Wie meinen bisherigen Artikeln zu entnehmen ist, verwende ich DxO PhotoLab bereits seit Version 4 als Lightroom-CC-Plugin zur Rauschreduzierung meiner High-ISO Bilder. Das mit DxO Photolab 4 eingeführte KI-basierte Verfahren DeepPRIME zur Rausch-Reduzierung ergibt bei stark rauschenden Aufnahmen mit hohen ISO-Werten sehr viel bessere Ergebnisse als die in Adobe Lightroom implementierten Entrausch-Algorithmen. Auch in meinem Vergleich mit dem Konkurrenten Topaz DeNoise AI schnitt DeepPRIME besser ab.
Seitdem ist das DxO PhotoLab Lightroom Plugin (bisher in der Version 5) fest in meinen Workflow bei anspruchsvollen High-ISO Aufnahmen integriert. Die weiteren umfangreichen Funktionen von PhotoLab 6 nutze ich (bisher) allerdings nicht. Die gesamte weitere Verarbeitung (Belichtungskorrektur, Farbkorrekturen, Zuschneidung, Verschlagwortung, Export) nach der Rauschreduzierung mit DxO DeepPRIME führe ich weiterhin in Adobe Lightroom aus. Insbesondere die umfangreichen Katalog-Funktionen von Lightroom nutze ich gerne. Mein Katalog reicht zurück bis in das Jahr 2003 und umfasst mehr als 200.000 Bilder.
Ich behandle in diesem Artikel daher ausschließlich den Aspekt der Rauschreduzierung mit dem PhotoLab 6 Plugin.
DxO hat nachgelegt und der neuen Auflage PhotoLab 6 Elite unter anderem das weiterentwickelte Entrauschungs Verfahren DeepPRIME XD (XD steht dabei für „eXtreme Detail“) hinzugefügt. Nach Angaben von DxO sollen damit noch bessere Ergebnisse zu erzielen sein.
Für DeepPRIME XD verwendete DxO nach eigenen Angaben ein neues neuronales Netzwerk, das mit Milliarden von Bildbeispielen trainiert wurde und nun Verbesserungen von mehr als 2,5 Blendenstufen ermöglichen soll. Das bedeutet, dass ein Bild mit ISO 12.800 nach der Bearbeitung mit DxO DeepPRIME XP in etwa soviel rauscht wie zuvor eines mit ISO 2.000-2.500. In meinem eigenen Test zeigte bereits der DeepPRIME Algorithmus von DxO PhotoLab 4 bezüglich des sichtbaren Bildrauschens von High-ISO Aufnahmen eine Verbesserung von ca. 3 Blendenstufen.
Da DeepPRIME XD ein wesentlicher Bestandteil des RAW-Konvertierungsprozesses ist, soll es ausserdem noch den Dynamikumfang weiter erhöhen können. Der ursprüngliche DeepPRIME-Modus bleibt aber in PhotoLab 6 weiterhin verfügbar. Er ist für schnellere Optimierungen oder für Bilder gedacht, die einfach weniger Korrekturen erfordern. Das lässt leider darauf schließen, dass der neue Algorithmus noch aufwendiger sein und noch mehr Rechenleistung benötigen wird. Das konnte ich auch nachvollziehen, in meinen Beispielen benötigte DeepPRIME XP etwa 1,5mal soviel Zeit wie DeepPRIME, was aber noch im vertretbaren Rahmen liegt - zumindest wenn die Rechner-Hardware ausreichend potent ist.
Weitere Änderungen in DxO PhotoLab 6 betreffen das Farbmanagement, Retuschen und die Verwaltung der Fotobibliothek. Diese sind für mich aber zunächst ohne Relevanz, da ich, wie in meinem Testbericht der Version 4 bereits bereits aufgeführt, PhotoLab nur als Lightroom Plug-In verwende.
Ich war anfänglich sehr skeptisch, ob sich das bereit hervorragende Ergebnis von DxOs DeepPRIME noch verbessern lässt und habe daher unverzüglich die Testversion heruntergeladen - und nach kurzem Test das Update dann sofort gekauft:
DxO DeepPRIME XD ist tatsächlich noch besser geworden
Zum Test habe ich wieder das Foto unseres Katers Tom verwendet, das bereits für den Test von DeepPRIME in PhotoLab 4 herhalten musste. Das Bild stellt einen echten Härtetest für die Rauschminderung dar. Es wurde zum einen mit ISO 12.800 aufgenommen (ich habe den Auto-ISO Bereich meiner Canon EOS R5 auf 100-12.800 beschränkt) und ist dabei trotzdem noch um gut eine Blendenstufe unterbelichtet gewesen, so dass es sich im Prinzip um eine Aufnahmen bei ISO 25.600 handelt!
Bildbearbeitung
Ich habe das Bild wieder zunächst in Lightroom bearbeitet (Belichtung +1,05, Kontrast +60, Lichter -100, Tiefen +100) und entrauscht (Details|Luminanz 60). Die anderen Einstellung blieben auf den Vorgaben. Anschließend habe ich die CR3 Datei an PhotoLab 6 übergeben und dort jeweils mit den Standardeinstellungen (Luminanz allerdings auf 75, damit erhalte ich die besten Ergebnisse) zunächst mit dem aus den Vorversionen bekannten DeepPRIME Algorithmus und danach mit dem neuen DeepPRIME XD Verfahren bearbeitet. Anschließend wurden die Bilder als DNG Dateien ohne weitere Veränderungen mit der Funktion Export nach Lightroom an Lightroom Classic zurück übergeben.

Die Bearbeitungszeit für das Bild unseres Katers war auf meinem Laptop (i9-11980 HK, Geforce RTX 3080/8GB, 64GB Hauptspeicher) beim neuen Algorithmus etwas länger:

Die Rechengeschwindigkeit der DeepPRIME Algorithmen scheint tatsächlich insbesondere von der Grafikkarte abzuhängen. Ich habe das anschließend noch einmal auf meinem Laptop (i9-11980 HK, GeForce RTX 3080/8GB, 64GB Hauptspeicher) getestet, diesmal mit einem 48 Megapixel-Bild meiner DJI Mini 3 Pro. Dazu habe ich DxO PhotoLab 6 das Bild erst mit der GeForce GPU und danach mit der CPU berechnen lassen.
Mit eingeschalteter GeForce 3080 Laptop GPU/OpenCL:
- DeepPRIME: 0:22min
- DeepPRIME XD: 0:22min (wirklich diesmal kein Unterschied)
Mit der CPU (lief mit 8 Kernen auf 3,5GHz):
- DeepPRIME: 1:39min
- DeepPRIME XD: 9:47min (fast 6x langsamer)
Da die von DxO PhotoLab 6 erzeugten DNG-Dateien nach dem Re-Import in Lightroom etwas dunkler wirkten und einen minimalen Magenta-Farbstich aufwiesen, habe ich bei ihnen in Lightroom dies noch mit Belichtung +0,5 und Tönung -4 ausgeglichen. Die anderen Einstellungen habe ich so übernommen wie in der Lightroom-Bearbeitung oben angegeben (Die Rauschreduzierung/Luminanz wurde natürlich auf 0 gesetzt)
Nachfolgend die so erzeugten Bilder erst einmal in der Übersicht:



In den für das Web verkleinerten Übersichtsbildern sind die Unterschiede zugegebenermaßen kaum auszumachen. Das Verkleinern von Bildern ist bereits eine sehr wirksame Rausch-Reduzierung. Wer seine Bilder nur klein im Web präsentiert braucht daher eigentlich keine Entrauschung 😊.
Anders ist es, wenn die Bilder auch in größerem Maßstab gedruckt oder angezeigt werden sollen. Dann wird der Unterschied offensichtlich. Ich habe daher im Folgenden noch einige Ausschnitte aus dem Bild oben erstellt, die die Unterschiede deutlich eindrucksvoller zeigen.
DeepPRIME
Ich fange einmal mit einem Ausschnitt vom rechten Auge unseres Katers an. Ich habe diesen zur besseren Sichtbarkeit auf 200% vergrößert. Zunächst der Vergleich der Entwickung in Lightroom Classic 11.5 (links) mit der zusätzlichen Entrauschung zunächst mit dem älteren Verfahren DeepPRIME (rechts):

Anschließend noch ein weiterer Ausschnitt vom Kinn unseres Katers:

Die Rauschreduzierung von DxO DeepPRIME ist im Vergleich zum Ergebnis mit der in Lightroom integrierten Funktion bereits deutlich besser, das hatte ich ja auch schon in meinem Testbericht von DxO PhotoLab 4 feststellen können. Allerdings scheinen durch die Bearbeitung doch einige feinere Details verloren zu gehen, die auf der verrauschten in Lightroom entwickelten Version gerade noch zu erahnen sind. Dies sieht man insbesondere auf der unteren Aufnahme am Halsanzatz. Der Bereich wirkt etwas unnatürlich ausgewaschen.
Nun aber zum eigentlich spannden Thema:
Vergleich DeepPRIME mit DeepPRIME XD
Wie sehen diese Bereiche nun im Vergleich zwischen dem bewährten DeepPRIME und dem neuen DeepPRIME XD aus? Dazu zeige ich unten die beiden Ausschnitte im Vergleich der beiden Verfahren. Das Bild im linken Ausschnitt wurde dazu jeweils mit den oben angegebene Einstellungen im DxO PhotoLab 6 Plugin mit DeepPRIME entrauscht, das rechte mit den neuen DeepPRIME XD. Zunächst das Auge:

Und hier noch der Ausschnitt vom Kinn unseres Katers:

In den Aussschnitten sieht man nun deutlich, dass der neue Algorithmus tatsächlich noch weitere Details herausarbeitet. In den zuvor leer erscheinenden Arealen am Halsansatz werden nun wieder Haar-Details sichtbar. Im Auge ist die Zeichnung der Iris deutlich detaillierter. Sicher sind die Unterschiede geringer als die zwischen Lightroom und dem älteren DeepPRIME Verfahren, dennoch sind sie sichtbar und führen zu einem natürlicher wirkenden Bildeindruck.
Dateigröße vs Rauschen
Die bessere Rauschreduzierung mit DeepPRIME XP im Vergleich mit der Vor-Version lässt sich auch noch an einem anderen Wert abschätzen, nämlich der Dateigröße.
Aktuelle Kameras führen auch bei RAW Dateien eine Bild-Kompression durch. Bei meinen Canon Kameras und auch vielen anderen ist diese verlustfrei, d.h. es gehen dadurch keine Informationen verloren. Das ist ähnlich wie bei .ZIP-Dateien.
Grundsätzlich hängt die Kompressionsrate natürlich sehr vom Motiv ab. Große gleichmäßige Flächen (z.B. der blaue Himmel) lassen sich gut komprimieren. Viele Details führen zu geringeren Kompressionsraten. Besonders schlecht lässt sich aber Rauschen komprimieren. Der Extremfalls, das sogenannte „Graue Rauschen“, lässt sich überhaupt nicht mehr komprimieren.
Die schlechte Komprimierbarkeit des Rauschens führt bei unseren Kameras auch dazu, dass RAW-Dateien mit hohen ISO-Werten größer sind als Dateien mit niedrigen ISO-Werten. Somit gibt die Dateigröße auch einen Hinweis auf den Grad des Rauschens.
Es gilt dabei:
- geringes Rauschen - kleine Datei
- starkes Rauschen - große Datei
Ich habe mir daher die Dateigrößen des obigen Beispielbildes unseres Katers noch einmal im Datei-Explorer angesehen und dort folgende Dateigrößen gefunden:
Original CR3-Datei | 57.993 KB |
DeepPRIME-DNG Datei | 126.286 KB |
DeepPRIME XD-DNG Datei | 111.653 KB |
Grundsätzlich sind bei mir die mit PhotoLab exportierten DNG-Dateien immer deutlich größer als die ursprünglichen RAW-Dateien. Allerdings ist hier die mit dem neuen DeepPRIME XD Verfahren erstellte Datei gut 12% kleiner als die vom älteren DeepPRIME. Ein ähnliches Verhältnis zeigen auch meine übrigen Vergleiche der beiden Verfahren. Die DeepPRIME XD Datei ist jeweils um 10-12% kleiner als die aus demselben Original generierte DeepPRIME Datei, was tatsächlich noch einen messbaren Hinweis auf die besser gewordene Rauschreduzierung gibt.
Aber nun wieder zurück zum Thema und zu den praktischen Ergebnissen:
Beispiel 2
Es geht noch extremer:
Bei unserer Safari in Kenia im Dezember 2021 hatten wir eines Abends auf der Rückfahrt in unser Camp in der Masai Mara im Halbdunkeln noch eine Bewegung im Gras bemerkt und angehalten. Es stellte sich heraus, dass ein Serval im Halbdunkel herumlief. Mit dem bloßen Auge war er nur noch sehr schemenhaft zu sehen. Da ich meine Ausrüstung noch parat liegen hatte (gemäß dem Safari-Slogan „always be prepared“) konnte ich nach einige Aufnahmen von der Katze mit meinem 400mm f/2.8 an der R5 aufnehmen.
Es war wirklich bereits sehr dunkel, die folgende Aufnahme entstand bei 1/125s, f/2.8 und ISO 12.800. Sie war trotzdem noch um 2 Blendenstufen unterbelichtet. Ich habe einmal nachgerechnet: das entspricht einer Beleuchtungsstärke von 2-3 Lux, also dem Licht von 2-3 Kerzen in 1m Entfernung!
Hier zunächst einmal die in Lightroom Classic entwickelte RAW-Datei OHNE Entrauschung:

Das sieht doch gar nicht schlecht aus, oder?
In der Verkleinerung ist das in der Tat so, aber der 100% Crop offenbart die brutale Wahrheit. Links unten zu sehen ist das Bild in Lightroom Classic ohne Entrauschung und rechts mit massiver Rauschreduzierung (Luminanz 70, Farbe 60):

Die Rauschreduzierung in Lightroom entfernt zwar recht wirksam das grobe Rauschen, leider aber auch die Details. So ist das Bild insgesamt für alles außer der stark verkleinerten Präsentation im Web unbrauchbar. Aber dafür braucht man sie eigentlich auch nicht, wie das Übersichtsbild oben zeigt. Aber es gibt ja noch DxO DeepPRIME. Hier der Vergleich des obigen Bildes, diesmal entwickelt mit DxO DeepPRIME (links) und DeepPRIME XD (rechts):

Ja, das ist wirklich dieselbe Aufnahme! Es ist schon unglaublich, was DxO DeepPRIME aus dem Bild noch herausholen kann. Und das neue DeepPRIME XD ist da tatsächlich noch besser geworden!
Hier noch einmal etwas anschaulicher der Vergleich des unbearbeiteten Bildes mit dem mit DeepPRIME XD behandelten Bild, der Tennbereich kann dabei verschoben werden:
Hier noch einmal der direkte Vergleich zwischen DeepPRIME und DeepPRIME XD:
Preise und Verfügbarkeit
Die ESSENTIAL und ELITE Editionen von DxO PhotoLab 6 (Windows und macOS) stehen ab sofort auf der DxO Website zum Download* zu folgenden Preisen zur Verfügung:
- DxO PhotoLab 6 ESSENTIAL Edition: 139 €
- DxO PhotoLab 6 ELITE Edition: 219 €
Der hier getestete DeepPRIME XD Algorithmus steht leider nur in der teureren Elite-Version zur Verfügung. Besitzer von DxO PhotoLab 4 oder 5 können aber einen speziellen Upgrade-Preis in Anspruch nehmen:
- Upgrade-Preis für DxO PhotoLab 6 ESSENTIAL Edition: 75 €
- Upgrade-Preis für DxO PhotoLab 6 ELITE Edition: 99 €
Wer PhotoLab 6 selbst testen möchte, kann hier die Testversion* ab sofort herunterladen und alle Funktionen uneingeschränkt 30 Tage lang ausprobieren.
Resumée
Für mich hat das Ergebnis meiner Tests dazu geführt, dass ich trotz des recht hohen Preises von €99,- sofort das Update gekauft habe. Weiterhin ist DxOs DeepPRIME Algorithmus meiner Ansicht nach außerordentlich gut. Aber Gutes kann tatsächlich noch besser werden. Subjektiv schätze ich die Verbesserung der neuen Version auf auf etwa eine weitere Blendenstufe ein.
Zugegebenermaßen sind die hier gezeigten Beispiele absolute Extreme. Ich habe bereits zu analogen Film-Zeiten intensiv fotografiert und da waren alle ISO Werte über 400 weitestgehend unbrauchbar. Das Extrem waren auf ISO 1600 gepuschte S/W Filme, bei denen man die grobe Kornstruktur als künstlerisches Merkmal ausgegeben hat. Ausser den großen Filmkörnern waren Details darauf kaum noch zu erkennen.
Bei den aktuellen Digitalkameras sind ISO Werte bis 1.600 hingegen inzwischen völlig problemlos zu verwenden. Dank der ausgefeilten Software - und hier denke ich aktuell insbesondere an DxO - sind die Grenzen nun noch deutlich weiter verschoben worden. Wer bereits über DeepPRIME in PhotoLab 4 /5 oder PureRAW 1/2 verfügt, muss für sich selbst entscheiden, ob die Verbesserung von DeepPRIME XD gegenüber der Vor-Version den doch recht hohen Aufpreis wert sind.
Ich habe mich dafür entschieden…
Wer bisher DeepPRIME oder DeepPRIME XD noch nicht kennt und häufiger mit hohen ISO Werten arbeitet, dem empfehle ich dringend, die Testversion selbst einmal auszuprobieren.
Ich freue mich auf Kommentare und weitere Erfahrungsberichte.
*=Affiliate Link
Danke für den ausführlichen Bericht und für deine Zeit den zu erstellen.
Das DeepPRIME XD ist eindeutig ein bischen besser als das „alte„DeepPRIME. Ich wollte die neue Version kaufen, aber der Bericht hat mir gezeigt, dass die Veresserungen nicht so stark sind, dass es mir den Preis von 99 Euro wert ist.
Ich warte erst einmal auf die nächste Version 7.
Dann würde ich empfehlen, auf den 25. 11. 2022, den Black Friday zu warten. Im vergangenen Jahr hatte DXO da auf alle Produkte einen Rabatt in Höhe von 50% gegeben. Ich bin gespannt, wie es in diesem Jahr sein wird und werde berichten.