11. 06. 2025 - Sturm

Nach einer ruhi­gen Nacht und einem guten Früh­stück im Cam­per wan­der­ten wir hoch zum Svar­ti­foss (schwar­zer Was­ser­fall, nach der Far­be des umge­ben­den Gesteins). Der Wan­der­weg beginnt direkt am Cam­ping­platz. Die Basalt­säu­len am Was­ser­fall sol­len das Vor­bild für die bekann­te Hal­grimm­skirk­ja in Reykja­vik sein.

Tri­via: Basalt­säu­len am Svar­ti­foss
Die beein­dru­cken­den, sechs­ecki­gen Basalt­säu­len am Svar­ti­foss sind das Ergeb­nis abküh­len­der Lava: Wenn Mag­ma erstarrt, zieht es sich zusam­men und zer­bricht in regel­mä­ßi­ge For­men – am häu­figs­ten ent­ste­hen dabei die typi­schen sechs­ecki­gen Säu­len. Die­ses Mus­ter ist so effi­zi­ent, dass man es auch in der Natur wie­der­fin­det, etwa in Waben oder aus­ge­trock­ne­ten Schlamm­pfüt­zen oder bei Bienenwaben. 

Am Svar­ti­foss bre­chen die schwar­zen Säu­len jedoch nach und nach ab und stür­zen in die Tie­fe. Des­halb dür­fen Besu­cher die Wege und die Platt­for­men nicht ver­las­sen – zum Schutz der eige­nen Sicher­heit, der Vege­ta­ti­on und damit auch ande­re Rei­sen­de den Was­ser­fall in sei­ner gan­zen Schön­heit erle­ben können.

Dann sind wir nach den mor­gend­li­chen Cam­per Ver- und Ent­sor­gungs­ri­tua­len in Rich­tung Eis­la­gu­ne auf­ge­bro­chen. Auf dem Weg dort­hin woll­ten wir zuvor noch eine Schlucht anschau­en, den Mulagl­ju­fur Can­yon. Zuvor gab es einen tol­len Blick auf die Glet­scher­zun­ge des Skaf­ta­fells­jö­kull, eine 10 Kilo­me­ter lan­ge und knapp 2,5 Kilo­me­ter brei­te Glet­scher­zun­ge des Vat­na­jö­kull Glet­schers. Unter­halb des Glet­schers befin­det sich ein Gletschersee:

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Wei­ter ging es auf der Ring­stra­ße zu dem Can­yon und zur Eis­la­gu­ne. Aber … das Wetter!

Wäh­rend der Fahrt wur­de es inner­halb von etwa 5 Minu­ten plötz­lich immer win­di­ger. Wir konn­ten den Cam­per kaum mehr auf der Stra­ße hal­ten, er schwank­te in den Böen bereits bedenk­lich. Trotz deut­lich redu­zier­tem Fahr­tem­po wur­de es immer schwe­rer, das klo­bi­ge Gefährt in der Spur zu hal­ten. Die schwe­ren LKWs waren hin­ge­gen völ­lig unbe­ein­druckt vom Sturm und über­hol­ten uns mehr­fach in vol­lem Tempo.

Also sind wir not­ge­drun­gen auf den ers­ten erreich­ba­ren Park­platz gefah­ren (von Trolls Expe­di­ti­on, die bie­ten Glet­scher­wan­de­run­gen an). Es kam sofort jemand an, der aber fast weg­ge­weht wur­de, und frag­te, ob wir eine Wan­de­rung vor­hät­ten! Als er merk­te, dass wir aus purer Not hier­her gefah­ren sind, zeig­te er uns noch, wie wir den Cam­per am bes­ten in den Wind par­ken. Und es gab unfass­bar viel Wind, der Cam­per wur­de hef­tig durchgeschüttelt.

Wenigs­tens hat­te der Sturm die Wol­ken weit­ge­hend weg­ge­bla­sen. Es gab sogar einen schö­nen 🌈 Regenbogen.

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Da wir hier nun so her­um­stan­den, haben wir uns auf dem iPad den ers­ten Teil der Net­flix Serie KATLA ange­se­hen. Sie spielt in Vik, wo wir ges­tern die ers­ten Puf­fins gese­hen haben. Vie­le Loka­li­tä­ten konn­ten wir direkt wie­der­erken­nen. Die Serie spielt nach einem Vul­kan­aus­bruch und ent­wirft eine Welt, in der mys­te­riö­se Ereig­nis­se und über­na­tür­li­che Phä­no­me­ne auf­tre­ten. Sehr sehens­wert - ins­be­son­de­re wenn man gera­de Island bereist.

So gegen 22:00 Uhr flau­te der Wind dann end­lich etwas ab. Zuvor hat­ten wir bereits geges­sen. Es hat­ten sich auf dem Park­platz noch wei­te­re Cam­per ein­ge­fun­den, die den Sturm aus­harr­ten. Am spä­ten Abend dann fuh­ren sie alle nach­ein­an­der weg. Ich hat­te mich auf­grund der vor­ge­rück­ten Stun­de bereits damit abge­fun­den, über Nacht dort ste­hen zu blei­ben, Simo­ne war das dann aber unheim­lich, so allein dort zu ste­hen. Sie hat dann solan­ge rum­ge­jam­mert (kann sie gut!), bis ich wie­der aus dem Bett auf­stand und wir zu einem 12 km zurück lie­gen­den Cam­ping­platz gefah­ren sind.

In der Nacht hat es zwar nicht mehr gestürmt, aber mehr­fach hef­tig gereg­net. Das Wet­ter ist auf Island wirk­lich unbe­re­chen­bar. Die Ein­hei­mi­schen sagen „Wenn Dir das Wet­ter nicht gefällt, dann war­te eine Stun­de“. Es soll am nächs­ten Mor­gen aber bes­ser wer­den, dann ver­su­chen wir unser Glück erneut mit Can­yon und Eislagune.