18. 03. 2024 Fahrt nach Tortuguero
Wir sind ziemlich früh aufgestanden, da es bereits um 6:30 Uhr losgeht. Mit einem kleinen Bus wurden wir nach Caño Blanco gefahren, von dort geht es dann mit einem Boot weiter.
Im bergigen Costa Rica bedeutet das: rauf-runter-Kurve rechts-Kurve links-besonders scharfe Kurve. Kurze Zeit wurde die Straße etwas gerader und wir konnten uns etwas erholen, dann kam die Schotterpiste mit massenhaft Schlaglöchern, also Gas geben, stoppen, ruckeln usw. Es war eine rechte Tortur.
Die Anreise nach Tortuguero ist schon ein Abenteuer für sich, da die Gemeinde nur per Boot oder Flugzeug erreichbar ist – Straßen gibt es hier nicht. In Caño Blanco wechselten wir daher das Transportmittel. Mit einem schnellen Boot ging es ca. 1 Stunde durch Flussläufe in Mangrovenwäldern nach Tortuguero.
Tortuguero liegt abgelegen an der Karibikküste Costa Ricas, etwa 40 km von der nicaraguanischen Grenze entfernt in der Provinz Limón. Der Name Tortuguero bedeutet übersetzt „Ort, an den die Schildkröten kommen“ und leitet sich vom spanischen Wort für Schildkröte, tortuga ab. Tortuguero ist bekannt als eines der wichtigsten Schutzgebiete für Meeresschildkröten weltweit. Von Juli bis Oktober kommen Tausende von Grünen Meeresschildkröten an die Strände, um ihre Eier zu legen, was Tortuguero zu einem Mekka für Naturliebhaber macht.
Im Nationalpark Tortuguero liegt das gleichnamige Dorf, in dem etwa 700 Menschen leben. Seit etwa 1975 steht der Nationalpark unter Schutz. Haupteinkommensquelle für die Bewohner Tortugueros ist heute der wachsende Tourismus, vor allem wegen der am Strand von Tortuguero regelmäßig nistenden Meeresschildkröten.
Das feuchte, tropische Klima, das für den üppigen Regenwald verantwortlich ist, prägt das gesamte Gebiet. Trotz seiner Beliebtheit bei Touristen hat Tortuguero seine Ursprünglichkeit bewahrt, da es keine großen Hotelketten gibt, sondern nur kleine, naturnahe Lodges. Ökotourismus und Nachhaltigkeit stehen hier im Mittelpunkt, und Besucher können an geführten Touren teilnehmen, die tief in die Natur und Kultur der Region eintauchen lassen.
Im Nationalpark leben unter anderem Kapuzineraffen und Faultiere. Besonders interessiert haben uns die dort heimischen grünen Aras (Große Soldatenaras, Ara ambiguus).
Bereits auf unserer Bootsfahrt zu unserer Lodge entdeckten wir einige Tiere:




Kurz nach 12:00 Uhr kamen wir in unserer Lodge (Tortuga Lodge & Gardens), die sehr schön direkt am Tortuguero Fluss liegt, an. Es gab einen leckeren Saft zur Begrüßung und dann ging es sofort zum sehr guten dreigängigen Mittagessen. Dabei beobachtete uns ein großer grüner Leguan, der ganz entspannt auf der Terrasse lag.




Wir saßen auf der Terrasse mit Blick auf den Fluss. Die gegenüberliegende Flussseite bildet eine schmale langgestreckte Landzunge mit einer Landepiste für kleinere Flugzeuge, dahinter liegt ist ein langer Strand und die Karibik. An diesem Strand legen die Grünen Meerschesschildkröten im Juli bis Oktober ihre Eier - dazu waren wir leider zu früh im Jahr dort.
Fakten zur grünen Meeresschildkröte
- Je nach Lage des Nests und Durchschnittstemperatur während der Entwicklung der Eier werden mehr Männchen oder Weibchen geboren (Kühler: hauptsächlich Männchen, Wärmer: hauptsächlich Weibchen)
- Grüne Meeresschildkröten (Green Sea Turtle) gelten als stark gefährdet und stehen auf der roten Liste gefährdeter Tierarten
- Sie werden in freier Wildbahn bis zu 70-80 Jahren alt
- Insgesamt erreichen sie eine Größe von bis zu 140 cm und werden bis zu 190 kg schwer
- Alle 2-5 Jahre kommen die Weibchen der grünen Meeresschildkröte an die Strände zurück, an denen sie auch geschlüpft sind. Dort wissen sie, dass die Voraussetzungen gegeben sind und ihre Nachkommen sich voraussichtlich gut entwickeln können.
- In der Regel kommen mehrere hundert oder sogar tausend Weibchen pro Nacht an die Strände und graben ihre Nester.
- Ab September startet dann - nach ca. 50 Tagen Brutzeit - die Schlüpfsaison bis in den November hinein
Als Tourist kann man die Eiablage der weiblichen Schildkröten zwischen dem 1. Juli und dem 31. Oktober beobachten. Die Nationalparkbehörde reglementiert die Besucherströme. Die Beobachtung ist abends zwischen 20:00 und 0:00 Uhr nur mit einem zertifizierten Guide möglich. Tickets können bei der Nationalpark-Behörde gekauft oder über eine Lodge gebucht werden. Also eventuell ein Grund, noch einmal später im Jahr dorthin zu reisen…
Hier einige Bilder von der Lodge - vom Boot aus und mit der Drohne.



Beim Mittagessen konnten wir uns etwas erholen, danach haben wir unsere sehr schönen Zimmer mit Terrasse zum Fluss bezogen. Hier einige Bilder unseres Zimmers:



Nach kurzem Ausräumen unseres Gepäcks ging es schnell weiter zur Besichtigung der „Stadt“ und des Sea Turtle Conservancy. Am Abend hatten wir uns auch noch zu einer nächtlichen Tour durch den Dschungel angemeldet. Puh….. Stress pur!
Mit dem Shuttle-Boot von der Lodge sind wir auf die andere Seite des Flusses gefahren und beim Sea Turtle Conservancy ausgestiegen. Dort gab es Infos und einen Film über die Rettung und den Schutz der Meeresschildkröten. Anschließend sind wir Richtung Village gegangen und haben direkt am Weg ein Dreifinger-Faultier auf einem Baum gesehen. Es hing hoch im Baum und wirkte so relaxt, wie man es sich vorstellt. Es bewegte sich, aber nur gaaaaaaaaaaaaaaaanz langsam. Dabei gelang mir bereits am ersten Tag in Tortuguero eines meiner Lieblingsbilder dieser Reise:

Das Dreifingerfaultier, bekannt als Bradypus, ist ein faszinierendes Säugetier aus den tropischen Regenwäldern Mittel- und Südamerikas. Mit seinen charakteristischen langen, gebogenen Krallen und einem runden Gesicht ist es perfekt an das Leben in den Bäumen angepasst. Das Fell des Faultiers ist oft grünlich gefärbt, da es von Algen besiedelt wird, die ihm zusätzliche Tarnung bieten.
Dreifingerfaultiere sind extrem langsame Tiere, die sich nur etwa 0,24 Kilometer pro Stunde bewegen, was auf ihre energiearme Ernährung aus Blättern zurückzuführen ist. Sie schlafen bis zu 20 Stunden am Tag und verdauen ihre Nahrung äußerst langsam. Die Fortpflanzung ist ebenfalls gemächlich: Nach einer Tragzeit von etwa sechs Monaten bringt das Weibchen ein Junges zur Welt, das sich an die Mutter klammert, bis es nach etwa einem Jahr selbstständig wird.
Während wir dann weiter in Richtung Tortuguero-Village gingen, hörten wir ein lautes Gekreische in den Bäumen und entdeckten einen weiteren Höhepunkt: Große Soldatenaras (Ara ambiguus, Great green macaw) saßen in den Mandelbäumen und schlugen sich die Bäuche voll.



Anschließend bummelten wir noch etwas durch das kleine Dorf Tortuguero und hatten ein echt karibisches Feeling. Das Dorf selbst ist klein und charmant, mit bunten Häusern, gemütlichen Bars und Restaurants und kleinen Souvenirläden. Es gibt keine Autos, was dem Ort eine ruhige, entspannte Atmosphäre verleiht.
Zudem kann man das tägliche Leben der Einheimischen beobachten, die vom Fischfang und Tourismus leben. Zum Abschluss unserer Tour entdeckten wir auf dem Gelände der kleinen Dorf-Kirche in einem Baum ein Paar Goldkehltukane (Black-mandibled Toucan, Ramphastos ambiguus).
So fotogen wie die beiden aufgemacht waren, wollten die wohl zu ihrer kirchlichen Trauung:

Anschließend ging es mit dem Shuttle-Boot zurück zur Lodge. Gegen 17:30 Uhr haben wir uns mit unserem Guide Miguel (genannt Monkey) und weiteren Interessierten getroffen, Gummistiefel angezogen und sind in den Dschungel hinter dem Hotel gegangen. Eine nächtliche Führung!
Das war schon recht gruselig. Da Costa Rica unweit des Äquators liegt, herrscht hier ähnlich wie in Ost-Afrika praktisch immer Tag- und Nachtgleiche. Somit wird es gegen 18:00 Uhr bereits sehr schnell dunkel. Und mit dunkel meine ich WIRKLICH dunkel, hier gibt es keinerlei Lichtverschmutzung!
Man konnte im Dschungel daher fast nichts sehen, bis der Schein der Taschenlampe es traf. Meist war es zum Entsetzen meiner Frau irgendeine Spinne 🕷️, eine grauseliger als die andere oder ein Käfer! Sie war daher sehr froh, als die Tour beendet war. Hier einige fotografische Ergebnisse der nächtlichen Tour:




Als Entschädigung für das gruselige Abenteuer gab es dann aber wieder ein sehr leckeres Abendessen.
19. 03. 2024
Wieder sind wir früh aufgestanden. Um 6:00 Uhr trafen wir uns am Bootssteg zu einer Bootstour durch den Mangrovenwald. Wie auch in Afrika, sind die Tiere in der Natur am besten in den frühen Morgenstunden zu beobachten. Hier unser Boot mit Guide:

Kurz nach Sonnenaufgang ging es dann los. Zunächst entdeckten wir in den Bäumen nicht weit von unserem Hotel Brüllaffen:


Sie machten ihrem Namen alle Ehre, die Rufe waren weit zu hören. Auf der Tour gab es auch sehr viele Vögel zu sehen, hier eine kleine Auswahl:



Und hier der Grund, warum man in den Flüssen Costa Ricas besser nicht schwimmen sollte:

Die Bootstour dauerte etwa zwei Stunden, danach gab es erst einmal ein sehr leckeres Frühstück mit Costa Ricanischem Kaffee. Dieser wird in den Lodges üblicherweise im „french style“ zubereitet. Dazu kommen ca. 60g Kaffeemehl in eine Kanne, die dann mit 1l heißem Wasser aufgefüllt wird. Nach 2 Minuten wird dann ein Stempel heruntergedrückt, um den Brühvorgang zu beenden.
Auf der Terrasse lag wieder ein großer grüner Leguan, der sich von uns aber nicht stören ließ. Sehr lecker waren in Costa Rica immer die frischen Früchte - kein Vergleich zu den importierten bei uns zuhause.


Am Nachmittag sind wir mit dem Shuttle-Boot noch einmal zum Dorf hinübergefahren. Wir hofften, die grünen Aras noch einmal zu finden - und hatten Glück:




Wir sind dann noch etwas durch das Dorf spaziert und haben uns in einer am Fluss gelegenen Bar noch einen kühlen Drink gegönnt. Langsam gewöhnten wir uns an den Slogan Costa Ricas:

20. 03. 2024
Nach dem tollen gestrigen Erlebnissen, hatten wir am Morgen erneut eine Bootstour gebucht und uns wieder um 6:00 Uhr am Bootsanleger getroffen. Auch diesmal konnten wir viele Vögel beobachten:







In Tortuguero sind drei Primatenarten heimisch. Neben den Brüllaffen vom Vortag konnten wir diesmal auch die noch fehlenden Kapuziner Affen (White face monkey) und Geoffrey-Klammeraffen (Spider monkey) fotografieren:


Die Bootstour dauerte wieder etwa zwei Stunden. Nach einem leckeren Frühstück trafen wir uns dann um 10:00 Uhr mit einem neuen Guide, um die höchste Erhebung von Tortuguero, den Cerro Tortuguero mit seinen knapp 120m Höhe „zu besteigen“.
Wir fuhren zunächst mit dem Boot etwa 1km flussabwärts und gingen dann durch den dichten Urwald die 120m bergauf. Bei der Hitze und Luftfeuchtigkeit war das ein sehr schweißtreibendes Unterfangen. Nassgeschwitzt genossen wir den Blick auf den Endlauf des Rio Tortuguero und die Karibikküste. Hier ein Panoramafoto von oben und ein Beweisfoto vom Gipfel des Cerro Tortuguero 😉:


Anschließend ging es denselben Weg wieder hinunter und durch ein kleines Dorf am Fuße des Hügels namens San Francisco. Anschließend fuhren wir mit dem Boot wieder zurück zur Lodge und erholten uns von der Strapaze…
Abends habe ich die mitgebrachte Drohne gestartet und noch einige letzte Aufnahmen unserer schönen Hotelanlage gemacht:




Nach einem Cocktail und wieder sehr leckerem Abendessen in der Lodge fielen wir erschöpft in die Betten. Am kommenden Morgen geht es dann weiter zur nächsten Location.