Anreise (20.12.2014 bis 21.12.2014)
Japan! Das war ein Reiseziel, über welches wir immer schon nachgedacht hatten. Eine Gelegenheit bot sich, als unsere ältere Tochter dort im Rahmen ihres Maschinenbau-Studiums ein 3-monatiges Praktikum bei einer Firma in Osaka absolvierte. Wir entschlossen uns, sie anschließend dort „abzuholen“ und zusammen 2 Wochen durch Japan zu reisen. So flogen wir zu 5 Personen (inclusive der Oma, welche die Reise organisiert hatte) am 20.12.2014 zu ihr nach Osaka.
Direkt zu Beginn der Reise gab es schon die erste Aufregung. Noch im Taxi zum Flughafen bekamen wir auf dem Handy die Nachricht, daß unser um 11:30 Uhr geplanter KLM-Zubringerflug nach Amsterdam gecancelt wurde. Von Amsterdam sollte es dann eigentlich nonstop weiter nach Osaka gehen. Aber am Flughafen Düsseldorf angekommen, gab es erfreulicherweise eine Entwarnung. Die Dame am KLM-Schalter hatte uns schon auf die Lufthansa umgebucht. Die Flug ging nun via Frankfurt. Gottseidank waren wir schon sehr früh am Flughafen (meine Frau ist immer gerne sehr zeitig dort!), da die Lufthansa etwas früher als die KLM abflog.
So saßen wir dann bereits kurze Zeit später in der Maschine. Der Umstieg in Frankfurt war komplikationslos, der Weiterflug nach Japan sehr ruhig. Grandios ist der Landeanflug auf Osaka: man fliegt lange an der ganzen japanischen Küste entlang. Der Flughafen selbst ist auf einer angeschütteten Insel im Meer gebaut, über einen Damm erreicht man dann die Hauptinsel Honschu und Osaka. Wegen der Zeitverschiebung von 8h landeten wir nach etwa 11stündigem Flug am Morgen des 21. 12. gegen 9:20 Uhr. Die Einreiseformalitäten waren rasch erledigt, es warteten nur wenige Personen am Einreiseschalter für „foreigners“.
Osaka ist mit ca. 2,7 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt in Japan, das traditionelle Handelszentrum und zudem eines der wichtigsten Industriezentren. Der Hafen ist einer der bedeutendsten in Japan.
Wir wurden in einem Minibus pünktlich am Flughafen abgeholt (das hatte die Oma wirklich sehr gut organisiert, wie im übrigen auch die gesamte Reise). Nach einer einstündigen Fahrt erreichten wir unser Hotel (Hearton Hotel Nishi Umeda) in der Innenstadt von Osaka.
Unsere Tochter kam dann auch kurz darauf dazu und nach einer langen herzlichen Begrüßung haben wir erst einmal die unmittelbare Umgebung erkundet. Sie kannte sich ja schon gut aus und hat uns zu einer Passage an der U-Bahn geführt, wo wir etwas essen und trinken konnten. An den Bahnhöfen gibt es riesige unterirdische Malls mit vielen Geschäften und Restaurants. Auch in Japan war alles weihnachtlich geschmückt:
Bereits bei der ersten Erkundung kamen wir uns in der Menge der Asiaten exotisch vor. In Japan gibt es nur wenige Europäer, nur selten sieht man andere. Insbesondere unsere blonden Töchter wurden immer wieder interessiert wahrgenommen.
An den Schaufenstern der Restaurants hängen Bilder der Speisen oder es liegen erstaunlich echt aussehende Plastiknachbildungen im Fenster. In Deutschland wäre das ja eher nicht so einladend, aber in Japan ist es vielfach üblich und es war für uns sehr praktisch. So wußte man ungefähr, was man bestellen sollte. Wobei man da auch aufpassen muss: nicht alles, was wie Vanillepudding aussieht, schmeckt auch so, wie wir einmal überrascht feststellen mussten. 😉
Wir haben schnell festgestellt, daß man rein gar nichts lesen kann. Es ist surreal: auf den ersten Blick ist Osaka eine moderne Metropole mit Hochhäuser, Leuchtreklamen und viel Gewusel und man fühlt sich heimisch. Es wirkt wie in jeder anderen Großstadt wie Paris, New York oder Hamburg. Wenn man dann aber näher hinsieht, kann man auf den Anzeigetafeln außer den bekannten Markennamen (Sony, Toyota etc.) nichts entziffern. Selten steht etwas auf Englisch erläutert. Unsere Tochter kann zwar etwas japanisch, aber immer reichten ihre Sprachkenntnisse nicht aus. Wir haben jetzt ein viel besseres Verständnis dafür, wie sich ein Analphabet fühlen muss. Wenn man sich verläuft, ist man verloren.
So war es gut, dass die Reise detailliert durchorganisiert war. In jeder der Städte, die wir besuchten, hatten wir Fahrer, die uns zu den Hotels brachten und teilweise durch die Stadt fuhren. Normalerweise erkunden wir fremde Länder lieber auf eigene Faust (nur in Afrika haben wir auch Guides), aber hier in Japan ist das schwierig, besonders beim ersten Besuch. Man kann nicht mal die Verkehrsschilder lesen. Die für uns gewohnte Adressangabe durch Straßenname und Hausnummer existiert in Japan nicht, stattdessen werden Adressen nach Sektoren von Häuserblöcken angegeben. Selbständig in einer Großstadt ein Hotel zu finden, ist da äußerst schwierig.
Nachfragen ist auch nicht einfach: nur wenige Japaner sprechen Englisch. Und wenn doch, sind sie häufig nur sehr schwer zu verstehen. Das gilt auch für die Taxifahrer - wenn man zum Hotel zurückfinden will, sollte man daher unbedingt eine Visitenkarte des Hotels dabei haben. Was sonst passieren kann, ist sehr schön im Film „Erleuchtung Garantiert“ von Doris Dörrie zu sehen - der Film ist für Japan-Interessierte überhaupt sehr sehenswert. Auch mit einem Wörterbuch kommt man nicht weit - wie will man ein kunstvoll gestaltetes 漢字 Kanj-Schriftzeichen nachschlagen?
Da wir nach der langen Reise und durch die Zeitverschiebung sehr müde waren, haben wir uns nachmittags dann bewußt nur für einige Stunden hingelegt. Gegen 18:00 Uhr sind wir wieder aufgestanden und haben das Hotel für ein Abendessen verlassen. Man ist zwar todmüde und möchte am liebsten weiterschlafen, wegen des Jetlags würde man dann aber mitten in der Nacht hellwach aufwachen. Mit unserer Methode (schon von unserer Tochter erprobt und empfohlen) hatten wir den Eindruck, daß sich der Jetlag ein wenig abmildern ließ.