Entrauschen von High-ISO Aufnahmen - Vergleich DxO DeepPRIME mit Topaz Denoise AI

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Moder­ne Kame­ra­sen­so­ren wer­den immer licht­emp­find­li­cher und rau­schen immer weni­ger. Auch die Bild­ver­ar­bei­tungs­soft­ware ent­wi­ckelt sich immer wei­ter. Ins­be­son­de­re seit dem Ein­zug von KI (Künst­li­che Intel­li­genz) -Algo­rith­men erge­ben sich bei Auf­nah­men mit hohen ISO-Wer­ten immer bes­se­re Mög­lich­kei­ten der Rausch­re­du­zie­rung. Selbst mit ISO 12.800 las­sen sich heut­zu­ta­ge noch brauch­ba­re Ergeb­nis­se erzie­len, das war vor weni­gen Jah­ren noch unvorstellbar.

Ich selbst set­ze seit kur­zem dazu ver­mehrt den von DxO ent­wick­lel­ten Deep­P­RIME Algo­rith­mus ein, der in DxO Pho­to­Lab 4/5 Eli­te und neu­er­dings auch in DxO Pure­RAW ent­hal­ten ist. Ich nut­ze dabei bei­de Pro­gram­me aus­schließ­lich zur Rausch­min­de­rung, die gesam­te wei­te­re Bear­bei­tung erfolgt, wie bei mir seit Jah­ren gewohnt, in Ado­be Ligh­t­room Classic.

Nähe­re Infor­ma­tio­nen zu den DxO Pro­gram­men gibt es hier auf mei­ner Web­site, wo ich bereits bei­de getes­tet habe:

DxO Pho­to­Lab 4 Eli­te
DxO Pure­RAW

Da ich von meh­re­ren Sei­ten dar­auf­hin­ge­wie­sen wur­de, dass auch mit Topaz Denoi­se AI eine her­vor­ra­gen­de Rausch­min­de­rung erreich­bar sei, woll­te ich Topaz Denoi­se AI selbst tes­ten und die Ergeb­nis­se mit denen des Deep­P­RIME Algo­rith­mus vergleichen.

Spoiler: im Gegensatz zu DxO PhotoLab 4 werde ich mir Topaz Denoise AI nicht in der Vollversion kaufen - die Begründung folgt...

Ich habe mir, um ver­glei­chen zu kön­nen, die Test­ver­si­on von Topaz Denoi­se AI über den obi­gen Link her­un­ter­ge­la­den und sie im Ver­gleich mit DxO Pho­to­Lab 4 und DxO Pure­RAW auf ein ISO 12.800 Bild aus mei­ner Bild­da­ten­bank losgelassen.

Ich habe ver­sucht, alle Bil­der abschlie­ßend in Ligh­t­room Clas­sic so zu bear­bei­ten, dass Far­ben, Kon­trast und Hel­lig­keit mög­lichst ähn­lich sind. Hier zunächst die von mir in Ligh­t­room inten­siv nach mei­nem Geschmack bear­bei­te­te Ursprungs-Ver­si­on (Belich­tung -0,66, Kon­trast +58, Lich­ter -100, Tie­fen +100, Klar­heit +28, Dyna­mik +21, Ent­rau­schung und Schär­fung auf Stan­dard), ver­klei­nert auf 1600px lan­ge Kan­te. Das Egeb­nis rauscht selbst in der ver­klei­ner­ten Ver­si­on noch deutlich:

Ibis mit ISO 12.800

Hier sind noch zwei Aus­schnit­te in 100% Größe:

Ibis Kopf - bear­bei­tet mit Ligh­t­room Clas­sic CC
Ibis Gefie­der - bear­bei­tet mit Ligh­t­room Clas­sic CC

Ich habe das Bild als CR3-Datei anschlie­ßend von Ligh­t­room Clas­sic an DxO PhotoLab4 über­ge­ben und dort mit Deep­P­RIME (Ein­stel­lung Lumi­nanz 100) ent­rauscht. das ent­spricht mei­nem übli­chen Work­flow. Anschlie­ßend wur­de es wie­der mit der Option 

„Als DNG expor­tie­ren (Nur Rausch­min­de­rung & opti­sche Korrekturen)“

als DNG-Datei an Ligh­t­room zurück­trans­fe­riert und dort so nach­be­ar­bei­tet, dass Hel­lig­keit, Farb­sät­ti­gung und Kon­trast ver­gleich­bar waren. Die nach­fol­gen­den Aus­schnit­te zei­gen das Ergeb­nis die­ser Bear­bei­tung wie­der in der 100% Ansicht - das sieht schon sehr viel bes­ser aus:

Ibis Kopf - bear­bei­tet mit Deep­P­RIME in DxO Pho­to­Lab 4
Ibis Gefie­der - bear­bei­tet mit Deep­P­RIME in DxO Pho­to­Lab 4

Und nun noch das­sel­be mit DxO Pure­RAW mit Stan­dard­ein­stel­lun­gen (man kann da auch über­haupt nichts ein­stel­len). Obwohl auch Pure­RAW den Deep­P­RIME Algo­rith­mus veer­wen­det, ist das Ergeb­nis anders. Es ver­bleibt ein leich­tes Rest­rau­schen im Hin­ter­grund, zudem ist das Gefie­der bereits grenz­wer­tig überschärft:

Ibis Kopf - bear­bei­tet mit DxO PureRAW
Ibis Gefie­der - bear­bei­tet mit DxO PureRAW

Alles in allem ist Pure­RAW zwar noch sehr gut brauch­bar, mit den Mög­lich­kei­ten von Deep­P­RIME in DxO Pho­to­Lab 4 gefällt mir das Ergeb­nis aber besser.

Und wie sieht es nun mit Topaz Denoise AI aus?

Es folgt der span­nen­de Ver­gleich mit Topaz Denoi­se AI: In der Ver­si­on 3.0.3 kann Topaz Denoi­se AI nun auch CR3 Datei­en mei­ner EOS 5R direkt bear­bei­ten. Ich habe daher zunächst Topaz Denoi­se AI gestar­tet und dort die Ori­gi­nal-CR3 Datei mei­ner Canon EOS R5 gela­den. Anschlie­ßend habe ich zunächst mit der Auto­ma­tik­ein­stel­lung ent­rauscht und das Ergeb­nis als DNG Datei wie­der gespei­chert. Die­se habe ich dann in Ligh­t­room erneut impor­tiert. Also im Grun­de das­sel­be Vor­ge­hen wie ich es oben mit DxO Pho­to­Lab 4 durch­ge­führt habe. 

Das Ergeb­nis wirkt dann aller­dings sehr flau und dun­kel, so dass ich umfang­rei­che Kor­rek­tu­ren machen muss­te, um ein ver­gleich­ba­res Ergeb­nis wie zuvor in Ligh­t­room zu errei­chen. Zunächst ein­mal mein Ergeb­nis im ver­klei­ner­ten Gesamt­bild, um zu zei­gen, dass die Ent­wick­lung bezüg­lich Hel­lig­keit und Far­be eini­ger­ma­ßen ver­gleich­bar ist. 

Das Bild ent­hält eine Was­ser­zei­chen-Mar­kie­rung, da ich für den Test die Test­ver­si­on von Topaz ver­wen­det habe. Auch das ist ein Plus­punkt für die DxO Soft­ware, die­se kann zumin­dest für einen groß­zü­gi­gen Test­zeit­raum von 31 Tagen voll­um­fäng­lich ver­wen­det und auf Herz & Nie­ren getes­tet werden.

Topaz Denoi­se AI CR3 -> DNG

Bereits die ver­klei­ner­te Ver­si­on macht kei­nen guten Ein­druck, was sich in den 100%-Ausschnitten lei­der bestä­tigt. Das Ergeb­nis ist sogar noch deut­lich schlech­ter, als das, was ich mit Ligh­t­room Clas­sic allein erreiche:

Ibis Kopf - Topaz Denoi­se AI CR3 -> DNG
Ibis Gefie­der - Topaz Denoi­se AI CR3 -> DNG

Somit ist mei­ner Ansicht nach die direk­te Ver­ar­bei­tung von CR3 Raw-Datei­en mit Topaz Denoi­se AI der­zeit nicht nutzbar.

Ich habe daher Topaz Denoi­se AI noch ein­mal direkt von Ligh­t­room aus auf­ge­ru­fen. Von dort kann mit dem Men­u­punkt „Bear­bei­ten in…“ das Bild als 16bit TIFF-Datei direkt an Topaz Denoi­se AI über­ge­ben wer­den. Die Ein­stel­lun­gen in Topaz habe ich erst ein­mal auto­ma­tisch set­zen las­sen (Noi­se 40 Shar­pe­ning 28, Rest 0):

Ibis Kopf - Topaz Denoi­se AI - TIFF - N40S28
Ibis Gefie­der -Topaz Denoi­se AI - TIFF - N40S28

Das ist schon bes­ser, kommt aber noch immer nicht an die DxO-Deep­P­RIME Ergeb­nis­se her­an. Das Bild erscheint mir zudem über­schärft und es gibt noch deut­lich sicht­ba­res Rest-Rau­schen. Man beach­te ins­be­son­de­re die Arte­fak­te am Hin­ter­kopf und das Rau­schen zwi­schen den Bei­nen. Ich habe daher noch­mal ver­sucht, das Ergeb­nis manu­ell zu ver­bes­sern (Ein­stel­lung Noi­se 60, Shar­pe­ning 18):

Ibis Kopf -Topaz Denoi­se AI - TIFF - N60S18
Ibis Gefie­der -Topaz Denoi­se AI - TIFF - N60S18

Die­se Ver­si­on gefällt mir bes­ser, sie zeigt aber wei­ter Arte­fak­te zwi­schen den Bei­nen und am Hinterkopf.

Ich habe das Bild anschlie­ßend noch­ein­mal mit Topaz Denoi­se AI mit der Ein­stel­lung „AI Clear“ ent­rauscht, die bei High-ISO Auf­nah­men bes­ser sein soll und die übri­ge Bear­bei­tung wie zuvor belassen.

Zunächst die Auto­ma­tik-Ein­stel­lung, dabei setz­te Topaz Denoi­se AI Clear die Ent­rau­schung auf Medium:

Ibis Kopf -Topaz Denoi­se AI Clear - TIFF - Medium
Ibis Gefie­der -Topaz Denoi­se AI Clear - TIFF - Medium

Da das doch noch sehr rausch­te, habe ich die Ein­stel­lung zum Ent­rau­schen auf High geän­dert, dann sieht das so aus:

Ibis Kopf -Topaz Denoi­se AI Clear - TIFF - High
Ibis Gefie­der -Topaz Denoi­se AI Clear - TIFF - High

Nun, die Arte­fak­te sind zwar teil­wei­se weg, so rich­tig begeis­tert bin ich von dem Ergeb­nis mit der Ein­stel­lung AI Clear aber auch nicht.

Alles in allem ist Topaz Denoi­se AI schon sehr gut, jeden­falls bes­ser als das, was ich in Ligh­t­room allen hin­be­kom­me. Der DxO Deep­P­RIME Algo­rith­mus erscheint mir aber noch deut­lich bes­ser. Topaz Denoi­se AI ist zudem mei­ner Ansicht nach gegen­wär­tig mit RAW-Datei­en (zumin­dest denen mei­ner Canon EOS R5) nicht ver­nünf­tig nutzbar.

DxO Deep­P­RIME hin­ge­gen pro­fi­tiert deut­lich von der Bear­bei­tung der RAW Datei­en, was auch nicht ver­wun­dert, da DxO die Rausch­re­du­zie­rung bereits vor dem Demo­saicen der Bay­er Matrix durch­füh­ren und daher viel mehr Bild­in­for­ma­tio­nen nut­zen kann.

Viel­leicht las­sen sich mit Topaz Denoi­se AI oder auch ande­ren Pro­gram­men doch noch bes­se­re Ergeb­nis­se erzie­len, ich bin da sehr gespannt. Bis auf wei­te­res wer­de ich aber sicher mei­ne zu stark rau­schen­den High-ISO-Bil­der wei­ter mit DxO Deep­P­RIME bearbeiten. 

Wer will, kann sich aber mit der Soft­ware sei­ner Wahl an der RAW-Datei, die ich hier genutzt habe, aus­to­ben. Die­se ist hier zu finden.

Ich bin auf Kom­men­ta­re und Bear­bei­tun­gen gespannt.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Simon

    Dan­ke für den Arti­kel. und die vie­len Ver­gleichs­bil­der, hilft mir wei­ter! Schön wäre aller­dings noch, wenn es auch vom Gesamt­ergeb­nis mit DxO ein Bild gäbe (bis­her sind im Arti­kel nur Aus­schnit­te ent­hal­ten sowie das Gesamt­ergeb­nis von DeNoi­se mit Wasserzeichen).

    Lie­be Grüße
    Simon

    1. Gerd-Uwe

      Hal­lo Simon,
      es freut mich, dass Dir der Arti­kel gehol­fen hat. Auf die unbe­schnit­te­nen Bil­der nach dem ent­rau­schen habe ich ver­zich­tet, da bei der Web-taug­li­chen Ver­klei­ne­rung die Unter­schie­de nur noch schwer beur­teil­bar wären. Ver­klei­nern ist halt ein sehr wirk­sa­mes Ent­rausch­mit­tel. In vol­ler Auf­lö­sung der Bil­der wäre hin­ge­gen des Daten­vo­lu­men der Web­site zu hoch. Du kannst aber pro­blem­los selbst Ver­gleichs­bil­der in vol­ler Auf­lö­sung erstel­len, da es sowohl von Pho­to­Lab, als auch von Topaz Denoi­se AI ja Test­ver­sio­nen gibt. Mein RAW-Bild zum Ver­gleich kannst Du, wenn Du willst, hier her­un­ter­la­den, Du kannst bei­de Tools aber auch mit eige­nen Bil­dern testen.

      Vie­le Grüße,

      Gerd-Uwe

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