Anmerkung:
Inzwischen hat DxO den neuen RAW-Konverter DxO PhotoLab* in der Version 6 herausgebracht. Dieser Artikel bezieht sich noch auf die Vor-Version 5. Die Ergebnisse beim Entrauschen mit DeepPRIME sind praktisch in allen Versionen identisch, so dass das hier dargestellte dafür weiter gilt. In der Version 6 hat DxO das Entrauschen noch weiter verbessert und den weiter verbesserten KI-basierten DeepPRIME XP Algorithmus eingeführt. Näheres dazu findet sich in meinem aktualisierten Test.
Wie ich bereits in meinem vorangegangenen Artikel zu DxO PhotoLab 5 geschrieben habe, nutze ich DxO PhotoLab seit der Version 4 zum Entrauschen meiner High-ISO Aufnahmen mit dem genialen dort implementierten DeepPRIME Verfahren und zwar ausschließlich dazu. Die gesamte weitere Bearbeitung und die gesamte Bearbeitung aller Bilder, die diese aufwendige Entrauschung nicht benötigen, mache ich weiterhin in Adobe Lightroom. Dort habe ich seit der Version 1 auch alle meine Bilder verwaltet und verschlagwortet.
DeepPRIME
DxO hat in der Version 4 von PhotoLab mit DeepPRIME* ein auf künstlicher Intelligenz basierendes Verfahren zur Rauschminderung von Photos eingeführt. Ich hatte mir damals aus Neugier die Testversion heruntergeladen und war von den Ergebnissen so begeistert, dass ich nur für die Entrauschung meiner High-ISO Aufnahmen DxO PhotoLab 4 gekauft habe. Einen ausführlicher Bericht zu meinen Ergebnissen gibt es hier. Seitdem nutze ich DxO DeepPRIME regelmäßig und gerne. Mit meiner Canon EOS R5 habe ich nun keine Bedenken mehr, ISO Werte bis 12.800 zu nutzen, wenn es notwendig ist.
Nun wurde von DxO PhotoLab auf die Versionsnummer 5 geupdated. Zwar wurden viele Funktionen für die RAW-Bearbeitung hinzugefügt und vorhandene verbessert, dies ist für mich jedoch nicht relevant, da ich in PhotoLab ausschließlich den DeepPRIME-Algorithmus nutze. Zwar könnte man dazu auch die abgespeckte Version DxO PureRAW nutzen, die ich hier getestet habe, aber PureRAW bietet nur wenig Einstellungsmöglichkeiten. Ausserdem schärft sie das Bild für meinen Geschmack zu sehr und auch die Integration in meinen gewohnten Workflow mit Lightroom ist nicht optimal.
Also habe ich mir zunächst die Testversion von PhotoLab 5* heruntergeladen. Diese ist für 31 Tage ohne Einschränkungen nutzbar. Ich finde es sehr lobenswert, dass DxO diese lange Testphase zulässt. So kann man alle Funktionen umfangreich testen und sich selbst ein gutes Bild von den Möglichkeiten des Programms machen, bevor man doch relativ viel Geld dafür ausgibt. Für die ELITE Edition - und nur die beinhaltet den DeepPRIME Algorithmus - verlangt DxO immerhin 219,-€. Das Update von Version 4 kostet 79,99€.
Was ist neu in der Version 5?
Ich wollte nun sehen, welche Vorteile die Version 5 für mich bietet. DxO gibt an, dass der DeepPRIME Algorithmus auf PCs schneller geworden sei. Dies habe ich zuerst überprüft. Ich habe dazu wieder das in meinem Vergleichsartikel von DeepPRIME mit Topaz Denoise AI verwendete Testbild eines Ibis (aufgenommen mit meiner EOS R5 und ISO 12.800) verwendet. Wer es selbst probieren möchte, kann die CR3 Raw-Datei weiterhin hier herunterladen.
Ich habe das zunächst relativ dunkle und kontrastarme Bild mit Adobe Lightroom Classic 10.4 erst einmal nach meinem Geschmack bearbeitet. Das Ergebnis ist unten zu finden:

Ohne Entrauschung in Lightroom sieht es im 100% Ausschnitt dann so aus:

Zunächst habe ich die Geschwindigkeit von DeepPRIME auf meinem Desktop-Rechner getestet. Dabei handelt es sich um einen 16kernigen AMD Threadripper 2950X mit 32GB Hauptspeicher und einer NVIDIA GeForce RTX 2080Ti. Die Übergabe der RAW-Datei erfolgte über das PhotoLab Lightroom-Plugin. Ich habe das Bild jeweils mehrfach mit PhotoLab 4 und 5 bearbeitet. Dabei habe ich in DeepPRIME die Luminanz auf 100 eingestellt. Die entrauschte Version habe ich anschließend mit der Option
„Als DNG exportieren (Nur Rauschminderung und optische Korrekturen)“
an Lightroom zurück exportiert. Die Bearbeitungszeit der 45 Megapixel Datei der EOS R5 Datei mit dem DeepPRIME Algorithmus betrug damit bei beiden Programmversionen jeweils 26 Sekunden. Eine Beschleunigung in der Version 5 konnte ich auf meinem Desktop-Rechner somit nicht nachweisen.
Danach musste mein neuer Laptop herhalten. Er hat einen 8kernigen Intel Core i9-11980HK, 64GB Hauptspeicher und eine NVIDIA GeForce RTX 3080 mit 8GB Speicher. Die Performance war hierbei erstaunlich: PhotoLab 4 benötigte nun nur noch 16 Sekunden, PhotoLab 5 war sogar bereits nach 10 Sekunden fertig! Hier bestätigte sich somit tatsächlich das Performance-Versprechen von DxO.
Zwar haben die beiden so entstanden DNG-Dateien leicht unterschiedliche Größen, sie sind also nicht vollständig identisch, Wesentliche Qualitäts-Unterschiede beider Versionen konnte ich allerdings auch bei genauer Betrachtung in 100% Vergrößerung nicht ausmachen. Hier daher nur ein 100% Ausschnitt aus dem Ergebnis mit DxO PhotoLab 5:

Soweit, so gut und bereits bekannt. Die Performance-Verbesserung auf meinem aktuellen Laptop ist zwar ganz nett, rechtfertigt aber für mich noch nicht den Kauf der neuen Version. Aber da gab es doch noch etwas Neues in der Version 5:
Unterstützung für DJI Air 2S und Mini 2
DxO PhotoLab unterstützt nun neben vielen älteren DJI Drohnen auch meine zwei neu erworbenen Modelle, die DJI Mini 2 und die Air 2S:

Gerade die kleinen Sensoren der Drohnen neigen naturgemäß dazu, bereits bei moderaten ISO-Werten zu rauschen. Meine DJI Air 2S nutze ich daher, wann immer möglich, nur mit ihrem nativen ISO Wert von 100. Bereits bei ISO 400 setzt störend sichtbares Rauschen ein. Ein Beispiel dazu hatte ich bereits in meinem ersten Erfahrungsbericht zur DJI Air 2S gezeigt:

Hier noch einmal dazu ein Ausschnitt in 100% Vergrößerung, der das bereits deutlich sichtbare Rauschen zeigt:

Hier war ich nun extrem gespannt, was DxO PhotoLab 5 aus diesem Bild noch herausholen kann. Nach der Bearbeitung mit dem DeepPRIME sieht das Ergebnis mit denselben Einstellungen in Lightroom, wie bei dem obigen Bild dann so aus:

Und hier noch ein 100% Ausschnitt aus dem obigen Bild:

Das sieht doch schon ganz gut aus, oder? Ich habe daher in meiner Lightroom-Bibliothek ein weiteres Bild der DJI Air 2S mit noch ausgeprägterem Rauschen gesucht, um weiter zu testen. Dabei habe ich eine Aufnahme eines einsamen Baumes in der Abenddämmerung gefunden, die ich vor einigen Wochen in Warburg mit der DJI Air 2S aufgenommen hatte. Das Bild wurde aus 9 Einzelaufnahmen mit dem Panoramamodus der Drohne zusammengesetzt. Die Einzelaufnahmen wurden im Automatikmodus der Air 2S jeweils mit f/2.8, 1/5s Belichtungszeit und ISO Werten von 550 bis 1170 aufgenommen. Hier zunächst mein bisheriges umfangreich in Lightroom bearbeitetes Bild:

Das Bild ist ganz nett, rauscht aber in der 100% Ansicht ohne weitere Rauschreduzierung, wie hier gut zu sehen ist, doch bereits sehr deutlich:

Wenn ich es in Lightroom wirksam entrausche, gehen jedoch die Details weitgehend verloren, wie hier zu sehen ist:

Ich habe daher die 9 Einzel RAW Dateien im DNG-Format der DJI Air 2S jeweils mit DeepPRIME entrauscht und mit Lightroom ein neues Panorama aus den 9 so entstandenen Dateien erstellt. Nach weiterer Bearbeitung in Lightroom sieht das dann so aus:

Und auch hier derselbe Ausschnitt des mit DeepPRIME entrauschten Bildes in der 100% Ansicht. Man sieht gut, dass DxO PhotoLab 5 bei gleicher Rauschfreiheit erheblich mehr Details erhält:

Das Ergebnis stellt doch eine deutliche Verbesserung dar, insbesondere, wenn man die widrigen Umstände der Aufnahme (lange Belichtungszeit, kleiner Sensor, hoher ISO-Wert) bedenkt. Leider zeigt das in Lightroom zusammengesetzte Panorama der DxO DNG-Dateien aber eine deutliche Vignettierung. Dadurch sind bei genauer Betrachtung auch die Grenzen der zusammengesetzten Einzelaufnahmen sichtbar. Noch besser funktioniert das Ganze, wenn man das Panorama im darauf spezialisierten Programm PTGui zusammensetzt. Dort lässt sich auch die Perspektive noch weiter bearbeiten. Das finale Ergebnis meines neuen Workflows:
DJI Air 2S DNG -> DXO PhotoLab 5 DeepPRIME -> PTGui -> Lightroom
sieht dann so aus:

Und Topaz Denoise AI?
Wie zuvor versprochen, habe ich auch noch einmal die aktuelle Version (3.3.3) von Topaz Denoise AI auf das Panorama losgelassen. Da von Topaz Denoise AI DNG-Formate noch immer nicht unterstützt werden, habe ich dazu das in Lightroom bereits gestitchte Panorama verwendet und mit Denoise AI mit der Automatikeinstellung „Severe Noise“ entrauschen lassen. Denoise AI wählte dazu die Parameter:
- Remove Noise 44
- Enhance Sharpness 23
Das Ergebnis sieht dann so aus:

Und zum direkten Vergleich wieder die 100% Ansicht:

Das ist zwar besser, als das, was ich in Lightroom allein erreichen kann. Es zeigt deutlich mehr Details, kommt aber noch immer nicht an das Ergebnis von PhotoLab 5 heran.
Resumée
Insgesamt bringt die Version 5 von DxO PhotoLab wohl viele neue Funktionen in der Bildbearbeitung mit, die ich jedoch nicht nutze. Das gleiche gilt für mich für die nun enthaltene Unterstützung der Fuji X-Trans Sensoren. Die angegebene Geschwindigkeitssteigerung des DeepPRIME-Algorithmus konnte ich nur bei meinem Laptop mit aktueller Hardware nachvollziehen. Auf meinem Desktop-Rechner sind beide Versionen gleich schnell. Die Qualität der Entrauschung mit dem KI-basierten DeepPRIME Algorithmus ist gleich gut wie mit der Vorgängerverson 4 und sehr viel besser als ich es mit Lightroom allein oder mit Topaz Denoise AI hinbekomme. Soweit wäre ein Update für meinen Workflow eigentlich nicht notwendig - wenn ich nicht inzwischen neben meinen Canon EOS Gehäusen auch noch die neuen DJI Drohnen verwenden würde. Da diese nur von der neuen Version unterstützt werden, habe ich daher das Update zur Version 5 von PhotoLab doch noch erworben.
Wenn DxO als alleinstehender RAW-Entwickler genutzt wird oder für Fuji Fotografen mit X-Trans Sensoren mag sich das Update auch so lohnen, das muss jeder für sich selbst beurteilen. Dank der Option, DxO PhotoLab ohne Einschränkungen 31 Tage zu testen, kann dies auch vor dem Kauf ausgiebig überprüft werden.
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