In meinem vorangegangenen Bericht habe ich das Focus Stacking der Canon EOS R5 vorgestellt. Da nun die Frage nach den optimalen Einstellungen im Menu „Focus Backeting“ aufkam, habe ich das Thema nochmals aufgenommen. Leider gibt Canon ja keine nähere Hilfestellung. Drei Optionen sind im Menu „Focus Bracketing! auszuwählen:
- Anzahl der Bilder
- Focus-Abstufung
- Belichtungsglättung
Bei der Auswahl der „Anzahl der Bilder“ kommt man bei der EOS R5 leider nicht darum herum, es einfach auszuprobieren. Zum Beginn der Aufnahmeserie sollte der nächstgelegene Punkt des Objektes, das scharf erscheinen soll, zunächst fokussiert werden, ggf. unter Zuhilfenahme der Fokuslupe. Dann mache ich einen Probelauf mit einer eher großzügiger Schätzung der benötigten Bildanzahl. Überflüssige Bilder lassen sich ja leicht hinterher löschen. Falls der Fokus des letzten Bildes der Serie nicht bereits hinter dem gewünschten Schärfebereich liegt, muss man halt die Serie nochmal wiederholen und die Anzahl der Aufnahmen erhöhen.
Die Belichtungsglättung sollte immer aktiviert sein. Laut der Bedienungsanleitung zur Canon EOS R5 gilt das jedoch nicht für folgende Objektive:
- EF100mm f/2.8L Macro IS USM
- EF180mm f/3.5L Macro USM
- EF-S60mm f/2.8 Macro USM
Bei diesen drei kann eine aktivierte Belichtungsglättung Änderungen bei der Bildhelligkeit verursachen.
Bleibt zuletzt noch die „Fokus-Abstufung“. Hier hat Canon eine nichtssagende Abstufung von 1-10 vorgesehen, wobei sich über der Stufe 4 eine graue Markierung befindet, die wohl die Grundstellung markieren soll.
Welche Fokus-Abstufung wählen?
Um das Ganze etwas näher zu untersuchen, habe ich ein Zentimetermaß mit dem EF 100mm f/2.8 Makro USM* schräg aufgenommen und ein Stacking mit jeweils 20 Schritten (einmal mit Offenblende f/2.8 und ein weiteres Mal mit Blende f/8) durchgeführt.
Bei der Schrittweite „4“ und dem nachfolgenden Stacking in Helicon Focus ergibt sich so das folgende Ergebnis:
Wie gut zu sehen ist, wählt die EOS R5 die Schrittweite abhängig von der Blende. Bei Blende 2,8 (links) werden so ca. 2mm scharf dargestellt, die Schrittweite beträgt daher offenbar in diesem Fall ca. 0,1mm. Bei Blende 8 sind die Sprünge größer, sie dürften hier bei ca. 0,3mm liegen, so dass ein größerer Bereich von etwa 7mm (Bild rechts) scharf abgebildet wird.
Ich habe das anschließend dann noch einmal mit der Einstellung der „Focus-Abstufung“ auf die maximale Schrittweite von 10 ausprobiert:
100mm
f/2.8, Schrittweite 10100mm
f/8, Schrittweite 10
Bei der gewählten Schrittweite 10 sind die Sprünge bei den Focus-Ebenen schon deutlich weiter. Bei Blende 2.8 werden in diesem Beispiel nun ca. 8mm (Schrittweite ca. 0,4mm), bei Blende 8 sogar etwa 38mm (Schrittweite ca. 1,9mm) scharf dargestellt. Erstaunlicherweise werden auch mit Schrittweite 10 in diesem Fall die Übergänge zwischen den Ebenen offenbar ausreichend scharf dargestellt.
Reicht die Schrittweite von 10 nun aus?
Um diese Frage zu klären, habe ich noch ein etwas komplexeres Objekt fotografiert, wieder eine Taschenuhr. Zunächst habe ich sie mit der Schrittweite „4“ aufgenommen. Als Anzahl der Aufnahmen habe ich 40 gewählt und die Einzelbilder dann in Helicon Focus gestackt:
Und dann noch zum Vergleich dieselbe Uhr, aber diesmal mit der Schrittweite 10, hier benötigte ich nur noch 12 Einzelbilder:
Auf den ersten Blick sehen beide Aufnahmen erst einmal sehr gut aus. Bei genauerem Hinsehen ist bei der Schrittweite 4 auch alles in Ordnung. Die Uhr ist von vorne bis hinten scharf abgebildet, Übergänge zwischen den Einzelbildern sind nicht auszumachen.
Die Schrittweite von 10 ist jedoch bei näherer Betrachtung in diesem Fall nicht mehr ausreichend. Insbesondere am mit abgebildeten Gliederband finden sich, auf Pixelebene betrachtet, deutlich sichtbare unscharfe Bereiche im Bild:
Somit scheint tatsächlich die von Canon grau markierte Fokus Abstufung von 4 optimal geeignet zu sein. Ich werde sie zunächst standardmäßig weiter verwenden.
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Hallo, besten Dank für Deine Antwort. Ja, manchmal lese ich auch die Bedienungsanleitung, zumindest Teile davon 😉
Ich habe das 100mm f/2.8L Macro IS USM, von daher hat es mich interessiert.
Viele Grüße
Ralf
Hallo, vielen Dank für den Beitrag.
Du schreibst: „Die Belichtungsglättung sollte immer aktiviert sein.“
Lt, BDA aber nicht bei allen Objektiven:
„Stellen Sie bei den folgenden Objektiven [Belichtungsglättung] auf [Deaktiv.] ein,
da diese Änderungen bei der Bildhelligkeit verursachen können.
• EF100mm f/2.8L Macro IS USM
• EF180mm f/3.5L Macro USM
• EF-S60mm f/2.8 Macro USM“
Gruß
Ralf
Hallo Ralf, vielen Dank für Deinen Hinweis (endlich mal jemand, der die Bedienungsanleitung vollständig gelesen hat ;-).
Ich habe die Einschränkung im Artikel nachgetragen. Ich selbst habe bisher nur das Focus Bracketing mit meinem RF 24-105 f/4L IS und dem EF 100 f/2.8 Macro USM ausprobiert, damit sollte die Belichtungsglättung wohl aktiviert bleiben.
Viele Grüße,
Gerd-Uwe