* bei amazon bestellt, das zwei Akkus gleichzeitig laden kann und ausserdem noch einen USB-Anschluss hat, um Handy oder Fernsterung auch noch zu laden. Ich hatte es in der Schweiz mehrfach in Einsatz. Der Ladevorgang ist ausgesprochen schnell und es hat sich sehr bewährt.
Einige weitere Tips und Beispielbilder gibt es in meinem Artikel „Fotografie mit der Drohne - Erste Erfahrungen mit der DJI Air 2s“.
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