08. 06. 2025

Nach einer ange­neh­men Nacht - wir haben im Wohn­mo­bil sehr gut geschla­fen - genos­sen wir unser ers­tes Früh­stück im Cam­per, das war schon sehr cool. Auch die Dusche funk­tio­nier­te sehr gut. Anschlie­ßend mach­ten wir uns auf in den Þing­vel­lir Natio­nal­park. Am Weges­rand wuch­sen über­all Alas­ka-Lupi­ne, wun­der­schön lila anzusehen.

Der Ort Þing­vel­lir gilt auf­grund sei­ner gro­ßen his­to­ri­schen und geo­lo­gi­schen Bedeu­tung als Natio­nal­hei­lig­tum Islands. Islands ers­ter Natio­nal­park wur­de dort im Jahr 1928 gegrün­det. Das Gebiet um Þing­vel­lir wur­de wegen sei­nes her­aus­ra­gen­den uni­ver­sel­len Wer­tes in die Lis­te des UNESCO-Welt­kul­tur­er­bes aufgenommen.

Der Name Þing­vel­lir bedeu­tet wört­lich „Ebe­ne der Volks­ver­samm­lung“ und gilt als Sym­bol für die islän­di­sche Geschich­te. Im Jahr 930 wur­de hier das Alþin­gi, das islän­di­sche Par­la­ment, gegrün­det – das ältes­te noch bestehen­de Par­la­ment der Welt. Fast neun Jahr­hun­der­te lang, bis 1798, fan­den die Ver­samm­lun­gen an den Ufern der Öxará statt. Zahl­rei­che prä­gen­de Ereig­nis­se der Lan­des­ge­schich­te nah­men hier ihren Lauf, wes­halb Þing­vel­lir für vie­le Islän­der als die eigent­li­che Wie­ge ihres Staa­tes gilt.

Die fas­zi­nie­ren­de Land­schaft von Þing­vel­lir ent­stand im ein­zig­ar­ti­gen geo­lo­gi­schen Umfeld eines Gra­bens zwi­schen der Nord­ame­ri­ka­ni­schen und der Eura­si­schen Kon­ti­nen­tal­plat­te. Hier zer­rei­ßen tek­to­ni­sche Kräf­te die Lava­fel­der und for­men spek­ta­ku­lä­re Spal­ten und Schluch­ten. Beson­ders ein­drucks­voll ist die Alman­nag­já, die „All­män­ner­schlucht“, die als Höhe­punkt des Natio­nal­parks gilt.

Vor Errei­chen der eigent­li­chen Park­plät­ze gab es noch einen tol­len Aus­sichts­punkt auf den Þing­vel­lir­vatn, also den See. Die­ser soll der größ­te Island sein. Außer­dem liegt der Park sozu­sa­gen zwi­schen den Kon­ti­nen­ten und drif­tet aus­ein­an­der. Die Spal­ten kann man gut sehen, bereits hier:

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Eigent­lich woll­te ich hier die Droh­ne flie­gen las­sen, aber das ist im NP nicht erlaubt und es waren sehr vie­le Leu­te da. Þing­vel­lir liegt am soge­nann­ten „Gol­den Cir­cle“ und nur ca. 40 Fahr­mi­nu­ten von der Haupt­stadt Reykja­vik ent­fernt und ist daher ein sehr belieb­tes Aus­flug­ziel. Über­haupt ist der gan­ze Park eine ziem­li­che Tou­ris­ten­at­trak­ti­on und daher voll mit Men­schen. Eigent­lich so gar nicht unser Ding, aber es ist nun mal sehr schön hier. Das soll­te man daher gese­hen haben.

Neben unse­rem ers­ten Was­ser­fall in Island, dem Öxarár­foss, waren die klei­ne Kir­che Þing­val­la­kirk­ja und das fünf­gie­be­lig Þing­vel­lir-house sehens­wert. Im Haus befin­den sich Büros des islän­di­schen Pre­mier­mi­nis­ters (Gie­bel 1-4), des Park­ver­wal­ters und des Pries­ters der klei­nen Kir­che (Gie­bel 5).

Nach der Besich­ti­gung des ers­ten Was­ser­falls, des Öxarár­foss im Þing­vel­lir Natio­nal­park saßen wir bei einem Kaf­fee und ein paar Zimt­schne­cken wie­der gemüt­lich in unse­rem Mobil­heim und plan­ten die nächs­ten Aben­teu­er. Ist wirk­lich cool, so eine Rei­se mit dem Camper!

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Nach kur­zer Rast ging es dann wei­ter zum Gey­sir und Strok­kur. Der Gey­sir namens „Gey­sir“ ruht schon lan­ge, außer Dampf war wenig zu sehen.

Der Gro­ße Gey­sir wur­de 1294 das ers­te Mal erwähnt, als ein star­kes Erd­be­ben die bereits vor­her bekann­ten Quel­len des Hau­ka­dalur erschüt­ter­te und die geo­lo­gi­sche Akti­vi­tät maß­geb­lich ver­än­der­te. Im Jahr 1647 wur­de er vom Bischof Bryn­jól­fur Sveins­son erst­mals unter dem Namen Gey­sir beschrie­ben. Schon im 17. Jahr­hun­dert erkann­te man dann, dass die Akti­vi­tä­ten der Spring­quel­le direkt mit Erd­be­ben in Zusam­men­hang ste­hen müs­sen. 1845 erreich­te er eine Höhe von 170 Meter. Sei­ne Aus­brü­che erreich­ten meist Höhen bis zu 60 Meter. Ab 1915 stell­te der Gro­ße Gey­sir sei­ne Akti­vi­tät ein. Erst 1935 wur­de er für eini­ge Jah­re wie­der aktiv, um danach für län­ge­re Zeit zu schlafen.

Er ist übri­gens Namens­ge­ber aller Gey­si­re auf der Welt. Das Wort „Gey­sir“ lei­tet sich vom islän­di­schen Verb „gey­sa“ ab, was so viel wie „spru­deln“, „her­aus­sprit­zen“ oder „wild strö­mend“ bedeu­tet. Der Name wur­de im 19. Jahr­hun­dert aus dem Islän­di­schen ins Deut­sche und ande­re Spra­chen über­nom­men und fand dann als Bezeich­nung für alle ähn­li­chen hydro­ther­ma­len Phä­no­me­ne welt­weit Verwendung.

Der benach­bar­te Gey­sir Strok­kur dage­gen bot die ganz gro­ße Show - und das alle ca. 10 Minuten.

Und zu guter Letzt ging es noch wei­ter ent­lang des Gol­den Cir­cle zum Gul­foss. Es war dort kalt, win­dig und ordent­lich laut. Der Fluss Hví­tá stürzt hier in zwei Stu­fen – 11 und 21 Meter hoch – in eine beein­dru­cken­de Schlucht, die bis zu 70 Meter tief ist.

Beson­ders ein­drucks­voll ist die enor­me Was­ser­men­ge: Im Durch­schnitt rau­schen rund 109 m³ pro Sekun­de in die Tie­fe, im Som­mer sogar noch mehr. Die Schlucht ent­stand über Jahr­tau­sen­de durch das Zusam­men­spiel von Was­ser und Eis. Zwei Mal im 20. Jahr­hun­dert – 1930 und 1948 – wur­de sie durch Glet­scher­läu­fe kom­plett geflutet.

Sig­rí­ður Tómas­dót­tir – die Frau, die den Gull­foss rettete

Dass der Gull­foss heu­te in sei­ner ursprüng­li­chen Form zu sehen ist, ist nicht selbst­ver­ständ­lich. Anfang des 20. Jahr­hun­derts plan­te eine eng­li­sche Fir­ma, hier ein Was­ser­kraft­werk zu bau­en. Der Was­ser­fall war bereits ver­pach­tet, ein Stau­damm schien nur noch eine Fra­ge der Zeit.

Die Bäue­rin Sig­rí­ður Tómas­dót­tir vom nahe­ge­le­ge­nen Hof Bratt­holt setz­te sich uner­müd­lich gegen die­ses Pro­jekt ein. Mit Unter­stüt­zung des Anwalts Sveinn Björns­son, der spä­ter Prä­si­dent Islands wur­de, führ­te sie einen lan­gen Rechts­streit. Als die Lage aus­sichts­los erschien, droh­te sie sogar damit, sich in die Flu­ten zu stür­zen. Schließ­lich schei­ter­te der Pacht­ver­trag – aus­ge­rech­net an einer ver­spä­te­ten Zah­lung – und der Was­ser­fall ging zurück in staat­li­che Hände.

Noch heu­te erin­nert eine Gedenk­ta­fel aus Stein am Was­ser­fall an ihren Ein­satz. Spä­te­re Plä­ne, die Was­ser­mas­sen für Ener­gie zu nut­zen, wur­den eben­falls abge­lehnt. Seit 1979 steht der Gull­foss offi­zi­ell unter Natur­schutz und gehört dem islän­di­schen Staat.

Hier eini­ge Bil­der des Gulfoss:

Auf dem Park­platz stan­den auch eini­ge mar­tia­li­sche 8x8 Mobi­le für Off­road-Tou­ren bereit. Die­se Gefähr­te hat­te ich bis­her nur im Fern­se­hen mit Inter­kon­ti­nen­tal­ra­ke­ten auf dem Rücken gese­hen. Die­se Ver­sio­nen hier gefal­len mir da doch deut­lich besser:

Anschlie­ßend haben wir uns einen Cam­ping­platz gesucht. Die Wahl fiel auf die Flúðir cam­ping Site. Der Platz war rie­sig und wir haben einen guten Stell­platz gefun­den. Nach der übli­chen Vor­be­rei­tung (Land­strom-Anschluss, Nivel­lie­rung mit­tels Auf­fahr­kei­len) koch­ten wir dann das klas­si­sche Cam­per-Essen: Spa­ghet­ti Bolo­gne­se. Vor­weg gab es einen lecke­ren Salat. Dazu ein Glas Rot­wein 🍷 aus dem Shop vom Flug­ha­fen Kefla­vik. Lecker!