DxO PureRAW 5

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DxO hat nun die bereits 5. Ver­si­on des KI-basier­ten Ent­rau­schungs­tools Pure­RAW vor­ge­stellt. Die­ses ver­fügt über eine wei­ter ver­bes­ser­te Ent­rau­schungs-KI namens Deep­P­RIME 3.

Pure­RAW ist bei DxO sozu­sa­gen die klei­ne Schwes­ter des gro­ßen RAW-Ent­wick­lers DxO Pho­to­lab. Pure­RAW kon­zen­triert sich voll auf die KI-basier­te Ent­rau­schung und die Kor­rek­tur von Objek­tiv­ver­zeich­nun­gen. Alle wei­te­ren Kor­rek­tu­ren, wie Belich­tungs-, Farb- oder Kon­trast­kor­rek­tu­ren oder auch der Beschnitt, müs­sen in ande­ren Pro­gram­men erfol­gen. Pure­RAW 5 kann ent­we­der als eigen­stän­di­ges Pro­gramm oder als Plug­in für Ado­be Ligh­t­room ver­wen­det werden.

Als lang­jäh­ri­ger Ado­be Ligh­t­room Clas­sic Nut­zer ver­wen­de ich DxOs Deep­P­RIME Ent­rau­schung aus­schließ­lich über das inte­grier­te Ligh­t­room-Plug­in, das auch in DxO Pure­RAW 5* wie­der mit­ge­lie­fert wird. Das fol­gen­de fokus­siert sich daher auf die­se Vorgehensweise.

Was ist neu?

Nach Anga­ben von DxO beinhal­tet Deep­P­RIME in Ver­si­on 3 im Ver­gleich zum Vor­gän­ger­mo­dell eine drit­te Kom­po­nen­te: die gleich­zei­ti­ge Kor­rek­tur der ver­blei­ben­den late­ra­len und lon­gi­tu­di­na­len chro­ma­ti­schen Aberra­tio­nen auf Sub-Pixel-Ebe­ne. Das KI-Modell wur­de zudem mit einem zehn­mal grö­ße­ren Bild­da­ten­satz als das Vor­gän­ger­mo­dell trai­niert. Zudem wur­de die Lis­te der unter­stütz­ten Kame­ra / Objek­tiv­kom­bi­na­tio­nen wie­der­um erwei­tert. Für mich beson­ders rele­vant ist da ins­be­son­de­re die Unter­stüt­zung der bei­den Kame­ras der DJI Air 3s Drohne.

Zudem beinhal­tet die neue Ver­si­on als „Tech­no­lo­gie­vor­schau“ die Mög­lich­keit auch KI-gesteu­ert Bil­der von Fuji Kame­ras mit X-Trans-Sen­so­ren zu ent­rau­schen. Dies funk­tio­niert zunächst aber wohl nur mit älte­ren X-Trans Sen­so­ren. Die aktu­el­len 40 Mega­pi­xel Sen­so­ren wer­den anfäng­lich noch nicht unter­stützt. Genaue­res dazu kann ich hier aber nicht berich­ten, da ich kei­ne eige­ne Erfah­rung mit Fuji X-Trans habe.

Wie ich bereits in mei­nem Test­be­richt zu DxO Pho­to­Lab 8 mit Deep­P­RIME XD2s geschrie­ben habe, nut­ze ich inzwi­schen zwar häu­fig die bereits in Ligh­t­room Clas­sic inte­grier­te und recht gute KI-Ent­rau­schung. Für „schwe­re“ Fäl­le und ins­be­son­de­re für die Auf­nah­men mei­ner DJI Droh­nen ist hin­ge­gen die Ent­rau­schung in DxO Deep­P­RIME wei­ter­hin mei­ner Ansicht nach abso­lut unge­schla­gen. Gespannt war ich nun dar­auf, ob die­se in der neu­en Ver­si­on Deep­P­RIME 3 noch wei­ter ver­bes­sert wer­den konnte.

Installation

Zur Instal­la­ti­on gibt es eigent­lich nicht viel zu sagen. Nach dem Her­un­ter­la­den der Instal­la­ti­ons­da­tei vom DxO-Ser­ver wird die­se gestar­tet und instal­liert nach dem obli­ga­to­ri­schen Akzep­tie­ren der AGB und der Aus­wahl des Instal­la­ti­ons­ver­zeich­nis­ses sowohl das eigen­stän­di­ge Pro­gramm Pure­RAW 5 (auf das ich hier aber nicht wei­ter ein­ge­he) als auch das Plug-in für Ado­be Ligh­t­room, um das es hier im Fol­gen­den gehen soll.

Nach erfolg­ter Instal­la­ti­on von DxO Pure­RAW 5 mel­det Ligh­t­room Clas­sic beim nächs­ten Start, dass ein neu­es Plug­in ver­füg­bar ist.

Wenn man es sich im Zusatz­mo­dul-Mana­ger von Ligh­t­room Clas­sic genau­er ansieht, wur­den sogar zwei Plug-ins installiert:

Das ers­te über­gibt eine in Ligh­t­room aus­ge­wähl­te Date in DxO Pure­RAW 5. Das zwei­te bin­det die in Pure­RAW bear­bei­te­te Datei dann wie­der in Ligh­t­room ein. 

Mein Arbeitsablauf

Ich bear­bei­te und ver­wal­te mei­ne Bil­der, wie ich z.B. hier und hier bereits aus­führ­lich geschil­dert habe, seit Jah­ren bereits in Ado­be Ligh­t­room Clas­sic. Dabei gehe ich in meh­re­ren Schrit­ten vor. 

Nach einem Shoo­ting sich­te ich zunächst im Biblio­theks­mo­dul kurz alle Bil­der und lösche direkt alle offen­sicht­lich unbrauch­ba­ren Bil­der (ver­wa­ckelt, grob fehl­be­lich­tet, unscharf usw.). 

Dann gehe ich die übrig geblie­be­nen Bil­der übli­cher­wei­se in einem zwei­ten Durch­lauf im Ent­wick­lungs-Modul in chro­no­lo­gi­scher Rei­hen­fol­ge noch­mals durch. Dabei mache ich ers­te kur­ze Bear­bei­tungs­schrit­te (Frei­stel­lung, gro­be Belich­tungs­kor­rek­tu­ren, Weissabgleich).

Bei meh­re­ren ähn­li­chen Bil­dern einer Serie syn­chro­ni­sie­re ich die Bear­bei­tung auf alle Bil­der einer Serie. Bei die­ser ers­ten Bear­bei­tung wer­den die Bil­der mar­kiert. Die Bil­der, die ich behal­ten und wei­ter bear­bei­ten möch­te, erhal­ten eine Fähn­chen-Mar­kie­rung (Tas­te ‚P‘ für ‚Pick‘). Bil­der, die ich sicher nicht bear­bei­ten möch­te, mar­kie­re ich mit der Tas­te ‚X‘ zum spä­te­ren Löschen, der Rest bleibt unmarkiert.

Im drit­ten Schritt sehe ich mir dann nur noch die mar­kier­ten Bil­der genau­er an, indem ich nur die­se selek­tie­re. In der Regel habe ich dann nur noch etwa 15 bis 30 Pro­zent der ursprüng­li­chen Auf­nah­men übrig. Bei die­sen schließt sich nun eine aus­führ­li­che­re Bear­bei­tung mit allen Optio­nen des Ligh­t­room Ent­wick­lungs­mo­duls an. Bil­der, die mir beson­ders gut gefal­len, bewer­te ich nun übli­cher­wei­se mit zunächst einem Stern.

Leicht rau­schen­de Bil­der bear­bei­te ich seit der Inte­gra­ti­on des KI-basier­ten Ent­rau­schen im Ent­wi­ckeln Modul (Details / Ent­rau­schen) in Ligh­t­room meist direkt damit:

Bei beson­de­ren Bil­dern, die dann noch immer stark rau­schen oder bei Auf­nah­men mei­ner DJI Droh­nen, mit deren Bil­dern der Ligh­t­room Algo­rith­mus bis­her noch nicht so gut zurecht kam, set­ze ich nun über das Plug­in DxOs Deep­P­RIME ein.

Integration von DxO DeepPRIME 3 in Lightroom

Das betref­fen­de Bild dazu nun aus Ligh­t­room Clas­sic zur Bear­bei­tung mit Deep­P­RIME an das DxO Plug-in über­ge­ben. Die Über­ga­be erfolgt etwa unin­tui­tiv über den Men­u­punkt Zusatz­mo­dul­op­tio­nen im Datei­me­nu. Dabei ste­hen nun drei Optio­nen zur Verfügung:

Mit „Vor­schau und Ver­ar­bei­tung“ wird das zu ver­ar­bei­ten­de Bild nach der Über­ga­be in Pure­RAW 5 als Vor­schau ange­zeigt. Über einen zen­tra­len ver­schieb­ba­ren Bal­ken kann man das Ergeb­nis der Ent­rau­schung im Vor­her- / Nach­her-Ver­gleich so sehr anschau­lich über­prü­fen. Dabei kann man mit dem Maus­rad oder direkt über die Ein­ga­be des Ver­grö­ße­rungs­maß­stabs weit in das Bild hin­ein­zoo­men und den Aus­schnitt auch mit der Maus verschieben.

Die Opti­on „Sofort ver­ar­bei­ten“ ver­zich­tet auf die Vor­schau und zeigt nur die Ver­ar­bei­tungs-Optio­nen an. Das erlaubt einen etwas schnel­le­ren Work­flow, wenn man bereits weiss, wel­che Ein­stel­lun­gen man benötigt. 

Sol­len meh­re­re ähn­li­che Bil­der ent­rauscht wer­den, führt der Men­u­punkt „Direkt mit den letz­ten Ein­stel­lun­gen bear­bei­ten“ die Ent­rau­schung unver­züg­lich ohne wei­te­re Nach­fra­ge durch.

Nach dem Start von Pure­RAW 5 mit den ers­ten bei­den Optio­nen, was einen Moment dau­ert, kön­nen zunächst die erkann­ten Kame­ra- und Optik­mo­du­le aus­ge­wählt wer­den, wenn die­se zuvor noch nicht gela­den wur­den. In mei­nem Bei­spiel unten mei­ne EOS R5 mit dem EF 400mm f/2.8L IS II USM:

Wenn man die opti­schen Kor­rek­tu­ren nicht in Pure­RAW son­dern danach in Ligh­t­room aus­füh­ren möch­te, kann man ein­fach mit „Keins davon“ auf die­se Modu­le ver­zich­ten. Anschlie­ßend erscheint dann das Opti­ons­fens­ter. Je nach gewähl­tem Men­u­punkt mit (sie­he oben) oder wie hier ohne Bildvorschau:

Die Ver­ar­bei­tungs­ein­stel­lun­gen sind in zwei anwähl­ba­re Berei­che untergliedert. 

Korrekturen

Wenn der Bereich „Kor­rek­tu­ren“ ange­klickt wird, erscheint rechts ein neu­es Fens­ter, das die Aus­wahl der Kor­rek­tur­pa­ra­me­ter erlaubt:

Vor­ein­ge­stellt ist das neue und ver­bes­ser­te Deep­P­RIME 3 Ver­fah­ren. Die Lumi­nanz-Ein­stel­lung beein­flusst die Stär­ke der Rausch­re­du­zie­rung. Mit „Details erzwin­gen“ und der „Objek­tiv­schär­fe-Opti­mie­rung“ erfolgt eine Schär­fung des Bildes.

Das Erge­bis kann am Bes­ten direkt im Vor­schau­fens­ter über­prüft wer­den, wenn die Bild­über­ga­be an Pure­RAW 5 mit der Opti­on „Vor­schau und Ver­ab­ei­tung“ erfolg­te. Die Ein­stel­lun­gen hier sind Geschmachs­sa­che und hängt vom ein­zel­nen Motiv ab. Ich emp­feh­le ein­fach ein­mal eini­ge Ein­stel­lun­gen auszuprobieren.

Bei der Wahl der opti­schen Kor­rek­tu­ren muss jeder für sich ent­schei­den, ob er dies in Pure­RAW oder spä­ter in Ligh­t­room durch­füh­ren möchte.

Ausgabe

Nach Ankli­cken des unte­ren Bereichs „Aus­ga­be“ oder des Sym­bols im Vor­schau­fens­ter kann das Aus­ga­be­for­mat des bear­bei­te­ten Bil­des gewählt werden.

Da ich die Bil­der wei­ter­hin in Ligh­t­room bear­bei­ten möch­te, wäh­le ich als Aus­ga­be­for­mat aus­schließ­lich DNG, da das die höchs­te Qua­li­tät ergibt. 

Da es sich dabei um ein linea­res DNG-For­mat han­delt, muss man aller­dings in Kauf neh­men, dass die resul­tie­ren­de Datei gut drei­mal so groß ist wie die ursprüng­li­che RAW-Datei der Kamera.

Das liegt dar­an, dass das linea­re DNG-For­mat für jedes Bild­pi­xel die berech­ne­ten Farb­wer­te Rot, Grün und Blau (also drei Wer­te) ent­hält, wäh­rend das ursprüng­li­che RAW-For­mat der Kame­ra nur einen Farb­wert spei­chert, der dem Bay­er-Farb­fil­ter vor dem betref­fen­den Pixel ent­spricht (also Rot oder Grün oder Blau).

Als Ziel kann das Bild in das­sel­be Ver­zeich­nis wie das Ursprungs­bild geschrie­ben wer­den. Das ist die vor­ein­ge­stell­te Opti­on, die ich auch so verwende.

Zur Unter­schei­dung vom Ori­gi­nal wird stan­dard­mä­ßig an den Datei­na­men das Suf­fix „DxO_DeepPRIME 3“ ange­han­gen. Ich habe das so belas­sen, die Umbe­nen­nung kann aber mit dem But­ton „Bear­bei­ten“ umfang­reich an den eige­nen Geschmack ange­passt werden.

Auf Wunsch kann das bear­bei­te­te Bild aber auch in einen Unter­ord­ner des Ori­gi­nal-Ord­ners oder in ein völ­lig sepa­ra­tes Ver­zeich­nis gespei­chert werden. 

Zuletzt kann noch ange­ge­ben wer­den, wohin die bear­bei­te­te Datei expor­tiert wer­den soll. Dies ist nur not­wen­dig, wenn DxO Pure­RAW als Stand-Alo­ne Pro­gramm benutzt wird. Wenn der Auf­ruf, wie hier geschil­dert, über das Ligh­t­room-Plug­in erfolgt, wird die bear­bei­te­te Datei wie oben ange­ge­ben auto­ma­tisch an Ligh­t­room zurück über­ge­ben. Auf Wunsch kann sie zusätz­lich auch noch einer Ligh­t­room-Samm­lung hin­zu­ge­fügt werden.

Und los…

Nach der Aus­wahl der Optio­nen kann nun die eigent­li­che Ver­ar­bei­tung gestar­tet wer­den. Hier­bei ist in Abhän­gig­keit von der im Rech­ner ver­bau­ten Hard­ware mehr oder weni­ger Geduld gefragt.

Beson­ders wich­tig ist die im Rech­ner instal­lier­te Gra­fik­kar­te. Auf mei­nem Lap­top mit Intel Core i9-11980HK und Nvi­dia RTX 3080 dau­ert die Ver­ar­bei­tung einer 45 Mega­pi­xel Datei der Canon EOS R5 mit der RTX 3080 nur ca. 10 Sekun­den. Mit der in der CPU ein­ge­bau­ten UHD Gra­phics benö­tigt Pure­RAW 5 aber bereits ca. 100 Sekun­den für das­sel­be Bild. Ohne Unter­stüt­zung der Gra­fik­kar­te benö­ti­gen die 8 Ker­ne des i9-11980HK bereits 2 Minu­ten. Auf älte­rer Hard­ware kann dies aber auch meh­re­re Minu­ten dau­ern. Ins­ge­samt ist Deep­P­RIME 3 erfreu­li­cher­wei­se aber deut­lich schnel­ler als die in Ligh­t­room inte­grier­te KI-Ent­rau­schung und auch als die DeepPRIME-Vorversionen. 

Nach der Bear­bei­tung schließt sich DxO Pure­RAW 5 auto­ma­tisch, und Ligh­t­room Clas­sic kehrt in den Vor­der­grund zurück. Der Re-Import des bear­bei­te­ten Bil­des dau­ert eine Wei­le, dabei wird es in eine neu erstell­te Samm­lung im Ord­ner ‚DxO Pure­RAW 5‘ impor­tiert. Die­se trägt als Namen das Datum und die Uhr­zeit der Bearbeitung.

Ergebnisse

So weit - so gut. Wir haben nun erfolg­reich Pure­RAW 5 ein­ge­setzt. Aber was bringt es denn nun an Ver­bes­se­rung gegen­über der kon­ven­tio­nel­len Rausch­min­de­rung in Ado­be Lightroom?

Sehr viel. Hier ein Beispiel:

Wir haben in Japan an einem dunk­len und reg­ne­ri­schen Tag den berühm­ten Fus­hi­mi Ina­ri-Tai­sha Schrein in Kyō­to besucht. Die­ser welt­be­rühm­te Schrein besteht aus tau­sen­den direkt hin­ter­ein­an­der ste­hen­den oran­ge­ro­ten Torii. 

Ohne Sta­tiv und bei der wegen der erfor­der­li­chen Tie­fen­schär­fe not­wen­di­gen Abblen­dung (f/13) muss­te ich trotz einer rela­tiv lan­gen Belich­tungs­zeit von 1/25 Sekun­de das Foto mit ISO 12.800 aufnehmen.

Links ist das mit Ligh­t­room bear­bei­te­te Bild zu sehen, rechts das mit DxO Pure­RAW 5 ent­rausch­te. In der Ver­klei­ne­rung ist der Unter­schied zuge­ge­be­ner­ma­ßen nicht sehr groß. Aber in der 300%igen Ver­grö­ße­rung sieht man, was Deep­P­RIME XD aus dem ver­rausch­ten Ori­gi­nal noch her­aus­ho­len kann:

Ich fin­de das Ergeb­nis nach wie vor sehr beeindruckend.

DeepPRIME 3 vs Lightroom KI Entrauschung

Aber auch Ligh­t­room bie­tet ja seit eini­ger Zeit die Mög­lich­keit mit eige­ner KI-Unter­stüt­zung zu ent­rau­schen. Wie schlägt sich die im Ver­gleich mit DxOs Deep­P­RIME 3? Hier das obi­ge Bei­spiel im Vergleich:

Links ist das Ergeb­nis der Ligh­t­room-Ent­rau­schung (Stär­ke 80), rechts wie­der­um das­je­ni­ge von DxO zu sehen. Hier ist der Unter­schied deut­lich gerin­ger. Was bes­ser gefällt ist Geschmacks­sa­che. Ligh­t­room zeigt weni­ger Details, DxO mehr Arte­fak­te. Bei­des kann sicher­lich durch Anpas­sung der Optio­nen aber noch ver­än­dert wer­den. Was bes­ser gefällt ist hier sicher­lich Geschmachs­sa­che, per­sön­lich gefällt mit das Ergeb­nis mit Deep­P­RIME 3 etwas bes­ser. Aber das möch­te ich noch etwas genau­er untersuchen.

Ist Deep­P­RIME 3 nun doch noch bes­ser als die KI-Ent­rau­schung in Ligh­t­room Classic? 

Es ist also wie­der ein­mal an der Zeit für einen Vergleichstest.

Vergleichstest

Als Test­ob­jek­te dien­ten mir wie­der die reich­lich rau­schen­den RAW-Datei­en mei­ner bis­he­ri­gen Ver­gleichs­tests. Als ers­tes Test­ob­jekt muss­te wie­der die bei ISO 12.800 mit mei­ner Canon EOS R5 ent­stan­de­ne Auf­nah­me unse­res Katers Tom herhalten. 

Hier zunächst ein­mal wie­der das nicht ent­rausch­te Ori­gi­nal­bild. Da es damals trotz ISO 12.800 noch zu dun­kel war, habe ich es in Ligh­t­room um eine wei­te­re Blen­den­stu­fe auf­ge­hellt. Eigent­lich ent­spricht es somit sogar einer Auf­nah­me mit ISO 25.600!

Wir sind uns sicher alle einig, dass das Bild so unbrauch­bar ist. Also weg damit?

Die KI macht das schon!

Seit der Ver­füg­bar­keit von KI-basier­ten Ent­rau­schungs­ver­fah­ren habe ich nun kei­ner­lei Pro­ble­me mehr damit, auch mit 5stelligen ISO-Wer­ten zu arbei­ten. Die so erziel­ba­ren Ergeb­nis­se ver­blüf­fen mich aber doch noch immer. Hier ein Bei­spiel in direk­ter Gegen­über­stel­lung. Links ist das Ori­gi­nal und rechts die mit DxOs Deep­P­RIME 3 bear­bei­te­te Ver­si­on zu sehen (Aus­schnitt in 200% Vergrößerung):

Unbearbeitet DeepPRIME 3

Das ist doch wirk­lich sehr ein­drucks­voll, oder?

Nun aber zu dem inter­es­san­ten Ver­gleich mit der in Ligh­t­room Clas­sic seit Ver­si­on 12.3 inte­grier­ten KI-Ent­rau­schung. In Deep­P­rime 3 habe ich dazu den Lumi­nanz-Wert auf 75 und die Objek­tiv­schär­fe-Opti­mie­rung auf Stan­dard / 100 eingestellt:

In Ligh­t­room Clas­sic habe ich die Stär­ke der KI-Ent­rau­schung eben­falls auf 75 fest­ge­legt. Bei­de Wer­te haben sich so bis­her bei mir bewährt. Dann habe ich die Ent­rau­schung mit der Opti­on „Sofort ver­ar­bei­ten“ gestar­tet:

In Ligh­t­room habe ich anschlie­ßend ledig­lich bei allen Bil­dern die Schär­fung auf den Default-Wert von 40 eingestellt:

Die übri­gen Ein­stel­lun­gen in Ligh­t­room wur­den nicht ver­än­dert. Hier die Bil­der in der Gesamt­an­sicht (das ist bereits ein Hoch­for­mat-Crop aus einem Quer­for­mat­bild aus mei­ner Canon EOS R5). 

unbe­ar­bei­tet
Deep­P­RIME 3
Ligh­t­room KI

In der auf 2048 Pixel ver­klei­ner­ten Dar­stel­lung sind zwi­schen Deep­P­RIME und der Ligh­t­room-KI wesent­li­che Unter­schie­de nicht zu erken­nen. Selbst das nicht ent­rausch­te Ori­gi­nal sieht ganz pas­sa­bel aus. 

Grund­sätz­lich stellt eine Ver­klei­ne­rung an sich ja bereits eine effi­zi­en­te Rausch­un­ter­drü­ckung dar. Um die den­noch bestehen­den Unter­schie­de beur­tei­len zu kön­nen, muss man etwas genau­er hin­se­hen. Nach­fol­gend zei­ge ich daher auf 200% ver­grö­ßer­te Aus­chnit­te aus den obi­gen Bildern:

inbe­ar­bei­tet
Deep­P­RIME 3
Ligh­t­room KI

In der Ver­grö­ße­rung sieht man nun deut­lich die gelun­ge­ne Rausch­re­du­zie­rung sowohl mit Deep­P­RIME 3 als auch in Ligh­t­room. Inter­es­sant ist nun der direk­te Ver­gleich der bei­den KI-Entrauschungen:

Lightroom DeepPRIME 3

Hier zei­gen sich in der Ori­gi­nal­auf­lö­sung eigent­lich kaum Unter­schie­de. Daher zei­ge ich hier noch einen wei­te­ren Aus­schnitt in ca. 400% Vergrößerung:

Lightroom KI DeepPRIME 3

In die­ser mas­si­ven Ver­grö­ße­rung zeigt Deep­P­RIME tat­säch­lich noch mehr Detail­reich­tum, das Bild wirkt schär­fer, aller­dings rauscht es auch etwas mehr. Ins­ge­samt fin­de ich es aber etwas anspre­chen­der und natür­li­cher, aber das ist bei den mini­ma­len Unter­schie­den sicher­lich Geschmacks­sa­che. Ob das bei bereits vor­han­de­nem Ado­be Ligh­t­room-Abo die zusätz­li­che Inves­ti­ti­on in Pure­RAW 5 recht­fer­tigt, muss jeder für sich entscheiden.

Und mit DJI Drohnen?

Die aktu­el­len DJI Droh­nen ver­wen­den - anders als übli­che Sys­tem­ka­me­ras von z.B. Canon, Nikon oder Sony - für ihre hoch­auf­lö­sen­den Sen­so­ren ein Quad-Bay­er Design. Dabei sind die Farb­fil­ter in einem deut­lich grö­be­ren Ras­ter ange­ord­net, als im übli­chen klas­si­schen Bay­er Ras­ter, was die Farb­zu­tei­lung zu den ein­zel­nen Bild­pi­xeln erschwert. Nähe­res dazu habe ich auch in mei­nem Test­be­richt zur DJI Mini 3 Pro bereits geschrieben.

Wo lag das Problem?

Bei der Bear­bei­tung der DNG-Datei­en mei­ner neue­ren DJI Droh­nen war ich bis­her von den Ergeb­nis­sen der KI-Ent­rau­schung in Ligh­t­room sehr ent­täuscht. Ligh­t­room erzeug­te in den KI-ent­rausch­ten Bil­dern unschö­ne strich­för­mi­ge Arte­fak­te, die sie für mich in die­ser Hin­sicht unbrauch­bar machten.

Hier ein Bei­spiel aus mei­nem Test­be­richt von Pho­to­Lab 8. Das Bild des Vul­kans Are­nal in Cos­ta Rica hat­te ich mit mei­ner DJI Mini 4 Pro mit ISO 400 aufgenommen:

Vul­kan Are­nal, Cos­ta Rica

Hier noch­mal das Ergeb­nis der KI-Ent­rau­schung von Ligh­t­room und DxOs Deep­P­RIME. Links ist in 400% Ver­grö­ße­rung jeweils das Ergeb­nis aus Ligh­t­room, rechts das der Ent­rau­schung damals mit Deep­P­RIME XD2s zu sehen:

Für die Bil­der der DJI Droh­nen mit den 48 Mega­pi­xel Quad Bay­er Sen­so­ren war die Ent­rau­schung in Ligh­t­room mei­ner Ansicht nach damals völ­lig unbrauch­bar. DxO lie­fer­te da bereits mit Deep­P­RIME XD2s um Grö­ßen­ord­nun­gen bes­se­re Ergeb­nis­se, so dass ich zumin­dest alle mei­ne DJI Droh­nen­bil­der bis­her nur noch damit ent­rauscht habe.

Und aktuell?

Um das neue Deep­P­RIME 3 zu tes­ten, habe ich das obi­ge Bild nun erneut sowohl mit dem aktu­el­len Ligh­t­room Clas­sic (V 14.3) und mit DxO Deep­P­RIME 3 ent­rauscht. Und das Ergeb­nis hat mich dop­pelt über­rascht: Links ist in 400% Ver­grö­ße­rung jeweils das Ergeb­nis aus Ligh­t­room, rechts das der Ent­rau­schung mit Deep­P­RIME 3 zu sehen:

Das Ergeb­nis der Ent­rau­schung ist erfreu­li­cher­wei­se sowohl mit der aktu­el­len Ligh­t­room Clas­sic Ver­si­on 14.3, als auch mit Deep­P­RIME 3 sehr viel bes­ser gewor­den. Die zuvor auf­dring­lich sicht­ba­ren Arte­fak­te in Ligh­t­room sind ver­schwun­den. Den­noch ist das Ergeb­nis mit DxO Deep­P­RIME wei­ter­hin deut­lich bes­ser, was man ins­be­son­de­re an den Details am Hang des Vul­kans und in der Zeich­nung des Blatt­werks der Bäu­me gut sehen kann. Hier ein direk­ter Ver­gleich der bei­den Bilder:

Lightroom KI DeepPRIME 3

Gera­de an den Hän­gen des Vul­kans kann man die Unter­schie­de gut sehen. Bei Ligh­t­room erschei­nen die­se völ­lig glatt und ohne Zeich­nung, wäh­rend DxO Deep­P­RIME 3 dort noch Details der Vege­ta­ti­on her­aus­ar­bei­tet. Hier gefällt mit das DxO Ergeb­nis viel besser.

Resumée

Mit der neu­es­ten in DxO Pure­RAW 5 ent­hal­te­nen KI-gestütz­ten Ent­rau­schungs­funk­ti­on Deep­P­RIME 3 ist DxO eine wei­te­re Qua­li­täts­stei­ge­rung gelun­gen. Zudem ist das Pro­gramm auch noch - zumin­dest auf mei­ner Hard­ware - schnel­ler gewor­den. Aller­dings sind die Fort­schrit­te seit den Vor-Ver­sio­nen gerin­ger gewor­den und Nut­zer von Ado­be Ligh­t­room seit Ver­si­on 12.3 ver­fü­gen damit bereits über eine alter­na­ti­ve KI-gestütz­te Ent­rau­schungs­mög­lich­keit, die auch sehr gute Ergeb­nis­se lie­fert - zumin­dest mit mei­nen Canon-Systemkameras.

Spe­zi­ell mit eini­gen neue­ren DJI Droh­nen sieht das aller­dings anders aus. Zwar kommt die aktu­el­le Ligh­t­room Ver­si­on 14.3 nun auch bes­ser mit den Quad Bay­er Sen­so­ren der neu­en Droh­nen zurecht, den­noch bleibt die Deep­P­RIME-Ent­rau­schung deut­lich überlegen.

Ich wer­de wohl somit wei­ter­hin wie bis­her verfahren: 

Mei­ne stark rau­schen­den Auf­nah­men wer­den je nach Motiv sowohl mit Ligh­t­room als auch mit Deep­P­RIME 3 bear­bei­tet, wobei Ligh­t­room strom­li­ni­en­för­mi­ger und flot­ter zu bedie­nen ist. Deep­P­RIME 3 bleibt wei­ter­hin den „schwe­ren Fäl­len“ und mei­nen DJI-Droh­nen-Auf­nah­men vorbehalten.

Wenn bei jeman­dem aller­dings Ligh­t­room nicht vor­han­den ist, ist sicher­lich DxO Pure­RAW eine gute Wahl zur Ent­rau­schung von High-ISO Auf­nah­men. Für die wei­te­re Bear­bei­tung der Bil­der ist dann jedoch ein wei­te­res Pro­gramm wie z.B. Cap­tu­re One oder die Voll­ver­si­on von DxO Pho­to­Lab erforderlich.

Meine Empfehlung:

  • Wer noch kei­ne Erfah­rung mit Deep­P­RIME 3 hat, dem emp­feh­le ich drin­gend, die kos­ten­lo­se Test­ver­si­on von Rur­e­RAW 5 (direkt hier bei DxO*) her­un­ter­zu­la­den und inten­siv mit eige­nen Bil­dern aus­zu­pro­bie­ren. DxO ist außer­or­dent­lich kulant und erlaubt es, sei­ne Pro­gram­me 30 Tage lang ohne Ein­schrän­kun­gen zu testen.
  • Wer jedoch noch kei­ne gro­ße Bild­da­ten­bank auf­ge­baut hat und in die­ser Hin­sicht noch völ­lig offen ist, dem emp­feh­le ich, sich alter­na­tiv auch DxO Pho­to­Lab 8* ein­mal näher anzu­se­hen. Zwar unter­stützt Pho­to­Lab 8 noch nicht das hier vor­ge­stell­te Deep­P­RIME 3 Ver­fah­ren, ich den­ke aber, dass das bald nach­ge­lie­fert wird. Viel­leicht hat man mit die­ser Lösung dann alles, was man braucht, in einem Programm.

Preise und Verfügbarkeit

DxO Pure­RAW 5 steht auf der DxO Web­site zum Down­load* zu fol­gen­den Prei­sen zur Verfügung:

  • DxO Pure­RAW 5: 119,99 €
  • DxO Pure­RAW Upgrade von Ver­si­on 3 oder 4: 79,99 €

*= Affi­li­ate­Link

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