20. Februar 2023

Wir sind an unse­rem ers­ten Mor­gen in Kyō­to mit dem Bus zum Kiyo­mi­zu-dera Tem­pel gefah­ren. Der Oto­wa­san Kiyo­mi­zu­de­ra (音羽山清水寺) im Stadt­be­zirk Higas­hi­ya­ma ist eine der bekann­tes­ten Sehens­wür­dig­kei­ten der Stadt. Der Tem­pel wur­de 1994 zusam­men mit ande­ren Stät­ten zum UNESCO-Welt­kul­tur­er­be His­to­ri­sches Kyō­to (Kyō­to, Uji und Ōtsu) ernannt. Der Kiyo­mi­zu-dera ist der sech­zehn­te Tem­pel des Sai­go­ku-Pil­ger­we­ges (西国三十三箇所, Sai­go­ku sanjūsankasho).

Die Geschich­te des Tem­pels reicht bis ins Jahr 798 zurück. Die heu­ti­gen Gebäu­de wur­den aller­dings im Jahr 1633 errich­tet. Er erhielt sei­nen Namen vom Was­ser­fall inner­halb des Tem­pel­kom­ple­xes, der von den nahen Hügeln her­un­ter­kommt – kiyoi mizu (清い水) bedeu­tet wört­lich „rei­nes Was­ser“. An der Haupt­zu­fahrts­stra­ße des Tem­pels, rei­hen sich vie­le Sou­ve­nir­ge­schäf­te anein­an­der. Auf der Stra­ße fla­nie­ren vie­le in Kimo­nos geklei­de­te Men­schen, vor­wie­gend jun­ge Frauen.

Die Haupt­hal­le des Kiyo­mi­zu-dera ist für ihre wei­te Ter­ras­se bekannt, die zusam­men mit der Haupt­hal­le auf einer höl­zer­nen Bal­ken­kon­struk­ti­on an einem stei­len Berg­hang errich­tet wur­de. Die Ter­ras­se bie­tet eine beein­dru­cken­de Sicht auf die Stadt. Der Tem­pel hat die umlie­gen­den Grund­stü­cke auf­ge­kauft, um so die Errich­tung von Hoch­häu­sern zu verhindern.

Tri­via: Die japa­ni­sche Rede­wen­dung „die Ter­ras­se des Kiyo­mi­zu hin­un­ter­sprin­gen“ (清水の舞台から飛び降りる kiyo­mi­zu no butai kara tobior­i­ru) bedeu­tet „sich zu einem Ent­schluss durch­rin­gen“. Dies erin­nert an eine Tra­di­ti­on aus der Edo-Zeit, nach der einem Men­schen, der den Sprung von der Ter­ras­se wag­te, alle Wün­sche erfüllt wur­den. Dies scheint glaub­haft zu sein, da die üppi­ge Vege­ta­ti­on unter der Ter­ras­se den Auf­schlag abdämpft. 234 Sprün­ge wur­den in der Edo-Peri­ode doku­men­tiert und davon über­leb­ten 85,4 % der Sprin­ger den Sprung (heut­zu­ta­ge ist es jedoch ver­bo­ten, von der Ter­ras­se zu sprin­gen). Die Ent­fer­nung von der Ter­ras­se bis zum Grund beträgt nur 13 m, dies ist jedoch eine beein­dru­cken­de Höhe für eine sol­che Holzkonstruktion.

In der Anla­ge war sehr viel Betrieb, über­haupt war in Kyō­to sehr viel los. Etwas abge­le­gen vom Haupt­tem­pel stand eine klei­ne Pago­de und es wur­de dort etwas ruhiger. 

Kyōto,Japan

Auf dem Rück­weg fan­den wir meh­re­re Stän­de, die Yats­u­ha­shi (jap. 八ツ橋) ver­kauf­ten, eine in Kyō­to sehr belieb­te Süßig­keit. In einem Laden konn­te man sie pro­bie­ren. Sie waren sehr lecker und wir haben uns damit reich­lich eingedeckt.

Kyōto,Japan

Nach dem Besuch der Tem­pel­an­la­ge sind wir durch die engen Gas­sen wie­der her­un­ter­ge­lau­fen und haben sogar ein Star­bucks gefun­den. Aber dies­mal ganz im Stil eines Tee­hau­ses gehalten.

Vom Café aus sind wir zur Yasa­ka Pago­de her­un­ter­ge­gan­gen. Die Stra­ße mit Blick auf die Pago­de ist wohl einer der berühm­tes­ten Foto-Spots in Kyō­to. Hier fla­nier­ten vie­le jun­ge Leu­te in prachvol­len Kimo­nos hin­un­ter. Bei schö­nem Licht erga­ben sich dabei wun­der­ba­re Moti­ve. Hier eines mei­ner Lieb­lings­bil­der die­ser Reise:

Kyōto,Japan

Wir sind dann Rich­tung Hei­an-jin­gu Schrein wei­ter­ge­gan­gen und haben noch eini­ge wei­te­re Schrei­ne und Tem­pel gefun­den, was in Kyō­to aber auch nicht schwer fällt. Es gibt über­all etwas zu sehen. Hier eini­ge Bil­der vom Yasa­ka Schrein. Simo­ne und Lui­se haben sich gleich wie­der einen Stem­pel für ihre Goshuincho-Bücher geholt.

Das japa­ni­sche Goshuincho ist ein Buch, das man an Tem­peln und Schrei­nen in Japan vor­le­gen kann, um als Andenken einen Stem­pel zu erhalten.

Wört­lich über­setzt bedeu­tet der Name „ehr­wür­di­ges rote Stem­pel Buch“ und der Besitz eines sol­chen macht jeden Rei­sen­den zu mehr als einem blo­ßen Tou­ris­ten. Japa­ner besit­zen häu­fig ein sol­ches Stem­pel­buch und neh­men es auf Rei­sen inner­halb Japans mit, um an ver­schie­de­nen Tem­peln und Schrei­nen ein indi­vi­du­el­les Andenken zu erhalten.

Danach ging es zum Chion-in Tem­pel. Nach dem Ein­gang muss man erst­mal eine sehr stei­le Stein­trep­pe erklim­men - kein Wun­der, der Name des Tem­pels bedeu­tet soviel wie “Berg­gip­fel”.

Schließ­lich haben wir dann den letz­ten Tem­pel / Schrein des Tages und damit die Num­mer vier erreicht, den Hei­an Jin­gu. Den hat­ten wir defi­ni­tiv auch bereits 2014 besich­tigt. Die gro­ße Anla­ge ist sehr ein­drucks­voll mit der wei­ten Flä­che und dem rie­si­gen Torii am Ein­gang und die Far­ben sind auch immer toll.

Kyōto,Japan

Auf dem Rück­weg ent­deck­ten wir noch den Bud­dhis­ti­schen Myo­den-ji Tem­pel mit der Sta­tue des Mönchs Nichii, der die­sen gegrün­det hat. Lei­der war er bereits geschlos­sen, so dass Simo­ne und Lui­se kei­nen wei­te­ren Stem­pel für ihr Buch ergat­tern konnten.

Zum Abend­essen hat­te Lui­se einen Tisch im „Dais­ho­gun“, einem Restau­rant, wel­ches Yaki­ni­ku anbie­tet, reser­viert. Dabei brät man Fleisch und Gemü­se auf einem im Tisch ein­ge­las­se­nen Gas-Grill. Dazu kann man aller­lei Bei­la­gen bestel­len. Auch hier geschah dies wie­der per gescann­tem QR-Code über unser Mobil­te­le­fon. Wir hat­ten Cae­sars Salat, Kim­chi und Pom­mes. Außer­dem Gar­ne­len - da war Hand­ar­beit gefragt, in Japan isst man die mit der Scha­le, aber soweit sind wir dann doch nicht gegangen.

Es war unglaub­lich gut, wir haben natür­lich das teu­ers­te Fleisch­sor­ti­ment genom­men, mit Wagyu Rind. Lui­se hat sich dazu einen Soju bestellt, um die­sen ein­mal aus­zu­pro­bie­ren. Dann kam aller­dings eine 360 ml Fla­sche mit 13% Alko­hol - es wur­de ein sehr lus­ti­ger Abend. Zum Nach­tisch gab es noch eine Matcha-Eis Crè­me brûlée .

Tri­via: Yaki­ni­ku (jap. 焼(き)肉, dt. „gegrill­tes Fleisch“) bezeich­net die Tech­nik, Fleisch auf einem Grill nach japa­ni­scher Art zuzu­be­rei­ten. Das ist in Japan rela­tiv neu. Japan weist eine lan­ge Geschich­te von wie­der­keh­ren­den offi­zi­el­len Ver­bo­ten des Fleisch­kon­sums auf. Erst im Zuge der Mei­ji-Restau­ra­ti­on wur­de 1871 mit der Absicht, sich mehr west­li­che Gewohn­hei­ten anzu­nä­hern, das Ver­bot für alle Gesell­schafts­schich­ten end­gül­tig auf­ge­ho­ben und Fleisch fand wei­te Ver­brei­tung im Spei­se­plan der Japa­ner. Der Ten­no (Kai­ser) Mei­ji trieb die Kam­pa­gne für Fleisch­ge­nuss höchst­per­sön­lich an, indem er öffent­lich am 24. Janu­ar 1873 Rind­fleisch aß. Aus die­ser Zeit stamm­te die Ter­mi­no­lo­gie.

Im Jahr 1872 wur­den im damals berühm­ten Koch­buch Sei­yō Ryōrit­su (西洋料理通, etwa: “Hand­buch für west­li­che Küche”) von Kana­ga­ki Robun sowie dem im glei­chen Jahr erschie­ne­nen Sei­yō Ryōri Shinan (西洋料理指南, etwa: “Ein­füh­rung in die west­li­che Küche”) von Keig­a­ku­dō Shu­jin die Begrif­fe für Grill­fleisch und Steak mit yaki­ni­ku (焼肉) und iri­ni­ku (焙肉) übersetzt.