Bereits zuvor war an meinen Canon Vollformat DSLR-Bodies das Canon EF 24-105 f/4L IS mein „Immerdrauf“ Objektiv. Ich hatte es immer an der Kamera, wenn ich nicht mein gesamtes Equipment mitschleppen wollte.
Zunächst hatte ich mir im Jahr 2005 die erste Version des EF-Objektives im Kit mit der ersten Canon EOS 5D zugelegt, das damals gleichzeitig erschien. Die Ur-5D hatte, wie sich vielleicht einige erinnern, eine Sensorauflösung von 12 Megapixeln, damit harmonierte das Objektiv sehr gut.
Später, mit den 5D Versionen Mk II und Mk III (21/22 Megapixel) und insbesondere der 5DS R mit ihren nunmehr 50 Megapixeln, wurden die Grenzen der alten Objektivrechnung jedoch rasch sichtbar. Auch von Canon wurde das Objektiv daher zur 5DS nicht mehr empfohlen und stattdessen eine neue Objektiv-Version herausgebracht. Ich tauschte mein 24-105 im Jahr 2016 gegen die Version II aus, die besser war. Es war aber immer eine gewisse „Hassliebe“.
Warum 24-105mm?
Einerseits deckt dieses Objektiv einen sehr brauchbaren Bereich vom guten Weitwinkel bis zum leichten Tele ab, das trotz der Blende f/4 am Vollformat-Sensor bei 105mm noch eine schöne Freistellung erreicht. Es war somit sowohl für Landschafts-, als auch für Personen- / Portraitaufnahmen durchaus geeignet. Sehr hilfreich bei wenig Licht ist auch der eingebaute Bildstabilisator und das Objektiv ist noch hinreichend kompakt. Und es ist für ein L-Objektiv auch noch relativ kostengünstig.
Andererseits war ich von der optischen Qualität nie zu 100% begeistert. Das 24-105 deckt immerhin einen mehr als 4fachen Zoombereich ab. Auch die EF Version II zeigte immer noch deutliche Schwächen an den Rändern. Wenn es mir auf das letzte Quäntchen Qualität ankam, nahm ich nach unten eher das EF 16-35 f/4L IS und nach oben das EF 70-200 f/2-8L IS II, die in den Bereichen jeweils deutlich schärfer waren oder natürlich eine noch bessere Festbrennweite.
Bei meinem Intermezzo mit den spiegellosen Sony Alpha 7R Bodies legte ich mir dazu die Sony Version, das 24-105 f/4 G* zu, das auch schon deutlich besser als das EF Objektiv war. Wie ich bereits berichtet habe, ist Sony bei mir aber inzwischen Geschichte - ich habe mein gesamtes Sony Equipment verkauft und setze nun als spiegellose Kamera die Canon EOS R5 ein. Ein erster Erfahrungsbericht und weitere Berichte zur Canon R5 sind hier auf meiner Website zu finden.
Da ich bereits viele EF-Objektive besitze, werde ich diese zunächst weiterhin mit dem Canon EF-RF Adapter an der R5 benutzen, das klappt auch wirklich sehr gut.
Nach der guten Erfahrung mit dem Sony 24-105 und der weiterbestehenden Unzufriedenheit mit dem Canon-EF Pendant, habe ich mir nun zur R5 als einziges natives RF-Objektiv das RF 24-105 f/4L IS USM* zugelegt.
Heute habe ich mir nun einmal die Mühe gemacht, das Canon RF 24-105 F4 L IS USM (RF) und das EF 24-105 1:4 L IS II USM (EF) einmal miteinander zu vergleichen. Da heute ein sonniger Tag war, habe ich dazu eine kleine Szene in unserem Garten gewählt. Alle Bilder habe ich von derselben Position mit auf einem Stativ montierter Kamera kurz nacheinander aufgenommen.
24mm
Zunächst der Vergleich bei 24mm Brennweite. Es handelt sich um Screenshots aus Lightroom in der Vergleichsansicht, links im Bild jeweils die RF-Version und rechts die EF-Version.
Insgesamt erscheint mir das neue RF kontrastreicher und schärfer in der Bildmitte und insbesondere deutlich schärfer an den Bildecken. Dies gilt insbesondere bei Offenblende f/4. Beide zeigen eine deutlich sichtbare chromatische Abberration, diese ist am EF aber stärker ausgeprägt. Das EF wird beim Abblenden besser, auch die Lightroom Objektivkorrektur ergibt ein besseres Ergebnis, die Qualität des RF erreicht das EF jedoch nicht.
105mm
Von derselben Position nun noch ein Vergleich bei 105mm Brennweite. Diesmal zeigt der linke Ausschnitt die EF- und der rechte die RF-Version.
Auch bei 105mm Brennweite ist somit das RF dem EF deutlich überlegen. Zentral ist der Unterschied gering, das RF hat aber einen besseren Kontrast. Am Rand ist jedoch das RF bereits offenblendig besser als das EF bei f/11.
Auch die Maße sprechen für das RF. Es ist im Vergleich zur aktuellen EF-Version 100g leichter, wenn man den notwendigen EF-RF Adapter an der R5 noch dazurechnet sind es sogar mehr als 200g Unterschied. Zudem ist es gegenüber der EF-Version mit Adapter gut 3,5cm kürzer.
Der Autofokus ist dank des modernen Nano USM Antriebs des RF ebenfalls um Größenordnungen schneller als am EF - das RF 24-105 ist tatsächlich an der R5 mit Abstand das am schnellsten fokussierende Objektiv, das ich besitze. Ohne es genau testen zu können, fokussiert das RF gefühlt sicher doppelt bis dreimal so schnell wie das EF.
Der Bildstabilisator
Und zuletzt noch des Bildstabilisator: Nach Angabe von Canon soll der optische Bildstabilisator im RF in Kombination mit der in-body- Stabilisierung der R5 bis zu 8 Blendenstufen ausgleichen können. Das EF 24-105 soll nach Angabe von Canon „nur“ 4 Blendenstufen mit dem eingebauten optischen Stabilisator ausgleichen, am EF-RF Adapter wird die Zusammenarbeit mit dem IBIS der R5 leider nicht unterstützt, so dass die RF Version offiziell 4 Blendenstufen mehr stabilisieren soll, als die EF Version.
Ich habe das einmal selbst getestet. Ich habe dazu im Stehen mit Blick durch den Sucher bei beiden Objektiven mit 105mm Brennweite jeweils 10 Aufnahmen mit einer Belichtungszeit von 1 Sekunde aufgenommen. Objekt der Begierde war der Karton der EOS R5. Nachfolgend jeweils ein zentraler Crop der Aufnahmen (Ausschnitt je 855x265 Pixel), sortiert nach Schärfegrad. In der linken Spalte die Aufnahmen mit dem EF, rechts diejenigen mit dem RF:
Das ist sicher kein Test nach streng wissenschaftlichen Maßstäben. Mit beiden Objektiven sind mir aber durchaus brauchbare Aufnahmen im Stehen bei 105mm Brennweite und einer Belichtungszeit von 1 Sekunde gelungen. Geht man von der alten Regel, dass die Belichtungszeit 1/Brennweite betragen sollte, aus, entspricht das einer Stabilisierung um annähernd 7 Blendenstufen.
Insgesamt ist die Ausbeute beim RF jedoch schon eindeutig besser und konsistenter, sie erscheint mir allerdings lediglich um 1-2 Blendenstufen höher als beim EF.
Fazit
Alles in allem betrachtet ist das neue Canon RF 24-105 f/4L IS USM im Vergleich zur EF Variante 24-105 f/4L IS II USM deutlich besser geworden. Es ist insbesondere in den Randbereichen deutlich schärfer und dies gerade auch bei Offenblende. Der Kontrast ist höher, chromatische Abberrationen sind vorhanden, jedoch weniger ausgeprägt als bei der EF Version. Diese sind in Lightroom mit dem integrierten Profil zudem gut korrigierbar. Der Autofokus an der R5 ist beim RF um Größenordnungen schneller, der IS ist ebenfalls besser. Zudem ist das Objektiv kleiner und leichter als die EF Version.
Mein EF 24-105 f/4L IS II USM habe ich inzwischen übrigens verkauft und es durch ein EF 24-70 f/2.8L II ersetzt, dazu gibt es hier einen neuen Test 😉
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Bin durch die beiden Foren mit Canon-Bereich auf deine Seite hier aufmerksam geworden. Ein großes Kompliment, Gerd-Uwe !
Deine Berichte sind wunderbar aufgebaut auch sprachlich eine Wohltat.
Habe hier viele Anregungen gefunden, die mich als Eos r5 Besitzerin ebenfalls beschäftigen und interessieren. Da mir die Affinität zu den eher technischen Seiten der Fotografie gelegentlich fehlt , freue ich mich sehr, wenn du diese hier, wie am Bsp. des stackings, leicht verständlich erklärst.
Vielen Dank für Deinen netten Kommentar. Es freut mich, dass Du hier für Dich nützliche Inhalte gefunden hast. Solche Kommentare motivieren mich, weiter an meiner Website zu arbeiten.