Inzwischen ist meine bereits am Erscheinungstermin bestellte neue DJI Mini 3 Pro* bei mir angekommen. Wie versprochen, möchte ich hier kurz schon über meine ersten Erfahrungen berichten.
Als Fotograf habe ich mich primär auf die Foto-Eigenschaften der kleinen Drohne konzentriert. Insbesondere interessierte mich da die Qualität der neuen Optik (f/1,7 bei 24mm KB-äquivalenter Brennweite) und das Auflösungsvermögen des ebenfalls neuen 1/1,3″ Sensors mit hoher 48 Megapixel Auflösung im 4:3 Format.

Zunächst einige Worte zur Drohne an sich:
Die DJI Mini 3 Pro liegt mit ihrem auf den Akkus aufgedrucktem angegebenen Gewicht von 249g unterhalb der wichtigen Gewichtsgrenze von 250g, was ihre Verwendung deutlich vereinfacht und ihren Einsatzbereich gleichzeitig deutlich vergrößert.
Betriebsvoraussetzungen
Drohnen ihrer Gewichtsklasse dürfen auch ohne den EU-Drohnenführerschein geflogen werden. Trotzdem notwendig für ihren Betrieb ist jedoch eine Haftpflichtversicherung, eine Anmeldung beim Luftfahrtbundesamt als Drohnenpilot sowie die Anbringung der von dort vergebenen e-ID an der Drohne in Form eines Aufklebers. Nähere Informationen dazu finden sich in meinem Artikel „Fotografieren in 3 Dimensionen“.
Flugbereiche
Das Regelwerk der EU Drohnenverordnung ist komplex und ändert sich zudem des öfteren. Nach der EU-Drohnenverordnung werden Drohnen je nach Gewicht und Funktion in bestimmte Klassen eingeteilt. Diese Klassen bestimmen, in welchen Bereichen sie eingesetzt werden dürfen und welche Voraussetzungen der steuernde Fernpilot erfüllen muss. Leider ist das Gesetz schneller verabschiedet worden, als die dazu notwendigen Zertifizierungsstellen eingerichtet werden konnten, so dass alle derzeit erhältlichen Drohnen noch keine offizielle Klassen-Registrierung erhalten haben.
Bei Drohnen mit einem Fluggewicht unterhalb von 250g, also auch bei der DJI Mini 3 Pro, gibt es jedoch eine erfreuliche Sonderrregelung. Diese fallen auch ohne offizielle Zertifizierung in die niedrigste Klasse A1, die gleichzeitig die wenigsten Beschränkungen bezüglich des erlaubten Flugbereichs bietet.
Insbesondere muss bei Drohnen der Klasse A1 kein definierter Mindestabstand zu Wohngebieten eingehalten werden. Ein größerer Abstand zu Menschen ist ebenfalls nicht erforderlich und einzelne unbeteiligte Personen dürfen auch überflogen werden. Selbstverständlich ist - wie immer in der Fotografie - die Privatsphäre Unbeteiligter streng zu beachten. Für genaue Details verweise ich auf die vielen einschlägigen Drohnen-Seiten im Netz. Hier soll es insbesondere um die Fähigkeiten der Mini 3 Pro als Foto-Drohne gehen.
Ich habe mir die DJI Mini 3 Pro im Set mit dem RC-Controller* zugelegt. Ein Fly-More-Bundle der Drohne, wie bei den letzten DJI Drohnen, gibt es derzeit nicht. Die Fly More Combo mit 2 Zusatz-Akkus, Dreifach-Ladegerät, Tasche und weiteren Ersatz-Propellern kann aber für die Mini 3 Pro separat erworben werden. Ich habe das Set auch sofort bestellt, leider wird es aber erst später ausgeliefert, so dass ich aktuell noch mit nur einem Akku auskommen muss.
Jungfernflug
Die Drohne wird mit inaktivem Akku ausgeliefert. Dieser aktiviert sich automatisch bei der ersten Ladung. Ein Netzteil für die USB-C Ladebuchse ist bei der DJI Mini 3 nicht im Lieferumfang erhalten - bei der Mini 2 war es noch dabei. Da ich aber für meine Laptops und die Canon EOS R5 sowieso diverse USB-C Ladegeräte habe, war das unproblematisch. Die Drohne lässt sich übrigens auch gut über eine Powerbank mit USB-C PD Ausgang* laden, was insbesondere aktuell hilfreich ist, wenn nur ein Akku zur Verfügung steht. Ich habe die Drohne zwischen zwei Flüge so immer an der Powerbank „nachgetankt“. Der neue DJI RC-Controller mit eingebautem hellen Display war bereits voll geladen.
Nach vollständiger Aufladung des Akkus und erstmaliger Koppelung mit der DJI RC Fernbedienung musste ich zunächst ein Firmware-Update für Drohne und Controller herunterladen und installieren, was ungefähr 15 Minuten dauerte. Dann war alles bereit. Nach Einlegen meiner 256GB Sandisk Extreme PRO* Micro-USB konnte es in die Luft gehen.

Für den ersten Test fuhr ich kurz vor Sonnenuntergang zu unserem nahegelegenen Hausberg, dem Desenberg mit der darauf befindlichen Burgruine. Dieser war bereits Objekt meiner bisherigen Drohnen-Berichte, so dass dadurch eine gewisse Vergleichbarkeit der Ergebnisse möglich ist.
Bedienung
Die Bedienung der Mini 3 Pro ist dank des neuen RC-Controllers noch einmal einfacher geworden. Das manchmal fummelige Anbringen des Mobiltelefons am Controller enfällt. Ausserdem gibt es so ein Gerät weniger, das man laden muss.
Die Drohnen-Steuerung ist identisch mit derjenigen des alten Controllers:
- Mit dem linken Stick steuert man die Auf- und Abwärts- sowie die Drehbewegung der Drohne
- Der rechte Stick steuert sie nach vorn, hinten oder zu den Seiten
- Die linke Schultertaste startet die Videoaufnahme
- Die rechte Schultertaste nimmt ein Foto auf
- Das linke Drehrad bewegt den Gimbal auf (jetzt bis 60°!) und ab
- Das rechte Drehrad dient zum digitalen zoomen
Weitere Einstellungen erfolgen auf dem großen und hellen (700Nits) Display, das deutlich heller als das meines bisher verwendeten iPhone 12 Pro ist.
Primär ging es mir, wie oben bereits erwähnt um die Foto-Qualität. Hier ein erstes Bild vom Desenberg mit der darauf befindlichen Burgruine im Abendlicht kurz vor Sonnenuntergang:

Um den Detailreichtum einschätzen zu können, folgt hier von dem Bild oben noch je ein 100% Ausschnitt aus dem Bildzentrum und vom oberen Bildbereich:


Ich habe die Aufnahmen mit der vollen 48 Megapixel-Auflösung des Sensors im RAW-Format aufgenommen. Die DJI Mini 3 Pro unterstützt dabei neben dem komprimierten JPG-Format das von Adobe standardisierte DNG-Format, das eine direkt Bearbeitung der Dateien in Adobe Lightroom erlaubt. Die so erstellten Dateien haben eine beachtliche Größe von jeweils gut 95 Megabyte!
Unglücklicherweise ist das hochauflösende 48 Megapixel-Format nur durch eine separate Einstellung im Fotomodus erreichbar. Das führt dazu, dass die anderen Fotomodi, wie Belichtungsreihen, Serienaufnahmen und Panoramen ausschließlich mit der geringeren Sensorauflösung von 12 Megapixeln arbeiten. So erstellte 3x3 Panoramen erhalten damit eine geringere Auflösung als Einzelaufnahmen mit voller Sensorauflösung.
Ich hoffe, dass DJI das in einer späteren Firmware-Version noch einmal überarbeitet. Ich habe mich so beholfen, dass ich die notwendigen Einzelaufnahmen für die Panoramen nacheinander separat aufgenommen habe. Die Drohne bleibt, wenn man sie nur dreht und den Gimbal auf und ab bewegt wie fest genagelt in der Luft stehen. So habe ich das unten gezeigte Panorama aus 2 Reihen mit jeweils 3 Aufnahmen in Adobe Lightroom Classic erstellt.

Das so erstellte Panorama hat eine Auflösung von immerhin 120 Megapixeln.
Firmware-Wünsche
Wenn wir gerade bei meinem Firmware-Update Wunsch sind:
Es wäre auch schön, wenn es möglich wäre, Fotos nur im DNG-RAW Format aufzunehmen. Bei der DJI Air 2S geht das inzwischen. Die bei der Mini 3 Pro zwangsweise mit aufgenommenen JPG Dateien benötige ich nicht. Ich lösche sie immer sofort manuell.
Ein weiterer Wunsch wäre noch die Implementierung einer Zeit-Automatik. Aktuell kann bei der Mini 3Pro die Belichtung nur entweder vollautomatisch oder vollständig manuell eingestellt werden.
Im Vollautomatik-Modus wählt sie selbständig Verschlusszeit und ISO-Wert und zeigt die von ihr gewählten Werte leider auch nicht an. Lediglich eine gewünschte Belichtungskorrektur kann dabei in 1/3 Blendenstufen eingestellt werden. Unglücklicherweise geht sie aber bei schlechteren Lichtverhältnissen rasch mit dem ISO-Wert hoch, was das Rauschen verstärkt. Oft wäre es mir dann lieber, wenn sie stattdessen nur die Belichtungszeit verlängern würde. Wegen der sehr guten Stabilisierung der Drohne im Flug sind längere Belichtungszeiten häufig unproblematisch.
Im manuellen Modus können zwar Verschlusszeit und ISO-Wert manuell eingestellt werden. Man muss aber auch immer aktiv die Werte verstellen, um eine ausgeglichene Belichtung zu erreichen. Das ist über den Touch-Screen der Fernbedienung fummelig und zeitaufwendig.
Was ich daher sehr vermisse, ist eine Zeitautomatik mit fixierbarem ISO-Wert, also z.B. fest eingestelltem ISO 100. Das ließe sich erreichen, wenn die Zeit-Scala auch den Wert AUTO bieten würde. Ich habe gerade nachgesehen: Das ist bei der DJI Air 2S problemlos möglich. Wenn ich bei der Mini 3 Pro bisher eine Option übersehen haben sollte, die das erlaubt, wäre ich für entsprechende Hinweise dankbar.
Bildrauschen
Auch bei einem ISO-Wert von 100 tritt, wie es bei der geringen Pixel-Größe des 48 Megapixel 1/1.3″ Sensor zu erwarten war, bereits ein leichtes Grundrauschen auf. Offenbar sind die von der DJI Mini 3 Pro erstellten DNG Dateien bereits etwas bearbeitet, wie man an manchen Artefakten erahnen kann. Bei der Nachbearbeitung ist daher immer eine Rausch-Korrektur erfoderlich. In DxO Photolab 5 und DxO PureRaw wird die Mini 3 Pro leider noch nicht unterstützt, so dass derzeit eine Entrauschung mit dem dort enthaltenen und von mir sehr geschätzten genialen DeepPrime KI-Algorithmus noch nicht möglich ist. Aber auch in Lightroom lässt sich das Rauschen zumindest bei ausreichenden Lichtverhältnissen noch gut beherrschen. Aber wie sieht es bei hohen Kontrastverhältnissen, wie z.B. im Gegenlicht aus?
Dynamikbereich
Ich habe, um zu sehen, wie hoch der Dynamikbereich des Sensors im RAW-Format ist, den Desenberg im Gegenlicht der untergehenden Sonne aufgenommen. Hier zunächst das Bild, wie es unbearbeitet in Lightroom aussieht:

Dann habe ich versucht, in der Nachbearbeitung die Tiefen und Höhen wieder herauszuarbeiten. Ich habe dazu in Lightroom Classic die Belichtung um 0,28 angehoben, die Lichter um 100 reduziert und die Tiefen um 94 aufgehellt. Ausserdem habe ich den Klarheits-Regler auf +32 und die Dynamik auf +61 verstärkt. In der Übersicht sieht das nicht schlecht aus, allerdings ist die Region um die Sonne doch noch immer ausgefressen.

Von der gleichen Stelle habe ich dann noch eine Belichtungsreihe (-2, 0, +1,7) erstellt. Das geht derzeit mit der Mini 3 Pro leider nur manuell, da die vorhandene Belichtungsreihen Automatik ausschließlich die 12 Megapixel-Auflösung nutzt. Die so erstellten Aufnahmen habe ich dann in Lightroom mit der „Zusammenfügen von Fotos“ Option zu einem HDR Bild verrechnen lassen. So kann doch noch deutlich mehr Zeichnung aus den Lichtern herausgeholt werden:

Ich finde das Ergebnis so schon sehr ansprechend. Insbesondere in der 100% Ansicht zeigt sich, dass sich so auch das doch deutliche Rauschen, das beim Anheben der Tiefen entsteht, vermeiden lässt. Naturgemäß führt aber die Verrechnung der 3 Bilder aufgrund der Windbewegungen der Vegetation zwischen den Einzelaufnahmen zu einer Abnahme der Schärfe. Nichts ist umsonst!
Hier ein Vergleich aus der Bildmitte der beiden letzten Aufnahmen in jeweils 100% Vergrößerung:

Bildauflösung
Den bisherigen Bildern kann man schon entnehmen, dass auch die Bildauflösung der DJI Mini 3 Kamera recht ansehnlich ist. Diese ist auch in den Randbereichen gut, zu den extremen Ecken hin nimmt sie hingegen ab. Hier ein weiteres Beispiel:

Und hier drei Ausschnitte aus dem obigen Bild als 100% Crops:



Langzeitaufnahmen
Bei der größeren Schwester, der DJI Air 2S hatte mich die Flugstabilität der Drohne sehr beeindruckt. Diese ließ dadurch unverwackelte Langzeitaufnahmen mit Belichtungszeiten von bis zu 10 Sekunden zu. Ich war gespannt, wie sich die kleine Mini 3 Pro da schlagen würde. Ganz so weit wie die Air 2s würde sie wohl nicht kommen: die längste einstellbare Belichtungszeit liegt bei 2 Sekunden. Einen Extremtest konnte ich bisher nicht durchführen, aber immerhin habe ich schon eine Testaufnahme kurz nach Sonnenuntergang mit einer Belichtungszeit von immerhin 1/6 Sekunde machen können, die schon einmal nicht schlecht aussieht:

Bei leichtem Wind stand die kleine Drohne stabil in der Luft, wie der 100% Ausschnitt aus dem Bild oben zeigt:

Demnächst werde ich noch Versuche mit längeren Belichtungszeiten machen. Aktuell warte ich noch auf die Verfügbarkeit von ND- und Polfiltern für die Drohne.
Résumé
Insgesamt finde ich die mit der Mini 3 Pro erzielbaren Ergebnisse in Anbetracht der geringen Größe der Drohne wirklich beachtlich. Natürlich kommt die Bild-Qualität nicht an die Ergebnisse einer Vollformat-Kamera wie meiner EOS R5 heran. Sie ist aber unter Berücksichtigung der Auflösungsunterschiede der Sensoren deutlich besser als die der DJI Mini 2 (12 Megapixel) und bei gutem Licht, wie ich meine, auch die der Air 2s mit ihren 20 Megapixeln.
Allerdings zeigen die Aufnahmen bei genauer Betrachtung, dass die Mini 3 Pro wohl auch die DNG-RAW Dateien bereits vorbearbeitet hat. Man sieht das z.B. ganz gut bei den Artefakten in den Zaunlatten, die teilweise wie JPG-Artefakte erscheinen. Dies ist bedauerlich, weil es die Möglichkeiten in der Nachbearbeitung einschränkt. Hier ist noch abzuwarten, wie die Ergebnisse sind, wenn die Drohne auch von DxO DeepPrime unterstützt wird, vielleicht ist so noch mehr aus den RAW-Dateien herauszuholen.
Die Mini 3 Pro ersetzt auf jeden Fall meine DJI Mini 2, die ich inzwischen verkauft habe. Ob sie auch die Air 2S ersetzen wird, habe ich noch nicht endgültig entschieden. Die Air 2S legt insbesondere im Video-Bereich noch „eine Schüppe drauf“. Ob mir das aber reicht, um sie weiter einzusetzen, oder ob sie demnächst auch gehen muss, wird die Zukunft zeigen.
*= Affiliate Link
Hallo Gerd-Uwe,
es war reiner Zufall, dass ich auf Deine Website gestoßen bin. Seit einigen Monaten erfreue auch ich mich an der Leistung der Mini 3 Pro. Da ich mich sowohl im Video- als auch im Fotobereich bewege, war meine erste Begegnung mit der Qualität der K4-Aufnahmen auf einem großen K4-Bildschirm. Zur Zeit quäle ich mich mit einigen Panorama-Aufnahmen, d.h. es gelingt mir nicht, die einzelnen Fotos abzurufen (z.B. bei der TinyWorld-Aufnahme). Irgendetwas scheine ich bei der Einstellung zu übersehen. (Für einen Tipp wäre ich dankbar.)
Seit wann ist der Desenberg der Hausberg von Willich? Durch einen Warburger Freund bin ich dort einige Male gewesen -leider ist er inzwischen verstorben, so dass ich den Vulkan nur bei Fahrten auf der Autobahn zu Gesicht bekomme. Muss also (mit der neunen Drohne) dort mal wieder anhalten.
Meine Foto.-Aktivitäten habe ich zu einem Teil auf http://www.fototaxis.de bzw. http://www.galerie.fototaxis.de ins Netz gestellt.
Für eine Reaktion wäre ich dankbar!
Grüße aus Ostwestfalen!
Gerhard
Gerhard Terstegge
Bleichstr. 37
32312 Lübbecke
Hallo Gerhard,
um bei der Mini 3 Pro die einzelnen Fotos einer Panoramaaufnahme als JPG oder DNG Dateien zu speichern, muss man das im Panoramamodus explizit auswählen (in den Kameraeinstellungen rechts unten auf dem Controllerbildschirm). Die Auswahl dort ist unabhängig von der Einstellung im Fotomodus. In der Voreinstellung generiert die Mini 3 Pro die Panoramen intern selbst und löscht die Einzelaufnahmen. Ich habe einen Zweitwohnsitz in Warburg, daher meine Fotoausflüge zum Desenberg.
Viele Grüße,
Gerd-Uwe