Wie ich in meinem Artikel „Fotografieren in 3 Dimensionen“ bereits geschrieben habe, bin ich inzwischen „in die Luft gegangen“ und habe mir eine Drohne zugelegt. Obwohl ich natürlich auch einige Videos damit aufgenommen habe, geht es mir, wie überhaupt in den meisten Artikeln dieser Website, primär um das Standbild, die Fotografie. Zwar gibt es bereits unzählige Berichte und Youtube Videos zu Drohnen im Internet, diese beschäftigen sich jedoch meist mit der Erstellung von Videos, die Fotografie kommt dort für meinen Geschmack oft zu kurz.
Nach bisher gut 15 Flugstunden mit meinen Drohnen und geflogenen gut 130km, konnte ich inzwischen erste Erfahrungen sammeln, über die ich hier berichten möchte.
Welche Drohne für Fotografen?
In der Fotografie sind über die Jahre meine Ansprüche immer weiter gewachsen. Ich denke, das geht vielen so. Wie hier auf meiner Website bereits mehrfach thematisiert, verwende ich als Hauptkamera aktuell eine Canon EOS R5 mit großem Vollformat-Sensor und einer Auflösung von 45 Megapixeln. Dazu nutze ich Objektive von 14 bis 600mm Brennweite. An die Qualität der damit möglichen Ergebnisse und die umfangreichen Bearbeitungsmöglichkeiten habe ich mich zwischenzeitlich gewöhnt.
Wenn ich diese als Maßstab auch in der Drohnenfotografie anlegen würde, wäre das Fotografieren nur mit einer sehr großen und teuren Drohne möglich, die auch nur schwer zu transportieren und bedienen wäre - von den rechtlichen Aspekten (Versicherungsschutz, Drohnenführerschein) ganz zu schweigen. Das wollte ich so nicht, ein Kompromiss war daher notwendig.
Aus einer Laune heraus hatte ich Anfang diesen Jahres ein günstiges Angebot bei amazon genutzt und eine DJI Mini 2 im „fly more combo“-Komplettset gekauft, um erste Erfahrungen mit Drohnen zu sammeln. Meine Erwartungen dabei waren zunächst ziemlich gering, ich sah das Ganze zunächst als Spielerei an.
Das bereits am nächsten Tag gelieferte „Fly more“-Gesamtpaket hat mich dann aber doch schwer beeindruckt. Die DJI Mini 2 ist erstaunlich klein und leicht (<249g). Zusammengeklappt passt sie problemlos in die Handfläche. Der Klappmechanismus für die Rotor-Ausleger ist genial durchdacht und macht einen erstaunlich stabilen Eindruck. Alles passt funktionsfähig in eine kleine mitgelieferte Umhängetasche. Die drei Akkus können gemeinsam in dem mitgelieferten Transportkasten oder auch direkt in der Drohne per USB-C geladen werden. Die Bedienung des Controllers und der DJI-Fly App sind intuitiv ohne großes Handbuchstudium zu meistern. Alles ist sehr durchdacht, man merkt überall die langjährige Erfahrung von DJI im Drohnenbau.
Wenn die Foto-Ergebnisse für die Größe der DJI Mini 2 auch erstaunlich gut ausfielen, genügten sie doch noch nicht meinen Ansprüchen in der Fotografie. Zum Filmen (immerhin bis zu einer Auflösung von 4K/30p) ist sie hingegen wirklich gut verwendbar - zumindest für meine (bisher) bescheidenen Ansprüche.
Also wartete ich in der Drohnenentwicklung weiter auf den sogenannten „sweet spot“ - den für mich idealen Kompromiss zwischen Bildqualität, Portabilität und Bezahlbarkeit.
„Sweet Spots“ in technischen Entwicklungen gibt es selten, sie können aber große Umwälzungen bewirken. Ich denke da z.B. an die Transformation von der Schallplatte zur CD, vom Röhrenfernseher zum Flachbildschirm und vieles weitere. Eine neue Technologie kommt häufig erst dann zum Zuge, wenn sie eine bestimmte Kostenschwelle unterschreitet.
2003 war dies zum Beispiel meiner Ansicht nach in der Digitalfotografie mit dem Erscheinen der damaligen Canon EOS 300D erreicht. Sie war die erste digitale Systemkamera für unter 1.000,-€ und damals mein Einstieg in die digitale Spiegelreflexfotografie. Den „sweet spot“ in der Drohnenentwicklung für die Fotografie hatte ich für mich bisher jedoch noch nicht gesehen.
Meine Fotodrohnen-Minimalanforderungen
Bezüglich der Bildqualität in der Fotografie ist mein aktuelles Minimum eine Auflösung von ca. 20 Megapixeln (auch die neue Canon EOS R6 oder die Profi DSLR Canon EOS 1DX III haben keine höhere Auflösung) und ein 1″ großer Sensor, entsprechend der Auflösung meiner Sony RX-100 VI, die ich gerne für kleinere Städtereisen nutze. Bei gutem Licht liefert sie damit durchaus brauchbare Ergebnisse.
Da meine Drohne üblicherweise tagsüber bei gutem Licht in der Landschaftsfotografie eingesetzt werden wird und zudem die mit einem großen Sensor erreichbare Freistellung dabei auch kein Thema sein sollte, erschien mir dies für den Beginn ausreichend. Wobei dank der exzellenten Stabilisierung der aktuellen Drohnen bei schlechteren Lichtverhältnissen durchaus auch Langzeitbelichtungen möglich werden. Dazu später mehr.
Wechseloptiken oder ein Zoom-Objektiv an der Drohne erschienen mir verzichtbar. Eine gute Weitwinkeloptik sollte ausreichen. Da die Drohne ja fliegt, ist es kein Problem, näher an ein Motiv heran- oder weiter davon wegzufliegen. Wenn es noch weitwinkliger sein sollte, kann man ja auch Panoramen stitchen, dazu aber auch später mehr.
Ausserdem sollte das Modell gut transportabel sein, da ich es sonst sicher nicht verwenden würde. Ein Klappmechanismus für die Rotor-Ausleger, wie von DJI bei der Mavic erstmalig 2016 vorgestellt, erscheint da optimal. Die Drohne sollte neben meiner Kameraausrüstung in den Rucksack passen oder in einer kleinen Zusatztasche verstaubar sein. Für längere Tagestouren sollte auch die Akku-Kapazität ausreichen. Professionelle Drohnen haben oft nur Flugzeiten im einstelligen Minutenbereich.
Bisher war das günstigste Modell mit dieser Spezifikation die Mavic Pro 2 mit eben einem solchen 20 Megapixel 1″ Sensor und einer Hasselblad Optik (Das Traditions-Kameraunternehmen Hasselblad wurde inzwischen von DJI übernommen). Ich hatte damit bereits zuvor mehrfach geliebäugelt, der Preis und das Gewicht waren mir jedoch noch etwas zu hoch. Dann erschien aber im April 2021 die
DJI Air 2S
mit im Vergleich zur Mavic 2 Pro ganz ähnlichen Spezifikationen, teilweise sogar besseren Funktionen, und einem Kampfpreis von unter € 1.000,-. Auch sie hat einen 1″ Sensor mit einer Auflösung von 20 Megapixeln (3:2-Format, 5472 x 3648 Pixel) und eine Weitwinkel-Optik entsprechend einer KB-Brennweite von 22,4mm. Die Bewegung und Stabilisation des Objektivs erfolgt über einen 3achsigen Gimbal. Das Objektiv trägt zwar nicht das Hasselblad Logo, ist jedoch auch, soweit ich es bisher beurteilen kann, von sehr guter Qualität. Leider wurde aber auf die bei der Mavic 2 Pro noch vorhandene verstellbare Blende verzichtet, so dass nur offenblendig (bei f/2.8) fotografiert werden kann.
Aufgrund der Corona-Pandemie hatten wir in diesem Jahr eine Urlaubsreise mit dem PKW in die Schweiz geplant. Ich habe mich daher mit den Drohnenregularien der Schweiz befasst und dabei erfreut festgestellt, dass dort in unserem Urlaubsgebiet (Engadin) gegenwärtig nur wenig Restriktionen bestehen. Die Schweiz hat die strengeren EU-Regularien noch nicht übernommen und bleibt derzeit noch bei den bisher bestehenden eigenen weniger restriktiven Einschränkungen. Das wäre somit die ideale Gelegenheit, weiter in die Drohnenfotografie einzusteigen.
Bei einem Angebot bei amazon habe ich dann kurzentschlossen „kaufen“ angeklickt (es blieb aber natürlich nicht bei € 1000,-, da ich dann doch die „fly more combo“ mit „care refresh“ gewählt hatte). Einen Tag später war die Air 2S da. Die Akkus wurden geladen, die eID aufgeklebt und es ging nach draußen. Erste Drohnen-Erfahrungen hatte ich ja zuvor bereits mit der kleinen Schwester, der DJI Mini 2 sammeln können, Drohnen-Versicherung und Pilotenregistrierung waren vorhanden und die Bedienung beider Controller ist identisch.
Wie fliegt man eine Drohne?
Für alle, die bisher noch nie eine Drohne bedient haben, nachfolgend eine kurze grundsätzliche Einführung in das Thema:
Vor dem ersten Flug in der Öffentlichkeit sind zunächst nach der aktuellen Gesetzgebung zwei Dinge zu klären:
- Man benötigt eine Drohnen-Haftpflichtversicherung. Dazu kann man sich bei einer bereits bestehenden Privat-Haftpflicht Versicherung beim Versicherer erkundigen, ob er eine diesbezügliche Erweiterung anbietet. Ansonsten gibt es viele günstige Angebote, ich selbst habe über die Handy-APP GETSAFE eine Drohnen-Versicherung abgeschlossen und zahle dafür derzeit 3,55 € im Monat.
- Für den Betrieb einer Drohne im öffentlichen Raum ist grundsätzlich eine Registrierung als Drohnenpilot erforderlich. In Deutschland ist dafür das Luftfahrtbundesamt zuständig. Die Registrierung kann dort online und derzeit kostenfrei erfolgen. Man bekommt von dort eine eID zugeteilt, die an der Drohne angebracht werden muss. Bei Drohnen mit einem Gewicht ab 250g, also auch bei der DJI air 2S ist zudem der sogenannte „Kleine Drohnenführerschein“ erforderlich
Adressen und weitere Einzelheiten dazu habe ich bereits in meinem vorangegangenen Bericht angegeben. Für die ersten Flugversuche sollte man sich einen offenen abgelegenen Platz aussuchen und überprüfen, ob dort der Drohnenflug auch erlaubt ist. Auch dazu gibt es geeignete Handy-Apps, wie z.B. DRONIQ oder Map2Fly. Natürlich sollte auch das Wetter mitspielen, sehr brauchbare Infos dazu liefert die App UAV Forecast. Wenn diese Bedingungen alle erfüllt und die Akkus voll geladen sind, kann es dann losgehen.
Die Bedienung
aktueller Drohnen ist dank der ausgefeilten Technologie inzwischen kinderleicht. Grundsätzlich sind sie dank GPS/GLONASS und eingebautem Kompass in der Lage, ihre Position jederzeit genau festzustellen und sie in der Luft ohne weiteres Zutun des „Piloten“ zu halten. Das klappt selbst bei böigem Wind bis zu einer gewissen Stärke problemlos. Bereits beim Einschalten beginnt die Drohne GPS-Satelliten zu tracken und ihre Position genau festzustellen. Sobald dies geschehen ist, bekommt man von der DJI-App eine entsprechende gesprochenen Mitteilung.
Die Steuerung aller Funktionen erfolgt mit der mitgelieferten Fernbedienung über bidirektionalen Funk. Dieser hat inzwischen eine wirklich beachtliche Reichweite (nach offiziellen Angaben von DJI 8-12km bei freier Sichtlinie). Ausserhalb der Sicht dürfen Drohnen aber sowieso nach geltender Rechtslage nicht geflogen werden. Gleichzeitig sendet die Drohne ein Live-Videobild von ihrer Kamera zurück an die Fernbedienung.
Als Monitor dienen bei den meisten Consumer-Drohnen, auch bei der Mini 2 und der Air 2S, Mobiltelefone (unterstützt werden iPhones und Android Handys), die mit einem USB-Kabel mit der Fernbedienung verbunden und mit einer Klemmvorrichtung an dieser montiert werden. Auf dem Handy übernimmt eine APP (hier die DJI Fly App) die Daten und zeigt sie auf dem Handy-Bildschirm an:
Auf dem Bildschirm das Handys werden dann alle wesentlichen Informationen sowie das aktuelle Videobild der Drohne angezeigt. Im Bild unten befindet sich die Drohne noch am Boden, hat jedoch bereits „Starterlaubnis“. Eingestellt ist der Videomodus mit der höchsten Auflösung (5,4K 30). Auf den Fotomodus kann man am Controller einfach jederzeit mit der Taste rechts oben neben dem rechten Joystick umschalten.
Die Drohne kann dann über das Symbol und längeren Druck auf einen dann zentral auf dem Handy-Bildschirm erscheinenden Startknopf gestartet werden. Eine versehentliche Betätigung ist dadurch wirksam ausgesschlossen. Die Rotoren laufen dann automatisch an, die Drohne hebt ab und schwebt auf der Stelle in ca. 1,2m Höhe.
Die weitere Steuerung erfolgt dann einfach und intuitiv über die beiden Joysticks. Der linke Joystick steuert Höhe und Rotation, der rechte bewegt die Drohne nach vorne, hinten oder zu den Seiten. Mit einem Drehrad an der linken Schulter kann die Kamera angehoben oder abgesenkt werden. Nach kurzer Eingewöhnung funktioniert das völlig problemlos. Lässt man beide Joysticks los, schwebt die Drohne an ihrer aktuellen Position.
Einfacher geht es kaum. Zum Landen fliegt man einfach zum gewünschten geeigneten flachen Landeplatz und bewegt den linken Joystick nach unten, bis die Drohne auf dem Boden ankommt. Sie stoppt dann die Rotoren automatisch. Alternativ kann man auch die Taste „Return to home“ am Controller (Mitte links) länger drücken. Die Drohne fliegt dann zunächst auf die voreingestellte sichere Höhe (um nicht versehentlich mit Bäumen oder Gebäuden zu kollidieren), kehrt auf dieser zum Startpunkt zurück und landet dann langsam selbständig. Das passiert übrigens auch automatisch, wenn das Funksignal verloren gehen sollte oder der Akku zur Neige geht. Aufnahmen startet man entweder mit dem runden Button rechts auf dem Handy oder mit der rechten Schultertaste am Controller.
Der aktuell gewählte Aufnahmemodus wird oberhalb des runden Buttons rechts angezeigt, das Symbol bedeutet z.B., dass man sich im Video-Modus befindet. Um den Modus zu wechseln, ist das Symbol einfach anzutippen, woraufhin sich dann ein weiteres Auswahlmenu öffnet. Im Beispiel unten wurde so der Fotomodus mit Einzelbildaufnahmen ausgewählt:
Der dort ebenfalls verfügbare Smart-Modus nimmt mehrere Aufnahmen mit verschiedenen Belichtungsparametern auf und errechnet daraus ein optimiertes Bild. Da ich so etwas immer erst in der Nachbearbeitung selbst mache und der Modus zudem nur eine JPG-Datei erstellt, benutze ich ihn nicht. Ausserdem können noch Belichtungsreihen mit 3 oder 5 Aufnahmen und Serienaufahmen ausgewählt werden.
Unten in dem Bild wird im Einzelbildmodus angezeigt, dass die Speicherkarte noch Platz für 4519 Aufnahmen im kombinierten JPG und RAW-Format hat. Es ist hier eine Belichtungskorrektur von -0,3 eingestellt und die Belichtungsautomatik () ist aktiv. Die Einstellungen können direkt verändert werden, indem der entsprechende Wert angetippt wird. So kann dann auch in den manuellen Modus () umgeschaltet werden.
Wenn man die rechte Menuspalte hochschiebt, kann man unten die vier verfügbaren Panorama-Modi auswählen. Diese nutze ich sehr häufig, da sich damit komfortabel weitwinklige hochauflösende Bilder erstellen lassen. Unten ist ein Kugelpanorama angewählt:
Zusätzlich können zwischen diesen Menupunkten die verfügbaren Video-Modi, MasterShots, QuickShot und Hyperlapse Sequenzen ausgewählt werden. Auf diese möchte ich hier aber nicht weiter eingehen, dazu gibt es genug Material im Internet, hier geht es ja in erster Linie um die Fotografie.
Erste Ergebnisse
Für erste Flugversuche mit der neuerworbenen DJI Air 2S wählte ich unseren „Hausberg“ in Warburg, den Desenberg mit darauf befindlicher Burgruine. Besonders interessiert war ich am Dynamikumfang des 1″ Sensors. Wie immer mit meinen Kameras, arbeite ich auch mit der Air 2S ausschließlich mit RAW-Dateien. Sie unterstützt dabei das weit verbreitete DNG-Format, das von praktisch allen RAW-Konvertern direkt unterstützt wird. Leider kann man aber nur zwischen der Speicherung von JPG und JPG+DNG wählen, so dass ich die für mich überflüssigen JPG-Daten immer manuell löschen muss. Zunächst als erstes Beispiel eine Aufnahme von meinem Jungfernflug ohne Bearbeitung in Lightroom:
Ich habe die Raw-Bilddatei (im DNG-Format) anschließend in Lightroom bearbeitet und war erstaunt, wieviel Details sowohl in den Lichtern, als auch im Schatten noch vorhanden sind:
Auch die Schärfe ist durchaus gut, hier ein Ausschnitt des obigen Bildes in 100% Vergrößerung:
Neben dem gut funktionierenden Automatik-Modus (Zeitautomatik bei Offenblende f/2.8 - die Air 2S Optik verfügt ja leider nicht über eine verstellbare Blende, das kann die Mavic 2 Pro besser) können bei der Air 2s auch alle Belichtungsparameter (Belichtungszeit, ISO-Wert, Weissabgleich) manuell eingestellt werden. Das Objektiv hat einen Autofokus, ein gewünschter Fokuspunkt kann durch antippen auf dem Bildschirm manuell ausgewählt werden. Auf Wunsch kann der Fokus aber auch manuell eingestellt werden. Aufgrund der Sensorgröße und der weitwinkligen Optik (KB-äquivalent 22,4mm) muss man sich darüber aber in der Regel keine Gedanken machen, alle Bilder sind normalerweise automatisch im Fokus.
Im Gegensatz zur Mini 2 bietet die Air 2S die Möglichkeit, Filter vor dem Objektiv einzusetzen. Bei der „Fly more combo“ sind bereits 4 ND Filter der Stärke ND4 bis ND32 dabei. Diese sind jedoch eigentlich nur im Video-Betrieb notwendig. Sinnvoll ist hingegen in der Landschaftsfotografie ein Polfilter, den ich bei Sonnenschein praktisch ständig verwende. Näheres dazu habe ich in meinem vorangegangen Drohnen-Artikel und auch hier bereits abgehandelt, ich verzichte daher hier auf eine Wiederholung.
Belichtungsreihen
Neben dem Einzelbildmodus unterstützt die DJi Air 2s auch Serienbilder, Intervallafnahmen und Belichtungsreihen (AEB) mit 3 oder 5 Aufnahmen in Inkrementen von 2/3 Blendenstufen. Obiges Bild habe ich auch als HDR aus 5 solchen Aufnahmen in Lightroom entwickelt:
Ehrlich gesagt sehe ich dank des hohen Dynamikumfangs des verbauten 1″ Sensors hier aber keinen wesentlichen Gewinn. Die Funktion hat aber dennoch den Vorteil, dass man sich zur Weiterbearbeitung das optimal belichtete Bild aus der Belichtungsreihe heraussuchen kann. Das ist das Bild, das in den Lichtern gerade nach ausreichende Zeichnung aufweist. In diesem Fall war es das mit +2/3 belichtete Bild. Ich nutze daher den AEB Modus häufig und gerne.
Darf es etwas mehr sein?
Wie oben bereits erwähnt, bin ich von der EOS R5 mit ihren 45 Megapixeln Auflösung verwöhnt. Auch habe ich dort noch weitwinkligere Objektive (bis 14mm) verfügbar, die ich gerade bei Landschaftsaufnahmen gerne und häufig nutze. Bereits zuvor habe ich mit meinen Kameras oft Panorama-Aufnahmen aus mehreren Einzelaufnahmen erstellt, z.B. hier. Auch die meisten aktuellen Mobiltelefone haben eine solche Funktion, bei der man das Handy langsam von einer Seite zur anderen schwenkt.
Diese Funktion unterstützt auch die DJI Air 2s, sie führt sie sogar vollständig automatisch aus. Da die Drohne dazu optimal auf der Stelle dreht, ergeben sich auch praktisch keinerlei Parallax-Fehler, die bei herkömmlichen Aufnahmen ohne Stativ häufig die Nachbearbeitung stark erschweren.
Angeboten werden bei der DJI Air 2S 4 Panorama-Modi:
- Ein weitwinkligeres Panorama aus 9 Aufnahmen (3x3)
- Ein horizontales 180° Panorama aus 21 Aufnahmen (3x7)
- Ein vertikales Panorama aus 3 Aufnahmen
- Sowie ein fast vollständiges Kugelpanorame aus 26 Aufnahmen
„Fast vollständig“ deswegen, da die Kamera wegen der Rotoren nur etwa 30° nach oben schwenken kann und daher ein Teil des zentralen Himmels bei den Aufnahmen fehlt. Standardmäßig kann die Airs 2S die Panoramaen auch selbst zusammenfügen, dies generiert jedoch wieder nur eine JPG Datei und gelingt manchmal nur unzureichend.
Ich selbst setze die Einzelaufnahmen daher immer aus den erstellten einzelnen DNG-Dateien selbst zusammen. Dazu verwende ich entweder den in Lightroom Classic vorhandenen Panoramamodus oder auch bei komplexeren Panoramen das darauf spezialisierte Programm PTGui, das viel mehr Eingriffsmöglichkeiten bietet und z.B. auch die sogenannten „Little Planet“ Panoramen erzeugen kann. Gerne und häufig nutze ich das 3x3 Panorama, das eine Bildweite vergleichbar etwa mit einem 14mm Objektiv ergibt:
Durch das Zusammenfügen der Bilder erhöht sich zudem die Auflösung des erstellten Panoramas. Das obige bearbeitete Panorama kommt so auf eine Auflösung von immerhin 9736x6060 Pixel, also entsprechend 59 Megapixeln. Das Bild kann somit problemlos als großformatiges Poster gedruckt werden. Hier ein Ausschnitt aus obigem Bild in 100% Auflösung:
Ich nutze übrigens im Panoramamodus bewusst die Belichtungsautomatik der Air 2S. Zwar werden die einzelnen Bilder dann jeweils unterschiedlich belichtet (in obiger Serie von 1/100 bis 1/320). Dafür nutzt aber jedes Einzelbild für sich den Dynamikumfang des Sensors optimal aus. Die so unvermeidlichen Helligkeitsunterschiede der Einzelbilder werden meiner Erfahrung nach aber beim Zusammenfügen sowohl von Lightroom Classic, als auch von PTGui wieder hervorragend ausgeglichen.
Little Planet
Eine besondere Form der Darstellung eines 360° Panoramas ist die Darstellung als sogenannter „Little Planet“. Der so gezeigte Bildausschnitt entspricht in etwa der Aufnahme eines 180° Fischeyes, das nach untern gerichtet ist. Die so entstanden Bilder sehen aus wie kleine Planeten. Dieser Effekt lässt sich aus den mit der Funktion „Kugelpanorama“ der Air 2S mit dem Panorama-Programm PTGui sehr einfach erzeugen:
Der Effekt ist verblüffend. Hier zum Vergleich ein aus denselben Aufnahmen erstelltes konventionelles 360° Panorama im Querformat:
Da das Bild aus 26 Einzelaufnahmen erstellt wurde, ist die Detailfülle schier unglaublich. Das Panorama im Querformat hat im Original eine Größe von 21560 x 6627 Pixel, also mehr als 140 Megapixel. Das „Little Planet“ Panorama kommt sogar auf 29232 x 22160 Pixel, also fast 650 Megapixel. Dabei ist die Schärfe auch auf Pixelebene noch sehr gut, wie der folgende 100% Ausschnitt aus dem obigen Bild zeigt:
Eine echte Freude für jeden Pixelpeeper!
Und bei Dunkelheit?
Weiter oben hatte ich ja bereits meine Bedenken bezüglich der Low-Light Fähigkeiten des in der Air 2S verbauten 1″ Sensors geäußert. Ich kenne dies bereits von meiner Sony RX100, die ich nur ungern mit höheren ISO-Werten verwende. In der Tat sind bei der DJI Air 2S bereits bei ISO Werten von 400 deutliche Rauschartefakte sichtbar:
Hier ein Ausschnitt aus dem Bild oben in 100% Vergrößerung:
Zwar lässt sich durch die Rauschreduzierung in Lightroom noch eine Besserung erreichen, dies geht jedoch immer zu Lasten der Detailauflösung. Über ISO 400 sollte man meiner Ansicht nach jedoch nicht hinausgehen.
Was mich bei dieser Aufnahme jedoch dennoch sehr beeindruckt hat, ist die phantastische Stabilisierung der Kamera durch den Gimbal. Da die obige Aufnahme trotz einer doch relativ langen Belichtungszeit von 1/13 bei zudem damals recht windigem Wetter nicht verwackelt war, habe ich mich gefragt, ob auch längere Belichtungszeiten noch verwendbar sind.
Langzeitbelichtungen
Als Testmotiv habe ich mir dazu den Malojapass im Bergell ausgesucht. Hier geht eine Passtraße sehr steil vom Engadin (ca. 1.800m) hinunter in das Bergell. Die Straße hat sehr enge Serpentinen, das müsste aus der Vogelperspektive doch sehr eindrucksvoll aussehen? Daher bin ich eines Abends dorthin gefahren und habe Langzeit-Aufnahmen mit bis zu 10 Sekunden Belichtungszeit getestet. Selbst bei dieser langen Belichtungszeit waren immerhin 50% der Aufnahmen scharf, weitere 25% zeigten leichte Unschärfen, waren aber auch noch immer brauchbar. Insgesamt eine sehr beeindruckende Leistung der kleinen Drohne. Hier ein gelungenes Beispiel:
Und wieder der 100% Ausschnitt aus obigem Bild:
Und zum Vergleich das unschärfste Bild aus meiner Serie von 6 Aufnahmen mit je 10 Sekunden Belichtungszeit, wieder in 100% Vergrößerung:
Abschließend habe ich noch in Photoshop die so erstellten Einzelaufnahmen überlagert, um die Lichtspuren der Fahrzeuge einzubeziehen. Nach weiterer Bearbeitung sieht das Endergebnis dann so aus:
Resumée
Während unserer Schweiz-Reise hat die neue DJI Air 2S erst einmal meine Foto-Gewohnheiten stark verändert. Ich habe diesmal in der Tat in den 2 Wochen zweimal mehr Aufnahmen mit der Drohne als mit meinen EOS Kameras aufgenommen, was nutürlich zum großen Teil auch der Tatsache geschuldet ist, dass ich sehr oft den Panoramamodus genutzt habe, bei dem jeweils 9 - 26 Einzelaufnahmen anfielen. Nach der Bearbeitung der Fotos begeistert mich die Qualität der Bilder immer mehr. Ich habe daher für einen neuen Fotokalender diesmal ausschließlich Bilder ausgewählt, die mit den Drohnen aufgenommen wurden.
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Hallo Gerd-Uwe
Erstmals vielen Dank für diesen wunderbaren Bericht. Sehr informativ und detailreich.
Nun habe ich eine Frage betreffend der Panoramafunktion der Air 2S. Ich habe diverse Panoramas gemacht (3x3 Bilder) welche ich gerne zusammensetzen wollte. Leider habe ich dann einen komplett gebogenen Horizont auf all diesen Bildern. Eigentlich wollte ich Grosspanos machen (4 x (3x3er) Panos. Nun meine Frage ob du dieses Problem kennst? Kann es evtl. sein, dass es daran liegt weil ich den Gimbal zu Beginn der Panorama Aufnahm ein klein wenig nach unten geneigt habe (wollte etwas mehr vom Boden drauf haben)? Leider konnte ich die Panorama Funktion seither nicht mehr testen mit 0 Grad Gimbal Winkel und ich hab es erst zuhause bemerkt als es bereits zu spät war…
LG
Hallo Roger,
Deine Beobachtung stimmt leider. Einen geraden Korizont bekommst Du bei der Panoramaerstellung zunächst nur, wenn Du den Gimbal horizontal ausrichtest. Das liegt daran, dass die so erstellten Panoramen einen sehr großen Bildwinkel abbilden und sie eher eine „Fisheye“ Charakteristik haben. Gerade Linien, die nicht durch die Bildmitte laufen, werden dabei gekrümmt abgebildet. Das Phänomen kann man in der Nachbearbeitung in Lightroom oder Photoshop durch die Perspektivkorrektur wie bei stürzenden Linien manchmal etwas abmildern. Am besten gelingt mir aber die Nachbearbeitung in einem darauf spezialisierten Programm. Ich nutze dafür PTGui, das ich sehr empfehlen kann. Leider ist es recht teuer, Du kannst es ja einmal selbst ausprobieren. Die Probeversion ist kostenlos, versieht aber die Bilder mit einem Wasserzeichen.
Viele Grüße,
Gerd-Uwe
Vielen Dank, Gerd-Uwe
Hallo Gerd-Uwe, vielen Dank für diesen Blogbeitrag. Ich habe mir die Air2s auch gerade gekauft. Die Panoramafunktion finde ich auch sehr spannend, kann icm Moment jedoch keine ;Möglichkeit finden, um an die DNG Dateien zu kommen. Ich würde auch lieber selbst Stichen. Fotografierst du diese manuell?
Freundliche Grüße
Alexander
Hallo Alexander,
DNGs gehen auch automatisch. Du musst dazu in der DJI Fly-App im Panoramamodus explizit einstellen, dass sowohl JPG als auch DNG Dateien gespeichert werden. Du findest die zu einem Panorama gehörenden DNG-Dateien danach auf der SD-Karte jeweils zusammen in einem Panorama-Unterordner.
Viele Grüße,
Gerd-Uwe
Hallo,
mit großem Interesse habe ich den Beitrag gelesen. Da ich mir erst vor kurzen die Drohne gekauft und erste Flugerfahrungen gemacht habe, war ich auf der Suche nach weiteren Infos, die ich in dem Beitrag gut erklärt gefunden habe. Das auch deshalb, da ich mich mehr auf die Fotografie als aufs Filmen konzentriere.
Herzlichen Dank und weiter guten Flug!
Grüße Johannes
Hallo Johannes,
es freut mich, dass mein Beitrag geholfen hat. Ich wünsche Dir auch gutes Flug- und Fotowetter.
Viele Grüße,
Gerd-Uwe