DxO PureRAW 3

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DxO hat heu­te die neue Ver­si­on ihres RAW-Pro­zes­sors Pure­RAW 3* vor­ge­stellt. Ich hat­te bereits die Gele­gen­heit, eine Beta-Ver­si­on aus­führ­lich zu tes­ten und möch­te hier mei­ne Ein­drü­cke schildern.

Was ist neu?

Im Ver­gleich zur Vor­gän­ger­ver­si­on Pure­RAW 2 hat DxO die Aus­wahl an Bear­bei­tungs­op­tio­nen deut­lich und sinn­voll erwei­tert. Beson­ders schät­ze ich die Mög­lich­keit, nun auch Ein­fluss auf die Nach­schär­fung neh­men zu kön­nen, die mir in der Vor­gän­ger­ver­si­on zu stark aus­ge­prägt war.

Neben eini­gen wei­te­ren opti­schen Ände­run­gen des Erschei­nungs­bilds, das mir nun bes­ser gefällt, ist die wich­tigs­te Neue­rung, dass DxO Pure­RAW nun auch den neu­en KI-basier­ten Deep­P­RIME XD Algo­rith­mus unter­stützt. Die­ser wur­de erst­mals in DxOs umfang­rei­chem Bild­be­ar­bei­tungs­pro­gramm DxO Pho­to­lab 6 Eli­te (mein aus­führ­li­cher Test dazu fin­det sich hier) vor­ge­stellt und hat nun end­lich auch Ein­zug in die aktua­li­sier­te Ver­si­on 3 von Pure­RAW gehalten.

Unterschied PureRAW vs PhotoLab

Im Gegen­satz zum umfas­sen­den Bild­be­ar­bei­tungs­pro­gramm Pho­to­Lab beschränkt sich Pure­RAW auf die eigent­li­che Ent­wick­lung von RAW-Datei­en, die es ent­we­der als linea­re RAW-Datei­en im DNG-For­mat oder als TIFF (bis 16Bit) oder JPG aus­gibt. Dabei führt Pure­RAW nur das Demo­sai­cing, die Ent­rau­schung und die opti­schen Kor­rek­tu­ren mit den von DxO ent­wi­ckel­ten Kame­ra- und Objek­tiv­mo­du­len durch.

Die eigent­li­che Bild­be­ar­bei­tung, wie z.B. Belich­tungs­an­pas­sun­gen oder Bild­aus­schnitt­kor­rek­tu­ren, wird von Pure­RAW nicht unter­stützt. Hier­für wird zusätz­li­che Soft­ware benö­tigt. Am ele­gan­tes­ten funk­tio­niert die Zusam­men­ar­beit mit Ado­be Ligh­t­room Clas­sic oder Pho­to­shop. Für bei­de Pro­gram­me stellt DxO Pure­RAW Schnitt­stel­len zur Ver­fü­gung, so dass sich ein sehr flüs­si­ger Work­flow ergibt.

Entrauschung mit DeepPRIME (XD)

Das aus mei­ner Sicht abso­lut her­aus­ra­gen­de Merk­mal sowohl von Pure­RAW als auch von Pho­to­Lab ist die Qua­li­tät der Rausch­re­duk­ti­on von High-ISO-Auf­nah­men mit den DeepPRIME-Algorithmen.

Wer, wie ich, noch die Gren­zen der ana­lo­gen Foto­gra­fie erlebt hat, ist schon begeis­tert, wel­che Ergeb­nis­se mit den heu­ti­gen Digi­tal­ka­me­ras auch bei wenig Licht mög­lich sind.

Bei der ana­lo­gen Foto­gra­fie war bereits bei ISO 400 Farb- und ISO 1600 Schwarz­weiß­fil­men ein deut­li­ches Bild­rau­schen sicht­bar. Heu­ti­ge Digi­tal­ka­me­ras kom­men damit pro­blem­los zurecht. Doch DxO zeigt, dass es noch bes­ser geht.

Das Geheimnis ist die KI

Das Geheim­nis hin­ter der Ver­bes­se­rung der DxO-Algo­rith­men ist die künst­li­che Intel­li­genz. Spä­tes­tens seit ChatGPT ist KI in aller Mun­de. Hier wur­de die Tech­no­lo­gie von DxO spe­zi­ell zur Rausch­re­du­zie­rung von Digi­tal­fo­tos ein­ge­setzt. Durch den Ver­gleich von Mil­li­ar­den ver­rausch­ter RAW-Datei­en als Input mit berei­nig­ten Bei­spie­len als Out­put wur­de ein mehr­schich­ti­ges neu­ro­na­les Netz trai­niert. Eine Beson­der­heit ist, dass Deep­P­RIME bereits vor dem Debay­er-Algo­rith­mus mit den Roh­da­ten des Kame­ra­sen­sors arbei­tet (nähe­re Infor­ma­tio­nen zu Bay­er­sen­so­ren hier) und damit weit­aus mehr Bild­in­for­ma­tio­nen zur Ver­fü­gung hat als ande­re Kon­ver­ter, die erst danach ansetzen.

Was leistet DeepPRIME (XD)?

Dank des umfas­send trai­nier­ten neu­ro­na­len Netz­werks von DxO kön­nen Deep­P­RIME und Deep­P­RIME XD das Bild­rau­schen um 2 bis 2,5 Blen­den­stu­fen redu­zie­ren. Das bedeu­tet, dass auf die­se Wei­se bear­bei­te­te Bil­der, die mit ISO 6.400 auf­ge­nom­men wur­den, ein ähn­li­ches Bild­rau­schen auf­wei­sen wie unbe­ar­bei­te­te Bil­der, die mit ISO 1.000 bis 1.600 auf­ge­nom­men wurden.

Einen umfang­rei­chen Ver­gleichs­test der Ent­rau­schung von DxO Deep­P­RIME mit der in Ligh­t­room inte­grier­ten habe ich bereits vor eini­ger Zeit erstellt. Er kann hier auf mei­ner Web­site mit vie­len Bild­bei­spie­len in mei­nem Test­be­richt von Pho­to­Lab 4 noch­mals ange­se­hen wer­den. Ich hat­te dort fest­ge­stellt, dass Deep­P­RIME sogar ein um gut 3 Blen­den­stu­fen bes­se­res Ergeb­nis lie­fern kann.

Deep­P­RIME XD wur­de laut DxO mit noch deut­lich umfang­rei­che­ren Daten trai­niert und soll dadurch ins­be­son­de­re mehr Details her­aus­ar­bei­ten (XD = eXtre­me Detail). Deep­P­RIME XD ist kein Ersatz für den älte­ren Algo­rith­mus, son­dern eine zusätz­li­che Opti­on, die aber nicht in jedem Fall zu wirk­lich bes­se­ren Ergeb­nis­sen führt. Dazu spä­ter eini­ge Beispiele.

Mei­ner Mei­nung nach ist Deep­P­RIME (XD) der­zeit das bes­te ver­füg­ba­re Werk­zeug zur Bild­ent­rau­schung. Es ist ins­be­son­de­re um Grö­ßen­ord­nun­gen bes­ser als das, was ich mit den ein­ge­bau­ten Algo­rith­men in Pho­to­shop und Ligh­t­room errei­chen kann.

Deep­P­RIME XD legt nun die Lat­te noch­mals etwas höher.

PureRAW oder PhotoLab 6 - was soll ich wählen?

Wäh­rend ich frü­her in der Digi­tal­fo­to­gra­fie meist ISO-Wer­te über 3.200 ver­mie­den habe, nut­ze ich jetzt bei Bedarf ohne gro­ße Beden­ken den ISO-Bereich bis 12.800. Was Deep­P­RIME dann noch an Details aus den Auf­nah­men her­aus­holt, begeis­tert mich immer wieder.

Seit der Ver­si­on 4 nut­ze ich dazu DxO Pho­to­Lab regel­mä­ßig. Aktu­ell ver­wen­de ich die Ver­si­on 6, ins­be­son­de­re wegen der auch dort ver­füg­ba­ren Deep­P­RIME XD Rausch­re­du­zie­rung. Ich ver­wen­de sie aber nur bei Bil­dern, die von der Ent­rau­schung mit den dort inte­grier­ten Deep­P­RIME-Algo­rith­men pro­fi­tie­ren. Die gesam­te wei­te­re Bear­bei­tung, Orga­ni­sa­ti­on, Ver­schlag­wor­tung und den Export zum Druck oder für die Online Prä­sen­ta­ti­on mei­ner Bil­der füh­re ich hin­ge­gen in Ado­be Ligh­t­room Clas­sic durch.

Das hat bei mir auch his­to­ri­sche Grün­de. Seit Erschei­nen der Ver­si­on 1.0 im Jahr 2007 bin ich lang­jäh­ri­ger Nut­zer von Ado­be Ligh­t­room und habe dort alle mei­ne Bil­der bear­bei­tet, orga­ni­siert und auch ver­schlag­wor­tet. Mitt­ler­wei­le sind das schon über 200.000 Bil­der. Außer­dem ist Ligh­t­room über die Jah­re sehr mäch­tig gewor­den, es ist auch sehr per­for­mant und intui­tiv zu bedienen.

Kurz­um, ich bin eigent­lich zu 100% mit den Mög­lich­kei­ten von Ligh­t­room zufrie­den - nur die inte­grier­ten Algo­rith­men zur Rausch­re­du­zie­rung las­sen gegen­wär­tig noch zu wün­schen übrig. Daher habe ich mir 2020 nach einem aus­gie­bi­gen Test trotz des ver­gleich­bar hohen Prei­ses Pho­to­Lab 4 nur wegen des inte­grier­ten Deep­P­RIME Ver­fah­rens zuge­legt. Ich nut­ze es (aktu­ell in Ver­si­on 6) seit­dem aus­schließ­lich über das inte­grier­te Ligh­t­room Plug-in. Die ange­speck­te Pure­RAW-Ver­si­on gab es anfangs lei­der noch nicht.

Pho­to­Lab 6 hat sich zu einem sehr leis­tungs­fä­hi­gen Bild­be­ar­bei­tungs­pro­gramm ent­wi­ckelt. Ich habe mich selbst von den Mög­lich­kei­ten über­zeugt, sie las­sen kaum Wün­sche offen. Trotz­dem ver­wen­de ich für die meis­ten Bild­be­ar­bei­tungs­schrit­te wei­ter­hin Ligh­t­room Clas­sic, da ich dort einen gro­ßen Bild­be­stand habe, und benut­ze nur das Deep­P­RIME Plug-in.

Für mei­ne Zwe­cke - und ich den­ke für die aller­meis­ten die zufrie­den mit Ado­be Ligh­t­room arbei­ten - wür­de somit nun das neue Pure­RAW 3 völ­lig ausreichen.

Installation

Zur Instal­la­ti­on gibt es eigent­lich nicht viel zu sagen. Nach dem Her­un­ter­la­den der Instal­la­ti­ons­da­tei vom DxO-Ser­ver wird die­se gestar­tet und instal­liert nach dem obli­ga­to­ri­schen Akzep­tie­ren der AGB und der Aus­wahl des Instal­la­ti­ons­ver­zeich­nis­ses sowohl das eigen­stän­di­ge Pro­gramm Pure­RAW 3 (auf das ich hier aber nicht wei­ter ein­ge­he) als auch das Plug-in für Ado­be Ligh­t­room, um das es hier im Fol­gen­den gehen soll.

Nach der Instal­la­ti­on mel­det Ligh­t­room Clas­sic beim ers­ten Start, dass ein neu­es Plug­in ver­füg­bar ist.

Wenn man es sich im Zusatz­mo­dul-Mana­ger von Ligh­t­room Clas­sic genau­er ansieht, wur­den sogar zwei Plug-ins installiert:

Das ers­te über­gibt eine in Ligh­t­room aus­ge­wähl­te Date in DxO Pure­RAW 3. Das zwei­te bin­det die in Pure­RAW bear­bei­te­te Datei dann wie­der in Ligh­t­room ein. 

Dafür muss man im übri­gen etwas Geduld haben. Der Re-Import erfolgt nicht direkt nach der Bear­bei­tung in Pure­RAW son­dern erst etwas spä­ter. Ich dach­te daher anfangs, dass dies nicht funk­tio­nie­ren wür­de und habe daher die DxO Datei­en selbst über eine Syn­chro­ni­sa­ti­on des Ver­zeich­nis­ses in Ligh­t­room Clas­sic impor­tiert. Das führ­te dann nach dem spä­te­ren auto­ma­ti­schen Start des DxO Import­vor­gangs zu einer Feh­ler­mel­dung. Also: man soll­te da etwas Geduld haben.

Mein Arbeitsablauf

Ich bear­bei­te mei­ne Bil­der wie ich z.B. hier und hier bereits geschil­dert habe, seit Jah­ren wei­ter­hin in Ligh­t­room Clas­sic in meh­re­ren Schritten. 

Nach einem Shoo­ting sich­te ich zunächst im Biblio­theks­mo­dul kurz alle Bil­der und lösche erst ein­mal alle offen­sicht­lich unbrauch­ba­ren Bil­der (ver­wa­ckelt, grob fehl­be­lich­tet, unscharf usw.). 

Dann gehe ich sie übli­cher­wei­se in einem zwei­ten Durch­lauf im Ent­wick­lungs-Modul in chro­no­lo­gi­scher Rei­hen­fol­ge durch. Dabei mache ich ers­te kur­ze Bear­bei­tungs­schrit­te (Frei­stel­lung, gro­be Belich­tungs­kor­rek­tu­ren, Weissabgleich).

Bei meh­re­ren Bil­dern einer Serie syn­chro­ni­sie­re ich die Bear­bei­tung auf alle Bil­der einer Serie. Bei die­ser ers­ten Bear­bei­tung wer­den die Bil­der mar­kiert. Die Bil­der, die ich behal­ten und wei­ter bear­bei­ten möch­te, erhal­ten eine Mar­kie­rung (Tas­te ‚P‘ für ‚Pick‘). Bil­der, die ich sicher nicht bear­bei­ten möch­te, mar­kie­re ich mit der Tas­te ‚X‘ zum spä­te­ren Löschen, der Rest bleibt unmarkiert.

Im drit­ten Schritt sehe ich mir dann nur noch die mar­kier­ten Bil­der genau­er an, indem ich die­se selek­tie­re. In der Regel habe ich dann nur noch etwa 15 bis 30 Pro­zent der ursprüng­li­chen Auf­nah­men übrig. Bei die­sen schließt sich nun eine aus­führ­li­che­re Bear­bei­tung mit allen Optio­nen des Ligh­t­room Ent­wick­lungs­mo­duls an. Bil­der, die mir beson­ders gut gefal­len, bewer­te ich nun übli­cher­wei­se mit zunächst einem Stern.

Und erst jetzt kommt in mei­nem Work­flow DxO ins Spiel. 

Integration von DxO DeepPRIME

Wenn ich nun bemer­ke, dass ein beson­de­res Bild nach der Bear­bei­tung noch sehr stark rauscht, wird es nun aus Ligh­t­room Clas­sic zur Bear­bei­tung mit Deep­P­RIME an das DxO Plug-in über­ge­ben. Die Über­ga­be erfolgt etwa unin­tui­tiv über den Men­u­punkt Zusatz­mo­dul­op­tio­nen im Datei­me­nu:

Nach dem Start von Pure­RAW 3, was einen Moment dau­ert, kön­nen zunächst die erkann­ten Kame­ra- und Optik­mo­du­le aus­ge­wählt wer­den. In mei­nem Bei­spiel mei­ne EOS R5 mit dem EF 16-35mm f/4L IS USM:

Wenn man kei­ne opti­schen Kor­rek­tu­ren in Pure­RAW aus­füh­ren möch­te, kann man ein­fach mit „Ande­re Kom­bi­na­ti­on“ auf die­se Modu­le ver­zich­ten. Anschlie­ßend erscheint dann das über­sicht­li­che Optionsfenster:

Für die RAW-Ver­ar­bei­tung wäh­le ich aus­schließ­lich Deep­P­RIME oder Deep­P­RIME XD als Entrauschungs-Verfahren. 

Bei der Wahl der opti­schen Kor­rek­tu­ren muss jeder für sich ent­schei­den, ob er dies von Pure­RAW oder spä­ter mit Ligh­t­room durch­füh­ren möch­te. Im Bei­spiel über­las­se ich alles bis auf die Objek­tiv­ver­zeich­nungs­kor­rek­tur, die ich nicht immer anwen­den möch­te, Pure­RAW. Die Objek­tiv­schär­fe­kor­rek­tur belas­se ich beim vor­ein­ge­stell­ten Wert ‚Stan­dard‘.

Ausgabeformate

Da ich die Bil­der wei­ter­hin in Ligh­t­room bear­bei­ten möch­te, wäh­le ich als Aus­ga­be­for­mat aus­schließ­lich DNG. Da es sich um ein linea­res DNG-For­mat han­delt, muss man aller­dings in Kauf neh­men, dass die resul­tie­ren­de Datei gut drei­mal so groß ist wie die ursprüng­li­che RAW-Datei der Kamera.

Das liegt dar­an, dass das linea­re DNG-For­mat für jedes Bild­pi­xel die berech­ne­ten Farb­wer­te Rot, Grün und Blau (also drei Wer­te) ent­hält, wäh­rend das ursprüng­li­che RAW-For­mat der Kame­ra nur einen Farb­wert spei­chert, der dem Bay­er-Farb­fil­ter vor dem betref­fen­den Pixel ent­spricht (also Rot oder Grün oder Blau).

Das Ziel ist stan­dard­mä­ßig ein Unter­ord­ner mit dem Namen ‚DxO‘ im Ver­zeich­nis der zu bear­bei­ten­den Datei. Hier wür­de ich mir aber als wei­te­re Opti­on wün­schen, dass man die DNG-Datei mit Suf­fix ‚DxO‘ in das­sel­be Ver­zeich­nis schrei­ben kann, wie bei Pho­to­Lab. Alter­na­tiv kann hier auch ein belie­bi­ger ande­rer Ord­ner aus­ge­wählt werden.

Wenn man nun im Opti­ons­fens­ter nach unten scrollt, kann man noch wäh­len, ob die bear­bei­te­te Datei umbe­nannt wer­den soll. Dabei kann dem Datei­na­men ein Prä- oder Suf­fix hin­zu­ge­fügt wer­den. Vor­ein­ge­stellt und mei­ner Mei­nung nach sinn­voll ist das Suf­fix ‚RAW-Ver­ar­bei­tungs­me­tho­de‘.

Zuletzt kann noch ange­ge­ben wer­den, wohin die bear­bei­te­te Date expor­tiert wer­den soll. Für mei­nem Work­flow ist der Export nach Ado­be Ligh­t­room Clas­sic bereits voreingestellt.

Nach der Aus­wahl der Optio­nen kann nun die eigent­li­che Ver­ar­bei­tung gestar­tet wer­den. Hier­bei ist in Abhän­gig­keit von der im Rech­ner ver­bau­ten Hard­ware mehr oder weni­ger Geduld gefragt.

Beson­ders zeit­kri­tisch ist die im Rech­ner instal­lier­te Gra­fik­kar­te. Auf mei­nem Lap­top mit RTX 3080 dau­ert die Ver­ar­bei­tung einer 45 Mega­pi­xel Datei der Canon EOS R5 15-20 Sekun­den. Auf älte­rer Hard­ware kann dies aber auch meh­re­re Minu­ten dauern.

Nach der Bear­bei­tung schließt sich DxO Pure­RAW 3 auto­ma­tisch, und Ligh­t­room Clas­sic kehrt in den Vor­der­grund zurück. Der Re-Import des bear­bei­te­ten Bil­des dau­ert aller­dings noch eine Wei­le, bei mir wird es nach etwa 30 bis 60 Sekun­den in eine neu erstell­te Samm­lung im Ord­ner ‚DxO Pure­RAW 3‘ impor­tiert. Die­se trägt als Namen das Datum und die Uhr­zeit der Bearbeitung.

Ergebnisse

So weit - so gut. Wir haben nun erfolg­reich Pure­RAW 3 ein­ge­setzt. Was bringt es denn nun an Ver­bes­se­rung gegen­über der Rausch­min­de­rung in Ado­be Lightroom?

Sehr viel. Hier ein Beispiel:

Wir haben vor kur­zem in Japan an einem dunk­len und reg­ne­ri­schen Tag den berühm­ten Fus­hi­mi Ina­ri-Tai­sha Schrein in Kyō­to besucht. Die­ser welt­be­rühm­te Schrein besteht aus tau­sen­den direkt hin­ter­ein­an­der ste­hen­den oran­ge­ro­ten Torii. 

Ohne Sta­tiv und bei der wegen der erfor­der­li­chen Tie­fen­schär­fe not­wen­di­gen Abblen­dung (f/13) muss­te ich trotz einer rela­tiv lan­gen Belich­tungs­zeit von 1/25 Sekun­de das Foto mit ISO 12.800 aufnehmen.

Links ist das mit Ligh­t­room bear­bei­te­te Bild zu sehen, rechts das mit DxO Pure­RAW 3 ent­rausch­te. In der Ver­klei­ne­rung ist der Unter­schied zuge­ge­be­ner­ma­ßen nicht sehr groß. Aber in der 400%igen Ver­grö­ße­rung sieht man, was Deep­P­RIME XD aus dem ver­rausch­ten Ori­gi­nal noch her­aus­ho­len kann:

Ich fin­de das Ergeb­nis nach wie vor sehr beeindruckend.

DeepPRIME vs DeepPRIME XD

Neu gegen­über der Ver­si­on 2 bie­tet Pure­RAW 3 neben dem bekann­ten Deep­P­RIME-Ver­fah­ren nun auch das neue Deep­P­RIME XD, das noch mehr Details aus den Vor­la­gen her­aus­ho­len soll. Bewusst bewirbt DxO die XD-Ver­si­on nicht als Ersatz, son­dern als Ergän­zung zum bereits sehr guten Deep­P­RIME-Ver­fah­ren. Und das nicht ohne Grund.

Zum einen ist der Rechen­auf­wand der Bild­ver­ar­bei­tung durch das noch kom­ple­xe­re neu­ro­na­le Netz in Deep­P­RIME wei­ter gestie­gen. Bei­de Ver­fah­ren nut­zen die Leis­tungs­fä­hig­keit moder­ner Gra­fik­kar­ten inten­siv aus. Mit älte­ren, leis­tungs­schwa­chen Gra­fik­kar­ten kön­nen die Ver­ar­bei­tungs­zei­ten pro hoch­auf­lö­sen­der RAW-Datei in Deep­P­RIME XD durch­aus im Minu­ten­be­reich lie­gen. Aber auch auf leis­tungs­fä­hi­ge­ren moder­nen Rech­nern benö­tigt Deep­P­RIME XD meh­re­re Sekun­den Rechen­zeit pro Bild. In mei­nem eige­nen Test benö­tig­te das neue­re Deep­P­RIME XD Ver­fah­ren teil­wei­se 6 mal so viel Rechen­zeit wie das ursprüng­li­che Deep­P­RIME. Mit aktu­el­len Gra­fik­kar­ten ist der Zeit­un­ter­schied jedoch vernachlässigbar.

Zum ande­ren hat man bei spe­zi­el­len Moti­ven manch­mal das Gefühl, dass Deep­P­RIME XD etwas zuviel des Guten ver­sucht und Details dazu­er­fin­det, die nicht vor­han­den sind. 

Nach mei­neb bis­he­ri­gen Tests hat Deep­P­RIME XD vor allem Vor­tei­le bei der Her­aus­ar­bei­tung fei­ner, regel­mä­ßi­ger Struk­tu­ren wie z.B. bei ein­zel­nen Haa­ren im Fell. Hier dazu ein Bei­spiel aus mei­nem Test­be­richt zu DxO Pho­to­Lab 6:

Ser­val, links mit DxO Deep­P­RIME, rechts mit Deep­P­RIME XD ent­rauscht, 100% Crop

Das rech­te Bild, das mit Deep­P­RIME XD ent­wi­ckelt wur­de, zeigt deut­lich mehr und eine natür­li­che­re Zeich­nung im Fell des Ser­vals, beson­ders im Bereich der Nase.

Auch der Ver­gleich mei­ner ISO 12.800 Test­auf­nah­me eines Plüsch­tie­res aus mei­nem Test­be­richt zu Deep­P­RIME in Pho­to­Lab 4 zeigt eine etwas bes­se­re Auf­lö­sung bei der Bear­bei­tung mit Deep­P­RIME XD. Hier zunächst die Übersichtsaufnahme:

Links Bear­bei­tung mit DxO Deep­P­RIME, rechts mit Deep­P­RIME XD

In der Über­sicht sind zuge­ge­be­ner­ma­ßen kaum Unter­schie­de vor­han­den. Sie wer­den erst in der Aus­schnitts­ver­grö­ße­rung auf 400% sub­til sichtbar:

Links Bear­bei­tung mit DxO Deep­P­RIME, rechts mit Deep­P­RIME XD

Die Unter­schie­de sind zwar gering. Den­noch zeigt die Bear­bei­tung mit Deep­P­RIME XD hier tat­säch­lich sicht­bar mehr Details und weni­ger Rau­schen. Was einem im Ein­zel­fall bes­ser gefällt, ist aller­dings Geschmackssache.

Nachteile?

Aber nicht immer ist die Bear­bei­tung mit dem neu­en XD-Ver­fah­ren von Vor­teil. Hier ist ein Bei­spiel, bei dem mir per­sön­lich das alte Ver­fah­ren wie­der bes­ser gefällt. Es han­delt sich wie­der um eine aktu­el­le Auf­nah­me mit mei­ner Canon EOS R5 vom berühm­ten Fus­hi­mi Ina­ri-Tai­sha Schrein in Kyōto.

Ohne Sta­tiv und mit der für die Tie­fen­schär­fe not­wen­di­gen Abblen­dung (f/13) muss­te ich auch hier trotz der rela­tiv lan­gen Belich­tungs­zeit von 1/25 Sekun­de mit ISO 12.800 fotografieren.

Hier wie­der im Ver­gleich links die Auf­nah­me mit DxO Deep­P­RIME und rechts mit DxO Deep­P­RIME XD. Zuerst das Gesamt­bild, das durch die Ver­klei­ne­rung wie­der kei­ne signi­fi­kan­ten Unter­schie­de erken­nen lässt:

Fus­hi­mi Ina­ri-Tai­sha Schrein, links Deep­P­RIME, rechts Deep­P­RIME XD

Erst die Aus­schnitts­ver­grö­ße­rung um 400% zeigt nun die Unterschiede:

Fus­hi­mi Ina­ri-Tai­sha Schrein, 400% Crop, links Deep­P­RIME, rechts Deep­P­RIME XD

In die­sem Bei­spiel hat Deep­P­RIME XD mei­ner Mei­nung nach zu viel des Guten getan und sowohl in der Later­ne als auch im unte­ren Teil der Torii-Säu­len Details „hin­zu­ge­fügt“, die nicht vor­han­den sind. Hier gefällt mir das Ergeb­nis des älte­ren Deep­P­RIME Ver­fah­rens besser.

Übri­gens:

Für alle, die an der Leis­tungs­fä­hig­keit bei­der Ver­fah­ren zwei­feln, hier ein Bei­spiel der bei­den obi­gen Aus­schnit­te mit der Ent­rau­schung, wie ich sie in Ligh­t­room allei­ne hinbekomme:

Fus­hi­mi Ina­ri-Tai­sha Schrein, 400% Crop, links Deep­P­rime, rechts Ent­rau­schung in Ligh­t­room Classic

Wel­ten lie­gen dazwischen!

Vergleich mit Topaz DeNoise AI

Vor fast zwei Jah­ren habe ich schon ein­mal die bei­den Haupt­kon­kur­ren­ten im Ent­rau­schen von High-ISO-Auf­nah­men ver­gli­chen: DxO Deep­P­RIME vs. Topaz DeNoi­se AI. Bei­de basie­ren auf KI-Algo­rith­men, die mit gro­ßen Daten­men­gen trai­niert wurden.

In mei­nem dama­li­gen Test schnitt DxO Deep­P­RIME mei­ner Mei­nung nach deut­lich bes­ser als Topaz DeNoi­se AI ab. Da inzwi­schen eini­ge Zeit ver­gan­gen ist und auch Topaz neue­re Ver­sio­nen von DeNoi­se AI her­aus­ge­bracht hat, habe ich mein obi­ges Bei­spiel auch ein­mal mit der aktu­el­len Ver­si­on 3.7.2 von Topaz AI Topaz AI bear­bei­ten lassen.

Zum The­ma Per­for­mance: Auf mei­nem Rech­ner (Lap­top mit i9-11980HK und RTX 3080) benö­tigt Topaz AI für die Ver­ar­bei­tung der RAW-Datei mei­ner Canon EOS R5 übri­gens deut­lich län­ger als Deep­P­rime. Das Bild war erst nach 80 Sekun­den fer­tig. Hier das Ergeb­nis im Ver­gleich zu DeepPrime:

Fus­hi­mi Ina­ri-Tai­sha Schrein, 400% Crop, links Deep­P­rime, rechts Ent­rau­schung mit Topaz DeNoi­se AI v3.7.2

Ins­ge­samt ver­ar­bei­tet Topaz­De­Noi­se AI inzwi­schen RAW Datei­en deut­lich bes­ser als in mei­nem vori­gen Test. Die Ergeb­nis­se sind durch­aus gut, ins­be­son­de­re wenn man sie mit dem obi­gen Ergeb­nis von Ligh­t­room allein ver­gleicht. Den­noch sehe ich eini­ge Arte­fak­te in der Lam­pe (Dop­pel­kon­tu­ren im Sei­ten­bal­ken). Auch die Flä­chen wir­ken deut­lich unru­hi­ger. Im direk­ten Ver­gleich bevor­zu­ge ich das Ergeb­nis von Deep­P­RIME weiterhin.

Résumé

Pure­RAW 3 ist eine will­kom­me­ne Wei­ter­ent­wick­lung gewor­den. Es fügt sich in mei­nem Work­flow naht­los in mei­ne gewohn­te Bear­bei­tung mit Ado­be Ligh­t­room Clas­sic ein. Das heisst, es wür­de es, wenn ich nicht schon Pho­to­Lab 6 besit­zen und bereits das dort eben­falls mit­ge­lie­fer­te Plug-in nut­zen würde. 

Den­noch wür­de Pure­RAW 3 für mei­ne Zwe­cke der­zeit sicher­lich aus­rei­chen. Die zusätz­li­chen umfang­rei­chen Mög­lich­kei­ten des grö­ße­ren Pho­to­Lab 6 nut­ze ich in mei­nem Work­flow nicht und hät­te daher mit DxO Pure­Raw 3 eini­ges an Geld spa­ren können.

Ich wür­de mir wün­schen, dass Pure­RAW 3 auch die Mög­lich­keit bie­tet, die bear­bei­te­ten Bil­der im glei­chen Ord­ner wie die Ori­gi­na­le zu spei­chern. Das ist seit Jah­ren mein gewohn­ter Weg.

Bei­de DxO-Pro­gram­me ent­hal­ten die mei­ner Mei­nung nach der­zeit bes­te Tech­no­lo­gie zur Bear­bei­tung ver­rausch­ter Bil­der. Das in Pure­RAW 3 und Pho­to­Lab 6 neu hin­zu­ge­kom­me­ne Deep­P­RIME XD kann bei geeig­ne­ten Bil­dern noch mehr fei­ne Details her­aus­ar­bei­ten. Aus dem Bauch her­aus wür­de ich den Gewinn gegen­über Deep­P­RIME auf etwa 1/2 bis 1 Blen­den­stu­fe schät­zen. Manch­mal schießt Deep­P­RIME XD aber auch über das Ziel hin­aus, dann bin ich dank­bar, dass DxO das älte­re Deep­P­RIME wei­ter­hin anbietet.

Meine Empfehlung:

  • Wer noch kei­ne Erfah­rung mit Deep­P­RIME hat, dem emp­feh­le ich drin­gend, die kos­ten­lo­se Test­ver­si­on von Pure­RAW 3 (direkt hier bei DxO*) her­un­ter­zu­la­den und aus­zu­pro­bie­ren. DxO ist hier außer­or­dent­lich kulant und erlaubt es, sei­ne Pro­gram­me 30 Tage lang ohne Ein­schrän­kun­gen zu testen.

  • Wer wie ich seit vie­len Jah­ren mit Ligh­t­room Clas­sic oder einem ande­ren RAW-Ent­wick­lungs­pro­gramm ver­traut ist, für den ist Pure­RAW 3 eine sinn­vol­le Ergänzung.

  • Wer jedoch noch kei­ne gro­ße Bild­da­ten­bank auf­ge­baut hat und in die­ser Hin­sicht noch völ­lig offen ist, dem emp­feh­le ich, sich DxO Pho­to­Lab 6* ein­mal näher anzu­se­hen. Viel­leicht hat man mit die­ser Lösung ja alles Nöti­ge in einem Pro­gramm zur Hand.

  • Wer hin­ge­gen bereits Pure­RAW 2 ein­setzt, muss sich über­le­gen, ob die gering­fü­gi­gen Ver­bes­se­run­gen von Deep­P­RIME XD ein Upgrade recht­fer­ti­gen. Hier emp­feh­le ich, dies mit der kos­ten­lo­sen Test­ver­si­on selbst zu überprüfen.

Mich jeden­falls hat­ten allein schon die Ver­bes­se­run­gen von Deep­P­RIME XD damals zum teu­re­ren Upgrade von Pho­to­Lab 5 auf die Ver­si­on 6 motiviert.

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Schö­ner Test. Und jeder macht es anders.
    Ich las­se die Objek­tiv­kor­rek­tur auch von DxO machen. Denn die Daten­bank von denen ist unschlag­bar! Das schafft Ligh­t­room ein­fach nicht.
    Gruß Ralf

  2. Uwe

    Als Nut­zer von Pure­RAW 2 muss ich dies­mal eigent­lich nicht lan­ge über­le­gen. XD als Zusatz­fea­ture dazu. Und end­lich div. Optio­nen ein­stell­bar! Hier, DXO, nehmt mein Geld!

    Zuge­ge­be­ner­ma­ßen macht TopazLabs momen­tan auch viel rich­tig. Ich nut­ze auch deren Lösun­gen (Deni­se, Shar­pen, Pho­to­AI) sehr ger­ne. Je nach Bild lie­fert mal die­se, mal jene Lösung die bes­se­ren Ergeb­nis­se. Was ich gern noch in Pure­RAW hät­te wären die Mas­kie­rungs­op­tio­nen wie in Pho­to­AI. Aber da muss ich wahr­schein­lich auf Pho­to­Lab umsteigen.

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