2. 11. 2023 - Flug nach Ilulissat
Unser Weiterflug nach Ilulissat über Kangerlussuaq startete um 9:45 Uhr. Aus unserem Hotelfenster konnten wir im Morgengrauen die Öresundbrücke, die weltweit längste Schrägseilbrücke für kombinierten Straßen- und Eisenbahnverkehr, zwischen Dänemark und Schweden sehen.
Nach einem ausgiebigen Hotelfrühstück checkten wir um 8:00 Uhr für unseren Flug mit Air Greenland ein. Erstaunt hatten wir erst spät festgestellt, dass über Greenland Travel Plätze in der Business Class für uns gebucht wurden, so dass wir bis zum Boarding erst einmal die Business Lounge aufsuchten. Um 9:00 Uhr startete das Boarding und wir bezogen unsere komfortablen Plätze in der Business Class des Air Greenland Airbus A330-800.
Dieses Flugzeug ist übrigens der einzige Jet von Air Greenland. Alle anderen Flugzeuge sind Turboprop-Maschinen vom Typ De Havilland Canada Dash 8-200. Außerdem verfügt Air Greenland noch über einige Hubschrauber. Während des Fluges gab es sogar Internet an Bord.
Pünktlich startete unser gut 4 1/2-stündige Flug über Island nach Kangerlussuaq. Nach etwa 3 Stunden erreichten wir die Ostküste von Grönland und entdeckten die ersten Eisberge:
Grönland liegt deutlich weiter westlich als Deutschland in einer anderen Zeitzone. Da Grönland 2023 beschlossen hat, die Sommerzeit auch im Winter beizubehalten, ergab sich dadurch ein Zeitunterschied von 3 Stunden, so dass wir bereits um kurz nach 11:00 Uhr Ortszeit in Kangerlussuaq ankamen.
Kangerlussuaq liegt ca. 50 km nördlich des Polarkreises und ca. 130 km vom offenen Meer entfernt und ist damit der mit Abstand am weitesten im Landesinneren gelegene Ort Grönlands. Der Ort besteht eigentlich nur aus dem Flughafen und einem Hotel, das wohl nur da ist, um Passagiere zu beherbergen, falls ein Weiterflug aus irgendeinem Grund nicht möglich ist. Da unser Flugzeug das einzige größere Flugzeug ist, das hier landet, ist seine Ankunft sicherlich immer DAS Ereignis des Tages.
Übrigens: Wie häufig in Grönland, hat der Ort seine Existenz den Amerikanern und den Geschehnissen im Zweiten Weltkrieg zu verdanken:
Nach der Besetzung Dänemarks im Zweiten Weltkrieg wurde die Sicherheitsverantwortung für Grönland per Abkommen vom 9. April 1941 den USA übertragen. Diese begannen daraufhin mit dem Bau zahlreicher Stützpunkte auf Grönland. Im heutigen Kangerlussuaq entstand so die US-Militärbasis Bluie West Eight, die am 7. Oktober 1941 in Betrieb genommen wurde. Sie verfügte über eine ausreichend lange Startbahn, von der auch größere Maschinen abheben konnten.
1954 nahm die SAS Scandinavian Airlines den kommerziellen Flugbetrieb auf dem Militärstützpunkt auf und bot die erste Flugverbindung zwischen Europa und der nordamerikanischen Westküste mit Zwischenstopp in Kangerlussuaq an. Im Jahr 1967 wurde die Flugverbindung nach Kopenhagen eingerichtet. Die Übergabe des Militärstützpunktes an die grönländische Regierung erfolgte am 30. September 1992.
Allerdings ist die weitere Existenz des Ortes gefährdet. Zum einen leidet die Landebahn stark unter der Erwärmung des Permafrostbodens. Zum anderen werden aktuell internationale Flughäfen sowohl in Nuuk (Grönlands Hauptstadt), als auch in Ilulissat geplant.
Wir hatten in Kangerlussuaq zwei Stunden Aufenthalt, dann ging es mit einer De Havilland DHC-8 200 Turboprop mit 36 Plätzen weiter nach Ilulissat.
Der Flug war problemlos, er dauerte nur etwa 40 Minuten. Es wurde sogar ein Kaffee an Bord serviert. Kurz vor der Landung sahen wir dann einige der Eisberge, für die Ilulissat berühmt ist. Manche waren so groß wie Kreuzfahrtschiffe, sehr beeindruckend!
Am Flughafen wurden wir von einem Shuttle-Bus abgeholt und zu unserem Hotel „Arctic“ gebracht. Im Hotel wurden wir direkt von unserem Guide Simone erwartet. Da die Sonne hier bereits kurz nach 16:00 Uhr unterging, hatten wir nicht viel Zeit, uns für die geplante „Stadt“-Besichtigung umzuziehen. Wir haben uns dann mit einem jungen niederländischen Pärchen gegen 15:00 Uhr in der Hotellobby getroffen und sind gemeinsam zum Stadtzentrum gefahren worden. Unser Guide Simone hat uns dann herumgeführt.
Stadtbesichtigung
Ilulissat ist die drittgrößte Ortschaft in Grönland, hat aber dennoch nur ca. 4.700 Einwohner. Am größten ist die Hauptstadt Nuuk mit immerhin ca. 18.000 Einwohnern. Insgesamt leben auf Grönland nur 56.000 Menschen.
Das große rote Gebäude ist das lokale Krankenhaus, außerdem gibt es eine kleine Kirche. Das letzte Haus beherbergt ein kleines Museum. Dort lebte zuvor Knud Rasmussen, ein grönländisch-dänischer Polarforscher, Ethnologe und Buchautor.
Ich hatte mich gewundert, dass die Häuser allesamt aus Holz errichtet wurden. Zudem wirkten sie trotz der hier herrschenden extrem niedrigen Temperaturen nicht sonderlich gut gedämmt. Ich fand das auch erstaunlich, da es auf Grönland keine Bäume gibt und alles Holz daher über weite Strecken importiert werden muss.
Unser Guide Simone erklärte dazu, dass wegen der Temperaturverhältnisse Backstein-Mauerwerk reissen würde und daher Holz früher das einzige beständige Baumaterial gewesen sei. Aktuell wird jedoch auch Beton und Stahl verwendet. Geheizt wird mit Öl, das stark subventioniert wird. Der niedrige Energiepreis bietet offenbar keinen großen Anreiz für teure umfangreichere Dämm-Maßnahmen.
Wirtschaft
Die meisten Arbeitsplätze in Ilulissat gibt es in der Verwaltung, im Dienstleistungssektor, im Handel und im Reparaturhandwerk. Weitere wichtige Wirtschaftszweige sind das Transportwesen und die Fischerei, die den größten Teil des Einkommens in Ilulissat ausmacht. Vor allem Schwarzer Heilbutt und Garnelen werden gefangen und in der Fischfabrik von Royal Greenland verarbeitet.
In jüngster Zeit hat aber auch der Tourismus stark zugenommen. Mehrere tausend Touristen besuchen jährlich die Stadt. Damit ist sie noch vor der Hauptstadt Nuuk das wichtigste Tourismusziel des Landes. In der Stadt gibt es bereits mehrere Hotels und Reisebüros.
Nach dem Stadtrundgang wurde es auch bereits wieder dunkel. Der Tag hatte hier aktuell nur etwa 6 Stunden. Unser Hotel Arctic lag am Nordrand der Stadt und wir hatten von unserem komfortablen Zimmer einen grandiosen Blick auf die Bucht mit den vorbeiziehenden Eisbergen:
Am ersten Abend gab es im Hotelrestaurant ein Willkommens-Dinner mit Rentier-Carpaccio, Heilbutt und Schokoladenkuchen:
Dann machte sich die Zeitverschiebung bemerkbar und wir zogen uns müde in unsere Zimmer zurück.