DxO hat heute die neue Version ihres RAW-Prozessors PureRAW 3* vorgestellt. Ich hatte bereits die Gelegenheit, eine Beta-Version ausführlich zu testen und möchte hier meine Eindrücke schildern.
Was ist neu?
Im Vergleich zur Vorgängerversion PureRAW 2 hat DxO die Auswahl an Bearbeitungsoptionen deutlich und sinnvoll erweitert. Besonders schätze ich die Möglichkeit, nun auch Einfluss auf die Nachschärfung nehmen zu können, die mir in der Vorgängerversion zu stark ausgeprägt war.
Neben einigen weiteren optischen Änderungen des Erscheinungsbilds, das mir nun besser gefällt, ist die wichtigste Neuerung, dass DxO PureRAW nun auch den neuen KI-basierten DeepPRIME XD Algorithmus unterstützt. Dieser wurde erstmals in DxOs umfangreichem Bildbearbeitungsprogramm DxO Photolab 6 Elite (mein ausführlicher Test dazu findet sich hier) vorgestellt und hat nun endlich auch Einzug in die aktualisierte Version 3 von PureRAW gehalten.
Unterschied PureRAW vs PhotoLab
Im Gegensatz zum umfassenden Bildbearbeitungsprogramm PhotoLab beschränkt sich PureRAW auf die eigentliche Entwicklung von RAW-Dateien, die es entweder als lineare RAW-Dateien im DNG-Format oder als TIFF (bis 16Bit) oder JPG ausgibt. Dabei führt PureRAW nur das Demosaicing, die Entrauschung und die optischen Korrekturen mit den von DxO entwickelten Kamera- und Objektivmodulen durch.
Die eigentliche Bildbearbeitung, wie z.B. Belichtungsanpassungen oder Bildausschnittkorrekturen, wird von PureRAW nicht unterstützt. Hierfür wird zusätzliche Software benötigt. Am elegantesten funktioniert die Zusammenarbeit mit Adobe Lightroom Classic oder Photoshop. Für beide Programme stellt DxO PureRAW Schnittstellen zur Verfügung, so dass sich ein sehr flüssiger Workflow ergibt.
Entrauschung mit DeepPRIME (XD)
Das aus meiner Sicht absolut herausragende Merkmal sowohl von PureRAW als auch von PhotoLab ist die Qualität der Rauschreduktion von High-ISO-Aufnahmen mit den DeepPRIME-Algorithmen.
Wer, wie ich, noch die Grenzen der analogen Fotografie erlebt hat, ist schon begeistert, welche Ergebnisse mit den heutigen Digitalkameras auch bei wenig Licht möglich sind.
Bei der analogen Fotografie war bereits bei ISO 400 Farb- und ISO 1600 Schwarzweißfilmen ein deutliches Bildrauschen sichtbar. Heutige Digitalkameras kommen damit problemlos zurecht. Doch DxO zeigt, dass es noch besser geht.
Das Geheimnis ist die KI
Das Geheimnis hinter der Verbesserung der DxO-Algorithmen ist die künstliche Intelligenz. Spätestens seit ChatGPT ist KI in aller Munde. Hier wurde die Technologie von DxO speziell zur Rauschreduzierung von Digitalfotos eingesetzt. Durch den Vergleich von Milliarden verrauschter RAW-Dateien als Input mit bereinigten Beispielen als Output wurde ein mehrschichtiges neuronales Netz trainiert. Eine Besonderheit ist, dass DeepPRIME bereits vor dem Debayer-Algorithmus mit den Rohdaten des Kamerasensors arbeitet (nähere Informationen zu Bayersensoren hier) und damit weitaus mehr Bildinformationen zur Verfügung hat als andere Konverter, die erst danach ansetzen.
Was leistet DeepPRIME (XD)?
Dank des umfassend trainierten neuronalen Netzwerks von DxO können DeepPRIME und DeepPRIME XD das Bildrauschen um 2 bis 2,5 Blendenstufen reduzieren. Das bedeutet, dass auf diese Weise bearbeitete Bilder, die mit ISO 6.400 aufgenommen wurden, ein ähnliches Bildrauschen aufweisen wie unbearbeitete Bilder, die mit ISO 1.000 bis 1.600 aufgenommen wurden.
Einen umfangreichen Vergleichstest der Entrauschung von DxO DeepPRIME mit der in Lightroom integrierten habe ich bereits vor einiger Zeit erstellt. Er kann hier auf meiner Website mit vielen Bildbeispielen in meinem Testbericht von PhotoLab 4 nochmals angesehen werden. Ich hatte dort festgestellt, dass DeepPRIME sogar ein um gut 3 Blendenstufen besseres Ergebnis liefern kann.
DeepPRIME XD wurde laut DxO mit noch deutlich umfangreicheren Daten trainiert und soll dadurch insbesondere mehr Details herausarbeiten (XD = eXtreme Detail). DeepPRIME XD ist kein Ersatz für den älteren Algorithmus, sondern eine zusätzliche Option, die aber nicht in jedem Fall zu wirklich besseren Ergebnissen führt. Dazu später einige Beispiele.
Meiner Meinung nach ist DeepPRIME (XD) derzeit das beste verfügbare Werkzeug zur Bildentrauschung. Es ist insbesondere um Größenordnungen besser als das, was ich mit den eingebauten Algorithmen in Photoshop und Lightroom erreichen kann.
DeepPRIME XD legt nun die Latte nochmals etwas höher.
PureRAW oder PhotoLab 6 - was soll ich wählen?
Während ich früher in der Digitalfotografie meist ISO-Werte über 3.200 vermieden habe, nutze ich jetzt bei Bedarf ohne große Bedenken den ISO-Bereich bis 12.800. Was DeepPRIME dann noch an Details aus den Aufnahmen herausholt, begeistert mich immer wieder.
Seit der Version 4 nutze ich dazu DxO PhotoLab regelmäßig. Aktuell verwende ich die Version 6, insbesondere wegen der auch dort verfügbaren DeepPRIME XD Rauschreduzierung. Ich verwende sie aber nur bei Bildern, die von der Entrauschung mit den dort integrierten DeepPRIME-Algorithmen profitieren. Die gesamte weitere Bearbeitung, Organisation, Verschlagwortung und den Export zum Druck oder für die Online Präsentation meiner Bilder führe ich hingegen in Adobe Lightroom Classic durch.
Das hat bei mir auch historische Gründe. Seit Erscheinen der Version 1.0 im Jahr 2007 bin ich langjähriger Nutzer von Adobe Lightroom und habe dort alle meine Bilder bearbeitet, organisiert und auch verschlagwortet. Mittlerweile sind das schon über 200.000 Bilder. Außerdem ist Lightroom über die Jahre sehr mächtig geworden, es ist auch sehr performant und intuitiv zu bedienen.
Kurzum, ich bin eigentlich zu 100% mit den Möglichkeiten von Lightroom zufrieden - nur die integrierten Algorithmen zur Rauschreduzierung lassen gegenwärtig noch zu wünschen übrig. Daher habe ich mir 2020 nach einem ausgiebigen Test trotz des vergleichbar hohen Preises PhotoLab 4 nur wegen des integrierten DeepPRIME Verfahrens zugelegt. Ich nutze es (aktuell in Version 6) seitdem ausschließlich über das integrierte Lightroom Plug-in. Die angespeckte PureRAW-Version gab es anfangs leider noch nicht.
PhotoLab 6 hat sich zu einem sehr leistungsfähigen Bildbearbeitungsprogramm entwickelt. Ich habe mich selbst von den Möglichkeiten überzeugt, sie lassen kaum Wünsche offen. Trotzdem verwende ich für die meisten Bildbearbeitungsschritte weiterhin Lightroom Classic, da ich dort einen großen Bildbestand habe, und benutze nur das DeepPRIME Plug-in.
Für meine Zwecke - und ich denke für die allermeisten die zufrieden mit Adobe Lightroom arbeiten - würde somit nun das neue PureRAW 3 völlig ausreichen.
Installation
Zur Installation gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Nach dem Herunterladen der Installationsdatei vom DxO-Server wird diese gestartet und installiert nach dem obligatorischen Akzeptieren der AGB und der Auswahl des Installationsverzeichnisses sowohl das eigenständige Programm PureRAW 3 (auf das ich hier aber nicht weiter eingehe) als auch das Plug-in für Adobe Lightroom, um das es hier im Folgenden gehen soll.

Nach der Installation meldet Lightroom Classic beim ersten Start, dass ein neues Plugin verfügbar ist.

Wenn man es sich im Zusatzmodul-Manager von Lightroom Classic genauer ansieht, wurden sogar zwei Plug-ins installiert:

Das erste übergibt eine in Lightroom ausgewählte Date in DxO PureRAW 3. Das zweite bindet die in PureRAW bearbeitete Datei dann wieder in Lightroom ein.
Dafür muss man im übrigen etwas Geduld haben. Der Re-Import erfolgt nicht direkt nach der Bearbeitung in PureRAW sondern erst etwas später. Ich dachte daher anfangs, dass dies nicht funktionieren würde und habe daher die DxO Dateien selbst über eine Synchronisation des Verzeichnisses in Lightroom Classic importiert. Das führte dann nach dem späteren automatischen Start des DxO Importvorgangs zu einer Fehlermeldung. Also: man sollte da etwas Geduld haben.
Mein Arbeitsablauf
Ich bearbeite meine Bilder wie ich z.B. hier und hier bereits geschildert habe, seit Jahren weiterhin in Lightroom Classic in mehreren Schritten.
Nach einem Shooting sichte ich zunächst im Bibliotheksmodul kurz alle Bilder und lösche erst einmal alle offensichtlich unbrauchbaren Bilder (verwackelt, grob fehlbelichtet, unscharf usw.).
Dann gehe ich sie üblicherweise in einem zweiten Durchlauf im Entwicklungs-Modul in chronologischer Reihenfolge durch. Dabei mache ich erste kurze Bearbeitungsschritte (Freistellung, grobe Belichtungskorrekturen, Weissabgleich).
Bei mehreren Bildern einer Serie synchronisiere ich die Bearbeitung auf alle Bilder einer Serie. Bei dieser ersten Bearbeitung werden die Bilder markiert. Die Bilder, die ich behalten und weiter bearbeiten möchte, erhalten eine Markierung (Taste ‚P‘ für ‚Pick‘). Bilder, die ich sicher nicht bearbeiten möchte, markiere ich mit der Taste ‚X‘ zum späteren Löschen, der Rest bleibt unmarkiert.
Im dritten Schritt sehe ich mir dann nur noch die markierten Bilder genauer an, indem ich diese selektiere. In der Regel habe ich dann nur noch etwa 15 bis 30 Prozent der ursprünglichen Aufnahmen übrig. Bei diesen schließt sich nun eine ausführlichere Bearbeitung mit allen Optionen des Lightroom Entwicklungsmoduls an. Bilder, die mir besonders gut gefallen, bewerte ich nun üblicherweise mit zunächst einem Stern.
Und erst jetzt kommt in meinem Workflow DxO ins Spiel.
Integration von DxO DeepPRIME
Wenn ich nun bemerke, dass ein besonderes Bild nach der Bearbeitung noch sehr stark rauscht, wird es nun aus Lightroom Classic zur Bearbeitung mit DeepPRIME an das DxO Plug-in übergeben. Die Übergabe erfolgt etwa unintuitiv über den Menupunkt Zusatzmoduloptionen im Dateimenu:

Nach dem Start von PureRAW 3, was einen Moment dauert, können zunächst die erkannten Kamera- und Optikmodule ausgewählt werden. In meinem Beispiel meine EOS R5 mit dem EF 16-35mm f/4L IS USM:

Wenn man keine optischen Korrekturen in PureRAW ausführen möchte, kann man einfach mit „Andere Kombination“ auf diese Module verzichten. Anschließend erscheint dann das übersichtliche Optionsfenster:

Für die RAW-Verarbeitung wähle ich ausschließlich DeepPRIME oder DeepPRIME XD als Entrauschungs-Verfahren.
Bei der Wahl der optischen Korrekturen muss jeder für sich entscheiden, ob er dies von PureRAW oder später mit Lightroom durchführen möchte. Im Beispiel überlasse ich alles bis auf die Objektivverzeichnungskorrektur, die ich nicht immer anwenden möchte, PureRAW. Die Objektivschärfekorrektur belasse ich beim voreingestellten Wert ‚Standard‘.
Ausgabeformate
Da ich die Bilder weiterhin in Lightroom bearbeiten möchte, wähle ich als Ausgabeformat ausschließlich DNG. Da es sich um ein lineares DNG-Format handelt, muss man allerdings in Kauf nehmen, dass die resultierende Datei gut dreimal so groß ist wie die ursprüngliche RAW-Datei der Kamera.
Das liegt daran, dass das lineare DNG-Format für jedes Bildpixel die berechneten Farbwerte Rot, Grün und Blau (also drei Werte) enthält, während das ursprüngliche RAW-Format der Kamera nur einen Farbwert speichert, der dem Bayer-Farbfilter vor dem betreffenden Pixel entspricht (also Rot oder Grün oder Blau).
Das Ziel ist standardmäßig ein Unterordner mit dem Namen ‚DxO‘ im Verzeichnis der zu bearbeitenden Datei. Hier würde ich mir aber als weitere Option wünschen, dass man die DNG-Datei mit Suffix ‚DxO‘ in dasselbe Verzeichnis schreiben kann, wie bei PhotoLab. Alternativ kann hier auch ein beliebiger anderer Ordner ausgewählt werden.
Wenn man nun im Optionsfenster nach unten scrollt, kann man noch wählen, ob die bearbeitete Datei umbenannt werden soll. Dabei kann dem Dateinamen ein Prä- oder Suffix hinzugefügt werden. Voreingestellt und meiner Meinung nach sinnvoll ist das Suffix ‚RAW-Verarbeitungsmethode‘.

Zuletzt kann noch angegeben werden, wohin die bearbeitete Date exportiert werden soll. Für meinem Workflow ist der Export nach Adobe Lightroom Classic bereits voreingestellt.
Nach der Auswahl der Optionen kann nun die eigentliche Verarbeitung gestartet werden. Hierbei ist in Abhängigkeit von der im Rechner verbauten Hardware mehr oder weniger Geduld gefragt.

Besonders zeitkritisch ist die im Rechner installierte Grafikkarte. Auf meinem Laptop mit RTX 3080 dauert die Verarbeitung einer 45 Megapixel Datei der Canon EOS R5 15-20 Sekunden. Auf älterer Hardware kann dies aber auch mehrere Minuten dauern.
Nach der Bearbeitung schließt sich DxO PureRAW 3 automatisch, und Lightroom Classic kehrt in den Vordergrund zurück. Der Re-Import des bearbeiteten Bildes dauert allerdings noch eine Weile, bei mir wird es nach etwa 30 bis 60 Sekunden in eine neu erstellte Sammlung im Ordner ‚DxO PureRAW 3‘ importiert. Diese trägt als Namen das Datum und die Uhrzeit der Bearbeitung.

Ergebnisse
So weit - so gut. Wir haben nun erfolgreich PureRAW 3 eingesetzt. Was bringt es denn nun an Verbesserung gegenüber der Rauschminderung in Adobe Lightroom?
Sehr viel. Hier ein Beispiel:
Wir haben vor kurzem in Japan an einem dunklen und regnerischen Tag den berühmten Fushimi Inari-Taisha Schrein in Kyōto besucht. Dieser weltberühmte Schrein besteht aus tausenden direkt hintereinander stehenden orangeroten Torii.
Ohne Stativ und bei der wegen der erforderlichen Tiefenschärfe notwendigen Abblendung (f/13) musste ich trotz einer relativ langen Belichtungszeit von 1/25 Sekunde das Foto mit ISO 12.800 aufnehmen.

Links ist das mit Lightroom bearbeitete Bild zu sehen, rechts das mit DxO PureRAW 3 entrauschte. In der Verkleinerung ist der Unterschied zugegebenermaßen nicht sehr groß. Aber in der 400%igen Vergrößerung sieht man, was DeepPRIME XD aus dem verrauschten Original noch herausholen kann:

Ich finde das Ergebnis nach wie vor sehr beeindruckend.
DeepPRIME vs DeepPRIME XD
Neu gegenüber der Version 2 bietet PureRAW 3 neben dem bekannten DeepPRIME-Verfahren nun auch das neue DeepPRIME XD, das noch mehr Details aus den Vorlagen herausholen soll. Bewusst bewirbt DxO die XD-Version nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zum bereits sehr guten DeepPRIME-Verfahren. Und das nicht ohne Grund.
Zum einen ist der Rechenaufwand der Bildverarbeitung durch das noch komplexere neuronale Netz in DeepPRIME weiter gestiegen. Beide Verfahren nutzen die Leistungsfähigkeit moderner Grafikkarten intensiv aus. Mit älteren, leistungsschwachen Grafikkarten können die Verarbeitungszeiten pro hochauflösender RAW-Datei in DeepPRIME XD durchaus im Minutenbereich liegen. Aber auch auf leistungsfähigeren modernen Rechnern benötigt DeepPRIME XD mehrere Sekunden Rechenzeit pro Bild. In meinem eigenen Test benötigte das neuere DeepPRIME XD Verfahren teilweise 6 mal so viel Rechenzeit wie das ursprüngliche DeepPRIME. Mit aktuellen Grafikkarten ist der Zeitunterschied jedoch vernachlässigbar.
Zum anderen hat man bei speziellen Motiven manchmal das Gefühl, dass DeepPRIME XD etwas zuviel des Guten versucht und Details dazuerfindet, die nicht vorhanden sind.
Nach meineb bisherigen Tests hat DeepPRIME XD vor allem Vorteile bei der Herausarbeitung feiner, regelmäßiger Strukturen wie z.B. bei einzelnen Haaren im Fell. Hier dazu ein Beispiel aus meinem Testbericht zu DxO PhotoLab 6:

Das rechte Bild, das mit DeepPRIME XD entwickelt wurde, zeigt deutlich mehr und eine natürlichere Zeichnung im Fell des Servals, besonders im Bereich der Nase.
Auch der Vergleich meiner ISO 12.800 Testaufnahme eines Plüschtieres aus meinem Testbericht zu DeepPRIME in PhotoLab 4 zeigt eine etwas bessere Auflösung bei der Bearbeitung mit DeepPRIME XD. Hier zunächst die Übersichtsaufnahme:

In der Übersicht sind zugegebenermaßen kaum Unterschiede vorhanden. Sie werden erst in der Ausschnittsvergrößerung auf 400% subtil sichtbar:


Die Unterschiede sind zwar gering. Dennoch zeigt die Bearbeitung mit DeepPRIME XD hier tatsächlich sichtbar mehr Details und weniger Rauschen. Was einem im Einzelfall besser gefällt, ist allerdings Geschmackssache.
Nachteile?
Aber nicht immer ist die Bearbeitung mit dem neuen XD-Verfahren von Vorteil. Hier ist ein Beispiel, bei dem mir persönlich das alte Verfahren wieder besser gefällt. Es handelt sich wieder um eine aktuelle Aufnahme mit meiner Canon EOS R5 vom berühmten Fushimi Inari-Taisha Schrein in Kyōto.
Ohne Stativ und mit der für die Tiefenschärfe notwendigen Abblendung (f/13) musste ich auch hier trotz der relativ langen Belichtungszeit von 1/25 Sekunde mit ISO 12.800 fotografieren.
Hier wieder im Vergleich links die Aufnahme mit DxO DeepPRIME und rechts mit DxO DeepPRIME XD. Zuerst das Gesamtbild, das durch die Verkleinerung wieder keine signifikanten Unterschiede erkennen lässt:

Erst die Ausschnittsvergrößerung um 400% zeigt nun die Unterschiede:


In diesem Beispiel hat DeepPRIME XD meiner Meinung nach zu viel des Guten getan und sowohl in der Laterne als auch im unteren Teil der Torii-Säulen Details „hinzugefügt“, die nicht vorhanden sind. Hier gefällt mir das Ergebnis des älteren DeepPRIME Verfahrens besser.
Übrigens:
Für alle, die an der Leistungsfähigkeit beider Verfahren zweifeln, hier ein Beispiel der beiden obigen Ausschnitte mit der Entrauschung, wie ich sie in Lightroom alleine hinbekomme:


Welten liegen dazwischen!
Vergleich mit Topaz DeNoise AI
Vor fast zwei Jahren habe ich schon einmal die beiden Hauptkonkurrenten im Entrauschen von High-ISO-Aufnahmen verglichen: DxO DeepPRIME vs. Topaz DeNoise AI. Beide basieren auf KI-Algorithmen, die mit großen Datenmengen trainiert wurden.
In meinem damaligen Test schnitt DxO DeepPRIME meiner Meinung nach deutlich besser als Topaz DeNoise AI ab. Da inzwischen einige Zeit vergangen ist und auch Topaz neuere Versionen von DeNoise AI herausgebracht hat, habe ich mein obiges Beispiel auch einmal mit der aktuellen Version 3.7.2 von Topaz AI Topaz AI bearbeiten lassen.
Zum Thema Performance: Auf meinem Rechner (Laptop mit i9-11980HK und RTX 3080) benötigt Topaz AI für die Verarbeitung der RAW-Datei meiner Canon EOS R5 übrigens deutlich länger als DeepPrime. Das Bild war erst nach 80 Sekunden fertig. Hier das Ergebnis im Vergleich zu DeepPrime:


Insgesamt verarbeitet TopazDeNoise AI inzwischen RAW Dateien deutlich besser als in meinem vorigen Test. Die Ergebnisse sind durchaus gut, insbesondere wenn man sie mit dem obigen Ergebnis von Lightroom allein vergleicht. Dennoch sehe ich einige Artefakte in der Lampe (Doppelkonturen im Seitenbalken). Auch die Flächen wirken deutlich unruhiger. Im direkten Vergleich bevorzuge ich das Ergebnis von DeepPRIME weiterhin.
Résumé
PureRAW 3 ist eine willkommene Weiterentwicklung geworden. Es fügt sich in meinem Workflow nahtlos in meine gewohnte Bearbeitung mit Adobe Lightroom Classic ein. Das heisst, es würde es, wenn ich nicht schon PhotoLab 6 besitzen und bereits das dort ebenfalls mitgelieferte Plug-in nutzen würde.
Dennoch würde PureRAW 3 für meine Zwecke derzeit sicherlich ausreichen. Die zusätzlichen umfangreichen Möglichkeiten des größeren PhotoLab 6 nutze ich in meinem Workflow nicht und hätte daher mit DxO PureRaw 3 einiges an Geld sparen können.
Ich würde mir wünschen, dass PureRAW 3 auch die Möglichkeit bietet, die bearbeiteten Bilder im gleichen Ordner wie die Originale zu speichern. Das ist seit Jahren mein gewohnter Weg.
Beide DxO-Programme enthalten die meiner Meinung nach derzeit beste Technologie zur Bearbeitung verrauschter Bilder. Das in PureRAW 3 und PhotoLab 6 neu hinzugekommene DeepPRIME XD kann bei geeigneten Bildern noch mehr feine Details herausarbeiten. Aus dem Bauch heraus würde ich den Gewinn gegenüber DeepPRIME auf etwa 1/2 bis 1 Blendenstufe schätzen. Manchmal schießt DeepPRIME XD aber auch über das Ziel hinaus, dann bin ich dankbar, dass DxO das ältere DeepPRIME weiterhin anbietet.
Meine Empfehlung:
- Wer noch keine Erfahrung mit DeepPRIME hat, dem empfehle ich dringend, die kostenlose Testversion von PureRAW 3 (direkt hier bei DxO*) herunterzuladen und auszuprobieren. DxO ist hier außerordentlich kulant und erlaubt es, seine Programme 30 Tage lang ohne Einschränkungen zu testen.
- Wer wie ich seit vielen Jahren mit Lightroom Classic oder einem anderen RAW-Entwicklungsprogramm vertraut ist, für den ist PureRAW 3 eine sinnvolle Ergänzung.
- Wer jedoch noch keine große Bilddatenbank aufgebaut hat und in dieser Hinsicht noch völlig offen ist, dem empfehle ich, sich DxO PhotoLab 6* einmal näher anzusehen. Vielleicht hat man mit dieser Lösung ja alles Nötige in einem Programm zur Hand.
- Wer hingegen bereits PureRAW 2 einsetzt, muss sich überlegen, ob die geringfügigen Verbesserungen von DeepPRIME XD ein Upgrade rechtfertigen. Hier empfehle ich, dies mit der kostenlosen Testversion selbst zu überprüfen.
Mich jedenfalls hatten allein schon die Verbesserungen von DeepPRIME XD damals zum teureren Upgrade von PhotoLab 5 auf die Version 6 motiviert.
*= Affiliate Link
Schöner Test. Und jeder macht es anders.
Ich lasse die Objektivkorrektur auch von DxO machen. Denn die Datenbank von denen ist unschlagbar! Das schafft Lightroom einfach nicht.
Gruß Ralf
Als Nutzer von PureRAW 2 muss ich diesmal eigentlich nicht lange überlegen. XD als Zusatzfeature dazu. Und endlich div. Optionen einstellbar! Hier, DXO, nehmt mein Geld!
Zugegebenermaßen macht TopazLabs momentan auch viel richtig. Ich nutze auch deren Lösungen (Denise, Sharpen, PhotoAI) sehr gerne. Je nach Bild liefert mal diese, mal jene Lösung die besseren Ergebnisse. Was ich gern noch in PureRAW hätte wären die Maskierungsoptionen wie in PhotoAI. Aber da muss ich wahrscheinlich auf PhotoLab umsteigen.