Am 17.07.2024 wurde neben der neuen EOS R1, dem Flaggschiff des EOS Systems, endlich auch die Nachfolgerin der Canon EOS R5, die EOS R5 Mark II vorgestellt. Die von Canon in der Präsentation hochgelobte R1 interessiert mich persönlich wenig. Insbesondere die bei ihr gewählte Sensorauflösung von nur 24 Megapixel finde ich nicht mehr zeitgemäß. Sowohl Sony als auch Nikon beweisen, dass heutzutage auch bei Highspeed-Kameras mehr möglich ist.
An dieser Stelle soll es also nur um die Neuauflage der EOS R5 gehen. Die Gerüchteküche zu ihr brodelte schon seit Monaten, viele der durchgesickerten Spezifikationen wurden aber tatsächlich umgesetzt. Die Neuerungen sind eher eine Evolution als eine Revolution. Das ist auch gut so, denn die EOS R5 war bereits eine hervorragende Kamera, mit der ich lange gearbeitet habe und sehr zufrieden war.
Meine Erfahrungsberichte und Tips zur EOS R5 sind hier zu finden. Alles in allem sind die Verbesserungen der Nachfolgeversion für mich aber so interessant, dass ich die neue Canon EOS R5 Mark II sofort vorbestellt habe. Ich hoffe, dass sie noch im August geliefert wird, damit ich sie in meinem Urlaub im September ausgiebig testen kann.
Wer auch nicht warten kann: Die Kamera kann ab sofort unter anderem bei Calumet* oder Foto Erhardt* vorbestellt werden.
Das ist neu bei der EOS R5 Mk II:
45 Megapixel Back-Illuminated Stacked CMOS-Vollformatsensor
Der Sensor der R5 Mark II bietet zwar die gleiche Auflösung wie sein Vorgänger, wird aber deutlich schneller ausgelesen, was den „Rolling Shutter“-Effekt deutlich reduziert. Außerdem bietet er auch mit dem elektronischen Shutter eine Auflösung des A/D Wandlers von 14 Bit, während die Vorgängerversion diese auf 13 oder teilweise sogar 12 Bit reduzierte. Nun ist auch der Blitzbetrieb mit dem elektronischen Verschluss möglich (Synchronzeit dann 1/160). Insgesamt gibt es also nur noch wenige Einschränkungen mit dem elektronischen Verschluss, so dass dieser wohl in Zukunft meine Standardeinstellung sein wird.
IBIS mit bis zu 8,5 Belichtungsstufen
Dies ist eine geringfügige Verbesserung im Vergleich zur Vorgängerversion mit einer Spezifikation von 8 Blendenstufen.
Neues deutlich verbessertes Autofokussystem
Die EOS R5 Mark II verfügt über ein völlig neues Autofokussystem, das weitgehend vom neuen Flagschiff, der EOS R1 übernommen wurde. Es soll wesentlich leistungsfähiger sein als das der Vorgängerin, das ich bereits sehr geschätzt habe.
Die künstliche Intelligenz bei der Motivauswahl wird jetzt von einem eigenen Prozessor unterstützt, was die Leistung steigern soll. Es gibt zudem einen „Action“-Modus, der bereits auf einige Ballsportarten (Fußball, Basketball und Volleyball) vortrainiert wurde und dort dann automatisch z.B. die Spieler im Ballbesitz priorisiert.
Außerdem können Personen hinterlegt werden, die bevorzugt fokussiert werden sollen. Unterstützt wird das Ganze durch ein augengesteuertes Autofokussystem, eine Weiterentwicklung desjenigen der EOS R3. Ich freue mich schon darauf, alles auszuprobieren.
Serienaufnahmen mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde und verdunkelungsfreier Sucher
Das hätte ich mir im März während unseres Urlaubs in Costa Rica gewünscht, um die hecktischen Kolibris zu fotografieren: Ich hatte mir dafür extra eine Canon EOS R7 gekauft. Die schafft mit dem elektronischen Shutter zwar auch 30 Bilder pro Sekunde, aber bei den schnellen Flügelschlägen der Kolibris waren die Aufnahmen wegen des sehr deutlichen Rolling-Shutter-Effekts oft unbrauchbar. Ich hoffe, dass der schnelle Sensor der R5 Mk II das deutlich besser hinbekommt. Dabei hilft dann auch die
Pre-Burst-Aufnahme (bis zu 0,5 Sekunden bei Fotos, 3 oder 5 Sekunden bei Videos)
In diesem Fall nimmt die Kamera kontinuierlich auf, während der Auslöser bis zur Hälfte gedrückt wird. Sobald der Auslöser dann ganz durchgedrückt wird, werden die aktuelle Aufnahme und zusätzlich die Aufnahmen der letzten 1/2 Sekunde gespeichert. Dies ist ein Gamechanger für Action- und Tieraufnahmen, um z.B. startende Vögel aufzunehmen. Andere Hersteller bieten diese Funktion schon länger an (z.B. OM-System / Olympus). Die EOS R7 hatte sie auch, allerdings war sie dort sehr umständlich implementiert: die Bilder mussten einzeln aus einer großen Datei extrahiert werden. Dies ging nur direkt in der Kamera oder in Canons RAW-Entwickler Digital Photo Professional. Soweit ich bisher sehe, ist das bei der EOS R5 Mark II nicht mehr nötig.
Erweiterte Video-Möglichkeiten
Die EOS R5 war die erste Systemkamera, die 8k Video aufzeichnen konnte. Die Mark II setzt noch einen drauf: 8k Video kann nun auch mit 60P als RAW aufgenommen werden. Unterstützt wird nun auch das C-Log2-Profil, das bisher nur den Cinema-Kameras von Canon vorbehalten war und einen noch deutlich höheren Dynamikumfang bietet. Zudem können bei Videoaufnahmen nun auch Waveforms und Falschfarben angezeigt werden, auch dies konnten bisher nur die Cinema Modelle .
Weiteres
- Durch Belüftungsschlitze, die die Wetterfestigkeit jedoch nicht beeinträchtigen sollen, wird der Sensor besser gekühlt, was längere Videoaufnahmen erlauben soll. Ein separat erhältlicher Batteriegrif mit eingebautem Ventilator kann diese noch weiter verlängern.
- Bilder können in der Kamera mit KI-Algorithmen nachbearbeitet werden (Entrauschen / Vergrößern). Das empfinde ich aber eher als Gimmick, beides würde ich eher in der Nachbearbeitung z.B. in Lightroom durchführen.
- Es gibt wieder einen neue Akku (LP-E6P) der bei gleicher Kapazität wohl höher Stromstärken unterstützt. Die alten Akkus funktionieren wohl auch, einige wichtige Funktionen werden dann aber nicht unterstützt: „Bei Verwendung der LP-E6NH/LP-E6N Akkus können die Netzwerkfunktionen (WLAN/LAN) und Zubehör für den Multifunktions-Zubehörschuh, das eine hohe Stromzufuhr von der Kamera benötigt, nicht verwendet werden. Voraufnahme Reihenaufnahmen, HDMI RAW-Ausgabe, und Dual Shooting (Foto & Video) sind nicht verfügbar. Die Geschwindigkeit von Reihenaufnahmen kann sich verringern. Während der Videoaufnahme sind Auflösung, Bildqualität und Bildrate begrenzt.“
- Der Ein- / Ausschalter ist nun auf die rechte Kameraseite gerutscht, was endlich erlaubt, die Kamera einhändig ein- oder auszuschalten. Ein separater Schalter links wechselt zwischen Foto- und Videomodus
Für weitere Informationen: Das erweiterte Benutzerhandbuch für die Canon EOS R5 Mark II ist hier zu finden.
Resumée
Es gibt noch viele weitere evolutionäre Verbesserungen, die ich hier nicht alle explizit aufzählen möchte. Ich verweise dazu auf die Produktseite von Canon und den ersten Testbericht auf dpReview. Sicherlich ist die Canon R5 auch jetzt noch eine hervorragende Kamera. Das Gesamtpaket der Mark II erscheint mir aber, wie oben schon geschrieben, auf jeden Fall so interessant, dass ich sie bereits vorbestellt habe. Ein ausführlicher Testbericht wird noch folgen, wenn ich die Kamera habe.
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Es ist wie so oft: Kommst Du mit Deiner jetzigen Knipse an Grenzen, dann macht es Sinn sich den Nachfolger genauer anzuschauen. Oder ne Nummer oben drüber. So bin ich letztes Jahr von der R6 auf die 3er umgestiegen.
Viel Spaß mit der Neuen!